Neuburg
Spannender Blick hinter die Kulissen des Stadtmuseums

Werkstatt, Keller, Dachstuhl und leere Ausstellungsräume: Besucher erleben die Einrichtung von einer anderen Seite

09.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr
Sonst nicht mögliche Einblicke hat es gestern zum Denkmaltag im Stadtmuseum gegeben. Dabei ging es für die Besucher durch den Fluchttunnel und zum mittelalterlichen Rest der Stadtmauer. −Foto: Janda

Neuburg (sja) Von der Gegenwart in die Barockzeit und in die Spätgotik, ein Abstecher ins tiefe Mittelalter und schließlich wieder zurück ins Heute: Auf diese spannende Zeitreise haben sich gestern die Teilnehmer einer Führung der etwas anderen Art im Neuburger Stadtmuseum eingelassen.

Der Blick hinter die Kulissen fand anlässlich des Tags des offenen Denkmals statt.

Ein solches Denkmal, darauf wies Leiter Michael Teichmann bereits zum Start der Tour hin, ist das Museumsgebäude in der Amalienstraße selbst. Und nicht nur das: Es vereint obendrein die genannten Epochen in sich. Denn das Weveldhaus, wie das Bauwerk heißt, stammt ursprünglich aus den Spätjahren der Gotik. Erst im 18. Jahrhundert ist es als Sitz für Wilhelm Adam Balduin von Weveld umgebaut worden; der berühmte Eichstätter Baumeister Gabriel de Gabrieli verpasste dem markanten Gebäude das heutige barocke Antlitz.

Dass sich dennoch noch immer viel Mittelalter darin befindet, erfuhren die Besucher vor allem im Keller, wo etwa eine jahrhundertealte Zisterne zu sehen ist. Sie könnte ein ausschlaggebendes Argument dafür gewesen sein, warum die Familie Weveld - acht Jahre vor dem Kauf der Hofmark Sinning - als ihren Stadtsitz das prächtige Bauwerk wählte. Auch ein Fluchttunnel, der sonst verschlossen ist, befindet sich dort - und Teichmann öffnete ihn gerne für die Besucher, um diese zu einem fast vergessenen Stück Neuburger Geschichte zu führen. Denn gleich hinter dem runden Gang mit Wänden aus Wellblech, der hinter dem Museumsgarten endet, befindet sich ein Überrest der Stadtmauer, die wohl im Mittelalter entstanden ist. Erbauer könnte der Ingolstädter Herzog Ludwig der Bärtige gewesen sein, der im elften Jahrhundert die Befestigungsanlagen Neuburgs erneuern ließ. Heute ist dort nur noch das Fundament eines Wehrturms erhalten; dessen Ausmaße sind jedoch gut erkennbar.

Doch nicht nur das Gebäude stand bei der Führung im Mittelpunkt, sondern auch das Geschehen darin. "Museumsarbeit findet vor allem am Schreibtisch statt", erklärte Teichmann, der den Besuchern auch Einblicke in die Werkstatt der Einrichtung gab. Und dabei zeigte sich vor allem: Hinter den Kulissen geht es recht eng zu. "Wir müssen hier natürlich mit der historischen Bausubstanz auskommen", so der Museumsleiter, der diesen Aspekt jedoch bewusst nicht kaschieren will. Stattdessen ist das Weveldhaus mit seiner Geschichte mehr oder weniger ein eigenes Exponat. "Die Besucher sollen die Räume als solche auch erfahren", so der Fachmann.

Zur Geltung wird es auch vom 23. September bis 25. November kommen. Dann wird im Stadtmuseum die neue Sonderausstellung "Hut auf zum Gebet" über Kopfbedeckungen aller Glaubensrichtungen zu sehen sein. Noch sind die Räume dafür fast komplett leer, wie die rund zwei Dutzend Teilnehmer der Führung sahen. "Es steckt aber viel Arbeit darin, um sie mit Inhalt zu füllen", erklärte Teichmann, bevor er die Gruppe auch in den hölzernen Dachstuhl des Barockpalais führte.