Burgheim
Spannende Historie zum Anfassen

Im heimatgeschichtlichen Museum in Burgheim schlummern Funde aus der Frühzeit der Gemeinde

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr
Ein Stück Geschichte: Unter anderem ein altes Uhrwerk aus Straß ist im heimatgeschichtlichen Museum in Burgheim zu sehen. Doris Zitzmann und ihre Vereinskollegen pflegen die Sammlung im Rathauskeller. −Foto: Janda

Burgheim (DK) Eine Pfeilspitze aus der Eisenzeit, Scherben aus längst vergangenen Jahrhunderten oder ein Uhrwerk aus der Kirche in Straß: Das Museum in Burgheim bietet Einblicke in spannende Geschichtskapitel. Verantwortlich für die Sammlung sind die Mitglieder des Heimatgeschichtliches Vereins.

Ein etwas unscheinbares Dasein fristet die Ausstellung im Rathauskeller in Burgheim. Dabei liegt dort manch spannende Kostbarkeit aus der Geschichte der heutigen Marktgemeinde. Gleichzeitig spannt die kleine Schau den Bogen von der Frühgeschichte der Region bis zur jüngeren Vergangenheit des Orts - allein schon durch die Ausstellungsräume, an die zwei Gefängniszellen angrenzen. Fristeten dort noch vor einigen Jahrzehnten Straftäter ihr Dasein, nutzt die Gemeindeverwaltung die beiden Kämmerchen heute als Lagerraum. Doch der Keller des 1830 errichteten Bauwerks mit seiner steinernen Gewölbedecke hat nicht nur diese doch etwas düstere Vergangenheit, wie Doris Zitzmann weiß. "Früher war das hier auch die Schranne, wo Bäcker und Metzger ihre Waren angeboten haben", so die Vorsitzende des Heimatgeschichtlichen Vereins. Noch heute zeugen ein Brunnen und die Rollen an der Decke, an denen einst das Fleisch hing, von dieser Epoche.

Exponate wie das Uhrwerk aus Straß, das aus dem Jahr 1894 stammt, mehrere landwirtschaftliche Geräte und auch einige Möbelstücke runden die Sammlung ab. Der Großteil der Schau, welche die rührigen Vereinsmitglieder über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen haben, beschäftigt sich indes mit der Frühgeschichte. Beginnend mit Stücken von Mammutzähnen, die Millionen Jahre im Burgheimer Erdreich lagen, über Keramikfragmente, Teile von Werkzeugen erzählen sie von einer frühen Besiedlung der Region. Vor allem aus dem Raum Dezenacker und Illdorf sind viele Funde erhalten.

"Man muss aufpassen, dass man sich nicht verzettelt."

Doris Zitzmann, Vereinsvorsitzende

 

Dass sich die Menschen schon damals gerne in Burgheim niederließen, lag wohl auch am Kirchberg, auf dem heute das Gotteshaus St. Cosmas und Damian thront. Vor allem die Römer erkannten den strategischen Wert der Anhöhe und errichteten dort ein Kastell. Wohl nicht die einzige Befestigungsanlage des Imperiums in Burgheim, auf dessen heutiger Hauptstraße, also Donauwörther Straße, Marktplatz und Bahnhofstraße, einst die Via Raetica verlief. Spuren eines zweiten Kastells, das den Kirchberg und das Zentrum des Markts wohl sogar umschlossen hat, sind aufgetaucht. "In Burgheim ist die Dichte archäologischer Funde daher sehr hoch", weiß Zitzmann, die den Vereinsvorsitz vor vier Jahren von Albert Hoesch übernommen hat. Spuren dieser hohen Dichte gibt es auch rund um den heutigen Kernort zuhauf, wie nach dem Zweiten Weltkrieg Fachleute beim Hitzipoint entdeckten (siehe eigenen Bericht) . Funde aus dieser Ära, die vermutlich nach einem Einfall der Alemannen auf die Zeit der römischen Besiedlung folgte, gehören ebenfalls zu der Ausstellung, die seit 1996 im Rathauskeller untergebracht ist.

Der komplette Fundus des Heimatgeschichtlichen Vereins ist das aber nicht, wie Zitzmann betont. Gleich gegenüber der Verwaltung, im Untergeschoss einer früheren Apotheke, warten weitere Schätze. "Mittlerweile brauchen wir diese Lagerflächen unbedingt", weiß sie und lässt den Blick durch die Räume schweifen. Über alte Trachtenkleidung aus dem ganzen Rainer Winkel, einen Webstuhl, der aus dem Stepperger Schloss stammen soll, und unzählige Möbelstücke. Gleichzeitig haben sich die Lagerflächen mittlerweile als Ausstellungsräume bewährt. "Unser Ziel ist es, einmal pro Jahr eine kleine Sonderausstellung zu organisieren", so Zitzmann. Zuletzt kamen beim Marktfest knapp 200 Besucher, das Thema war "Bier in Burgheim".

Die Vorsitzende weiß, wie wichtig solche Schmankerl sind, um das Interesse für die Historie der Heimat am Leben zu halten. Und dazu gehört neben der Bewahrung und Erforschung der frühgeschichtlichen Funde aus ihrer Sicht mittlerweile auch die jüngere Vergangenheit. "Man muss aber aufpassen, dass man sich dabei nicht verzettelt", betont sie angesichts der vielen potenziellen Exponate aus den vergangenen Jahrzehnten. Was davon für ein Museum geeignet ist und was eher nicht, sei keine leichte Aufgabe für die derzeit 96 Mitglieder des Vereins. "Eine gute Größe", findet die Vorsitzende. Einzig bei den jüngeren Jahrgängen wäre ihrer Ansicht nach etwas Nachwuchs nicht schlecht.

 

Das heimatgeschichtliche Museum im Burgheimer Rathauskeller ist nur nach vorheriger Vereinbarung für Besucher geöffnet. Wer einen Blick auf die Exponate werfen will, soll sich bei der Gemeindeverwaltung unter Telefon (08432) 94 12-131 melden.

BURGHEIMER WARE

Die heutige Marktgemeinde Burgheim muss einst eine stattliche Bajuwarensiedlung gewesen sein. Zumindest lassen darauf zahlreiche Funde schließen. Diese stammen vor allem aus einer großen Aktion im Jahr 1949, der ersten großen Flächengrabung nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals untersuchte ein Team unter dem Archäologen Werner Krämer, dem auch der Burgheimer Heimatforscher Gustl Müller angehörte, eine frühere Siedlung. Die Artefakte aus Keramik, die beim sogenannten Hitzipoint - unweit des heutigen Sportplatzes - ans Tageslicht kamen, waren derart einzigartig, dass ihre Bearbeitungsart heute unter dem Namen "Burgheimer Ware" bekannt ist - erkennbar an einer umlaufenden Besenstrichverzierung. Einige Stücke sind auch im heimatgeschichtlichen Museum in der Marktgemeinde zu sehen. Später tauchten derartige Funde auch an anderen Orten auf, beispielsweise im Neuburger Stadtgebiet. | DK