Neuburg
"Schöner Wohnen" für die Fischwelt

Uniper renaturiert Donauufer bei Bertoldsheim - Gelbbauchunke verhindert Durchstich

07.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:29 Uhr
Ein langer Baggerarm greift in die Donau und holt die Flussbausteine heraus (Bild oben). Sie werden als Inseln und Buhnen an anderer Stelle eingebaut. In der Baggerschaufel blieb auch ein MG-Patronengurt hängen, um den sich die Kampfmittelbeseitiger kümmerten (rechts unten). Die Gelbbauchunke (links) verhindert den Durchstich zum Silbermann. Fische wie der Huchen (Mitte) bevorzugen die Kehrwasser. −Foto: Rein, dpa

Neuburg (r) "Kehre" für Raubfische und Karpfen, Rückzugsorte für Rotfedern, Unterstand für den Huchen und Heimat für Amphibien - so sieht die ideale Struktur eines Flussufers im Sinne des Artenschutzes aus. Jetzt dürfen sich die Fische auf neue Lebenslandschaften in der Donau unterhalb der Staustufe Bertoldsheim freuen.

Auf der rechten Stromseite lässt Kraftwerksbetreiber Uniper auf knapp einem Kilometer Länge das Ufer regelrecht aufbaggern. Flussbausteine, die früher für die Stauhaltung Bittenbrunn platziert worden waren, holt der Baggerführer mit seinem 18-Meter-Ausleger wieder heraus. Mit dem tonnenschweren Material formt er eine Insel und mehrere "Buhnen" in der Donau. Das ergibt Unterstände und Laichplätze für die Fischwelt.

Bäume sind bis auf wenige Exemplare gefällt worden, blanke Uferstreifen werden instabil. Es handelt sich um einen Prallhang mit einer leichten Linkskurve der Donau. Die steile Uferböschung ist mehrere Meter hoch, man meint, die Donau tieft sich hier immer mehr ein. Hochwasser werden hier künftig das Ufer erodieren, der Fluss wird sich ein Stück Land zurückholen.

Besonders der Artenvielfalt unter Wasser wird dieser Eingriff dienlich sein. Ähnliches haben die Wasserbauer unterhalb der Staustufe Vohburg gemacht. Die Fischwelt sei danach regelrecht aufgeblüht, "wie wenn sie darauf gewartet hätte", sagt Werner Eidelsburger, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt. Für die Donau seien diese Renaturierungen ein ökologischer Gewinn.

Der Fischereiverein Neuburg, Pächter der Donaustrecke, begrüßt das etwa 40000 Euro teure Projekt von Uniper außerordentlich. Enttäuscht zeigen sich die Fischer darüber, dass ein zweites Thema (noch) nicht zum Tragen kommt: Ein Durchstich von der Donau bis zum nahegelegenen Silbermann-Altwasser. Der Altarm verlandet zusehends und könnte durch Wasserschübe des Flusses "aufgefrischt" werden.

Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt in Neuburg hat allerdings ihr Veto eingelegt. Zum einen verlangt sie ein Gesamtkonzept für alle flußbegleitenden Auen und zum anderen verweist sie auf einen kartierten Biotop, der Heimat der seltenen Gelbbauchunken sein soll.

Ein aktueller Nachwuchs dieser Amphibien sei nicht gegeben, betont Josef Hubbauer, Sprecher der Interessensgemeinschaft der Donaufischer. Der wichtige Durchstich scheitere an einer "vagen Vermutung". Uniper wäre für dieses Umweltprojekt zu haben gewesen und der Fischereiverein Neuburg wäre als Träger aufgetreten. "Aber wenn man Fische nur noch als Vogelfutter sieht und nur auf Unken Rücksicht nimmt, dann ist das alles andere als ausgewogen."

"Die Zukunft der Donau liegt auch neben der Donau", findet Josef Hubbauer. Das heißt, die Ertüchtigung der Nebengewässer könnte der Artenvielfalt enorme Dienste leisten. Das zeige sich auf der linken Donauseite an der Belebung des Hatzenhofener Altwassers durch den Umlaufgraben. Deren glasklares Fließgewässer suchen auch die wiederangesiedelten Huchen zum Laichen auf, wie die Fischer beobachtet haben.

Das Thema Silbermann sei noch nicht zu den Akten gelegt worden, sagt Dionys Schiebel, Wasserbaureferent der Ingolstädter Fachbehörde. Es zähle zum Maßnahmenkatalog im Zuge der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtline.