Neuburg
Sehenswert und mit manchem Kniff

Die Ausstellung von Kathrin Pfaff-Lukas und Michael Lukas macht sogar den Neuburger Rathausfletz zum Exponat

17.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Der bedeutende Kunstexperte und Kurator Stefan Graupner (rechts) konnte zur Einführung in das Werk von Kathrin Pfaff-Lukas und Michael Lukas gewonnen werden. −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Eine höchst fein auf den Raum reagierende, ja in gewisser Weise den Raum inszenierende, alles Laute, Grelle meidende, intim und dadurch umso ansprechendere Ausstellung ist seit Sonntag in der städtischen Galerie im Neuburger Rathausfletz zu sehen. "Tandem" des Künstlerehepaars Michael Lukas und Kathrin Pfaff-Lukas. Fazit: mit nicht falscher Erwartungshaltung unbedingt sehenswert!

Um es pauschal zu sagen: Es ist keine Kunst, die sich auf den raschen Blick erschließt, die sich, voran die Objekte von Michael Lukas, eindeutig festlegen lassen. Und das, obwohl sie ja ganz und gar gegenständlich sind, ein Unterscheidungsmerkmal, das oft gerne zum Verständnis gerade moderner Kunst herangezogen wird. Nur zeigen die Globen etwa nicht die vertraute Welt. Stefan Graupner vermutete in seiner klugen Hinführung auf die Ausstellung eine womöglich gar andere Welt, jedenfalls eine veränderte Wahrnehmung von Welt. Es sind voran atmosphärische Veränderungen. Solche könne jeder Mensch wahrnehmen, solche Veränderungen können aber auch geschaffen werden.

Es ist das erste Mal, dass das Ehepaar, das die Kunst einst schon zusammenführte - beide sind Absolventen von Daniel Spoerri, der selbst in seinen Arbeiten die tradierte Formen- und Formelsprache sprengte - in Neuburg so eng jedenfalls künstlerisch zusammenarbeitet. Dass man denn in der Ausstellung auf so viele Berührungspunkte stößt, ergründet sich nicht allein, dass die beiden sich halt gut kennen; die ganze Ausstellung ist auch das Ergebnis der intensiven Auseinandersetzung mit dem Raum, der in einer, ja vielleicht der zentralen Arbeit von Kathrin Pfaff-Lukas selbst zum Ausstellungsobjekt wird.

Die Bildbeschreibung dieser Arbeit von Stefan Graupner darf stellvertretend stehen für die ganze Subtilität und Sublimität dieser filigran komplexen Ausstellung: "Kathrin Pfaff-Lukas hat sich als einen herausgehobenen Präsentationsort das halbkreisförmige Oberlicht der dem Eingang gegenüberliegenden Türe ausgewählt. Sie kopiert Segmente der Halbkreisform und trägt die auf Papier aufgezeichneten Felder in verkleinerter Form mit messerscharfem Skalpell Schicht um Schicht in präziser, gleichsam operativer Vorgehensweise ab, bis nur noch eine hauchdünne, lichtdurchlässige Membran übrig bleibt. Die an Scherenschnitte erinnernden Formen montiert sie anschließend in Teilen auf die Scheiben und verleiht der Bausubstanz dadurch eine Schwerelosigkeit, ändert die Lichtintensität und verwandelt je nach Witterung im Außenraum die Farbigkeit des einfallenden Tageslichtes im Ausstellungsraum."

Diese feingliedrigen, Veränderungsprozesse wahrnehmbar machenden Verfahren spinnen sich in anderen Arbeiten fort. Graupner, den man ohne Übertreibung zu den führenden Kunstexperten im Lande rechnen darf, spricht von den "modularen Bausteinen der Natur". Verwandte Prozesse auch bei Michael Lukas, auch wenn die Ergebnisse auf den ersten Blick sich zumeist völlig anders ausnehmen. Geometrisch-kristalline Strukturen treffen auf verwurzeltes Geflecht aus der Natur. Seine Objekte bringen eine Ansammlung, Graupner nennt sie, "alchemistische Versuchsanordnungen" museal präsentierter Requisiten und kryptisch veränderter Alltagsgegenstände, hinter denen etwa Kulthandlungen vermutet sein wollen. Was seine Bilder sind, seine Arbeiten wollen, darauf gibt Michael Lukas, Dozent der Sommerakademie, selbst eine Antwort: "Wie können wir neue Karten zeichnen, da uns doch alles schon wohlbekannt ist? Indem wir die Orte neu denken, sowohl aus der eigenen Erfahrung und unserem Wissen, als auch aus unseren Träumen und Sehnsüchten."