Sinning
Sozialdemokraten teilen kräftig aus

Bei der SPD-Kreisdelegiertenversammlung gibt es vor allem Kritik für die CSU - Widuckel wiedergewählt

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Applaus für den alten und neuen Vorsitzenden: Der Karlskroner Werner Widuckel (rechts) leitet auch in den kommenden Jahren die Geschicke der SPD im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. −Foto: Fotos: Janda

Sinning (DK) Der Asylstreit zwischen CDU und CSU hat gestern die Kreisdelegiertenversammlung der Neuburg-Schrobenhausener SPD in Sinning geprägt. Neben jeder Menge Kritik am politischen Mitbewerber gab es auch Wahlen - mit erfreulichem Ergebnis für die sozialdemokratische Führungsriege im Landkreis.

Rein zeitlich gesehen bildete die Wahl des Kreisvorstands bei dem Treffen den wichtigsten Punkt. Und auch für die Zukunft dürfte die Bestätigung von Werner Widuckel als Kreischef und seinen Vorstandskollegen nicht gerade von unerheblicher Bedeutung sein. Angesichts der Geschehnisse in der Bundespolitik spielten die Personalien gestern allerdings lediglich eine untergeordnete Rolle. Selbst für die SPD scheint der Zwist in der Union derzeit viel spannender zu sein. So gab es neben Weißwürsten auf dem Teller deftiges Wahlkampfgetöse im Saal.

Auf den Magen schlugen die Querelen zwischen CDU und CSU den Genossen zwar nicht. Gerne sehen sie das Geschehen in Berlin allerdings auch nicht, wie mehrere Redner betonten. "Das ist ein Spiel mit dem Feuer", erklärte etwa der alte und neue Vorsitzende, der sich am fehlenden Vertrauen von Innenminister Horst Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder für eine europäische Lösung in der Asylfrage störte. "Aber wer hat den Viktor Orbán ständig den Rücken gestärkt?" Seiner Meinung nach hat "die CSU längst entschieden, Angela Merkel zu stürzen". Ein Prozess, der auch für seine Partei Konsequenzen haben werde.

Andreas Fischer, Landtagskandidat der SPD, rief all die Themen in Erinnerung, um die sich die CSU aus seiner Sicht nicht kümmert. "Pflege, Bildung, Erziehung, Wohnungsbau - es gibt so viele wichtige Dinge", erklärte der Neuburger und versprach, sich in den kommenden Monaten dafür einzusetzen. An Motivation für einen engagierten Wahlkampf mangelt es Fischer eigenen Worten zufolge nicht. "Und die Leute sehen, dass wir die Themen angehen", wusste er.

Auch rein finanziell sieht es bei der SPD Neuburg-Schrobenhausen derzeit nicht schlecht aus, wie Kassier Hermann Steger bestätigte. "Wir können einen starken Wahlkampf führen", sagte er. Ob es bei einem bleibt, bezweifelt derzeit allerdings wohl nicht nur der Kreisvorsitzende. Widuckel rief den Grundsatz in Erinnerung, immer genügend Finanreserven für einen Wahlkampf in der Kasse zu haben. "Wir wissen nicht, ob wir bald einen Landratswahlkampf führen müssen", meinte er angesichts des möglichen Wechsels von FW-Landrat Roland Weigert in den Landtag. "Doch ich weiß mittlerweile auch nicht mehr, ob wir nicht bald doch einen vorgezogenen Bundestagswahlkampf haben."

Es sind also düstere Zeiten, die derzeit politisch herrschen. Das sah auch der Landtagskandidat und oberbayerische SPD-Bezirkschef Florian Ritter so. Er ärgerte sich bei seiner Rede vor rund 35 Genossen vor allem über eine inhaltliche Annäherung der Christsozialen zur AfD. "Die CSU greift mittlerweile jede Parole auf, da geht es nicht mehr um Bayern, sondern einzig und allein um die CSU selbst", schimpfte er. Statt über Heimat zu sprechen, forderte er Taten, "damit sich die Menschen ihre Heimat überhaupt noch leisten können". Das gilt seiner Meinung nach für das gesamte Land. "Durch dieses Kasperltheater auf Bundesebene ändert sich doch nichts für die Bürger", so Ritter, der einen konkreten Nutzen von der Politik forderte - nämlich ein besseres Leben und bessere Chancen für die Bürger.

Diese fordert die SPD auch in der Region. Doch das zu realisieren, ist Werner Widuckel zufolge nicht immer leicht. Als Beispiel nannte der Karlskroner die verpasste Chance für einen Nationalpark in den Donau-Auen. "Ein Ministerpräsidentenwechsel reicht aus, damit alle sachlichen Argumente keine Rolle mehr spielen", schimpfte er. Für ihn sei das Thema aber keineswegs erledigt, "denn ein Aquarium ist kein Ersatz für einen Nationalpark". Großen Wert legt Widuckel auch auf den Erhalt des Donaumooses, allein schon aus ökologischen Gründen. "Das ist ein Teil unserer Heimat, die wir erhalten wollen", erklärte der SPD-Kreischef.

Stefan Janda