Neuburg
Sie hüten seit Jahrzehnten das Siebener-Geheimnis

Vermessungsamt und Landkreis ehren zwei erfahrene Feldgeschworene aus Burgheim und Rennertshofen

07.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:55 Uhr
Dank für langjähriges Engagement: Vermessungsdirektor Claus-Albrecht Vetter (l.) und Landrat Roland Weigert (r.) ehrten Wolfgang Wünsch (v.l./25 Jahre aktiv), dessen Frau Elisabeth sowie Johann Biber junior, desse Vater Johann Biber senior in Rennertshofen bereits seit 60 Jahren Feldgeschworener ist. −Foto: Foto: Janda

Neuburg (sja) Sie kennen jeden Grenzstein und jede Markierung, wissen um die Befindlichkeiten der Grundstückseigentümer und sind bei Streitigkeiten immer wieder schlichtend im Einsatz: Die Feldgeschworenen leisten im Freistaat seit Jahrhunderten einen bedeutenden Dienst.

Zwei langjährige Ehrenamtliche sind gestern im Landratsamt für ihr Engagement geehrt worden.

Aus den Händen von Landrat Roland Weigert und Vermessungsdirektor Claus-Albrecht Vetter nahm Wolfgang Wünsch aus Burgheim eine Urkunde und Geschenke für seine 25-jährige Arbeit als Feldgeschworener entgegen. 1993 hatte er das Ehrenamt übernommen, dafür gab es neben lobenden Worten und den Präsenten für seine Frau Elisabeth einen Blumenstrauß. Noch viel länger ist Johann Biber senior aus Rennertshofen im Amt, nämlich 60 Jahre. Aus gesundheitlichen Gründen kann der 95-Jährige die Arbeit allerdings nicht mehr verrichten, Siebener, wie die Feldgeschworenen heißen, bleibt er allerdings. Denn diese Tätigkeit ist ein Ehrenamt auf Lebenszeit. Die Auszeichnung, zu der bei diesem besonderen Jubiläum auch ein Luftbild der Heimatgemeinde gehört, nahm Bibers Sohn Johann junior stellvertretend entgegen.

An Arbeit mangelt es den Fachleuten übrigens nicht, wie Vermessungsdirektor Vetter berichtete. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen habe es im Vorjahr mehr als 600 Vermessungstermine gegeben, dabei waren weit über 3000 Grenzpunkte festzustellen. Ohne die Expertise und das Detailwissen der Feldgeschworenen sei diese Arbeit für seine Behörde nur schwer zu stemmen. "Denn Sie wissen Bescheid vor Ort, wir brauchen Sie und sind froh, Sie zu haben", betonte Vetter und dankte den Geehrten auch im Namen seiner Mitarbeiter. Der Behördenleiter, der erst seit einigen Wochen den Chefposten am Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Ingolstadt übernommen hat, verwies auch auf die profunde Menschenkenntnis der Feldgeschworenen, die oftmals von großer Bedeutung sei. Landrat Roland Weigert (FW) erinnerte außerdem an die wichtige Mitarbeit der Ehrenamtlichen bei der Klärung von Jagdgrenzen, die oftmals kaum erkennbar und mitten in der Landschaft liegen. "Da brauchen wir oft Ihre Hilfe", so Weigert, der selbst aktiver Waidmann ist.

Im gesamten Freistaat sind derzeit rund 26000 Feldgeschworene aktiv. Das Amt ist nicht nur gesetzlich verankert, es zählt in Bayern obendrein zum immateriellen Kulturerbe. Siebener heißen die Männer - und seit einigen Jahrzehnten auch Frauen -, weil früher in einer Gemeinde in der Regel sieben Feldgeschworene tätig waren. Gleichzeitig gelten die Mitglieder der Gemeinschaft als Hüter des sogenannten Siebener-Geheimnisses, das streng zu hüten ist. Dieses legt fest, wie bestimmte Kennzeichnungen an Grenzsteinen angebracht sein müssen. Auf diese Weise ist ein unrechtmäßiges Versetzen der Grenzen noch heute erkennbar.