Bittenbrunn
Schwere Ketten sichern Hochwasserabfluss

Donau-Wasserkraft AG baut Nothubsysteme an allen Staustufen von Bertoldsheim bis Vohburg ein

20.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:23 Uhr
Zentnerschwere Glieder einer Spezialkette liegen zur Montage an den Staustufen bereit (links). Der Bößhenz-Trupp befestigt sie an den bestehenden Ketten (rechts). Damit können die 24 Meter langen Wehrfelder bei massivem Hochwasser mit mehr als 2000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde auch ohne Energie aus dem Kraftwerk gehoben werden. −Foto: Rein

Bittenbrunn (r) Ein Dilemma wie an Pfingsten 1999 soll es nie mehr geben. Die damalige "Jahrhundertflut" strömte durch einen Kabelgang ins Zentrum der Staustufe Bittenbrunn und legte die Energieversorgung lahm. Die Wehre mit ihren schweren Ketten mussten mit einem Aggregat des Militärs hochgezogen werden.

Jetzt lässt die Uniper Wasserkraft eine dreifache Sicherung in alle Kraftwerke an der mittleren Donau einbauen. Mit Energie aus dem Kraftwerk können die Wehre im Regelfall angehoben werden. Im Notfall könne man auch ohne Eigenversorgung arbeiten, dazu stehen mehrere Notstromaggregate bereit. Und jetzt kommt eine zusätzliche Kette, "sozusagen als vierte Redundanz", so beschreibt es Eon-Maschinenbauer Konrad Zitzler.

Der Zusatz ist eine Kettenlasche mit Gliedern im Einzelgewicht von 83 Kilogramm. Sie wird an der bestehenden Kette befestigt und bietet an jedem Glied einen Befestigungspunkt für geflochtene Stahlseile. Im Fall des Falles hebt ein Autokran Hubzylinder auf das Maschinendach, die dann mit den eingehängten Seilen die 76 Tonnen schweren und 24 Meter breiten Wehrtorsegmente anheben und damit den maximalen Wasserdurchfluss sichern können. Zylinder und Stahlträger sind in einem Depot in Bittenbrunn gelagert. Dieses zusätzliche Wehrtor-Nothubsystem ist von den Aufsichtsbehörden nach dem Hochwasser 2013 verlangt und nach einem gelungenen Probebetrieb in Bittenbrunn akzeptiert worden, so Theodoros Reumschüssel, Pressesprecher von Uniper Wasserkraft. Die Donau-Wasserkraft AG (DWK) als Eigentümerin finanziert die Nachrüstung. Sie kostet pro Staustufe 200 000 Euro und soll Zug um Zug in Ingolstadt, Bergheim, Bertoldsheim und Vohburg montiert werden. Am Stau Ingolstadt sperrt der Betreiber dazu kommende Woche die Betriebsbrücke. Vier Tage sind eingeplant. Problematischer wird es in der zweiten Maiwoche werden, wenn die Brücke am Stau Bergheim gesperrt wird und ein Kran mit 80-Meter-Ausleger den Arbeitskorb mit den Monteuren zum Arbeitsplatz schweben lässt. Im Korb befindet sich Hans-Jörg Bößhenz mit seinen Kollegen. Der Neuburger Schlossereibetrieb führe den Auftrag aus, so Ingenieur Konrad Zitzler, "weil er mit viel Herzblut an diese Arbeiten an den Donaukraftwerken herangeht".