Priester
"Ich wollte schon immer Pfarrer werden"

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Mit einem Eispickel der Gebirgsjäger posiert Pfarrer Georg Guggemos vor der Rennertshofener Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Auf das Erinnerungsstück an seine Zeit bei der Bundeswehr ist er stolz - dort habe er Kameradschaft gelernt, erzählt der gebürtige Allgäuer. - Foto: Schanz

Priester war für Georg Guggemos schon als Kind der Traumberuf schlechthin - und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn es nach ihm ginge, würde er gerne noch ein paar Jährchen in Rennertshofen bleiben.

Gefragt nach seinem Lebenslauf, holt Georg Guggemos grinsend einen großen Eispickel hervor und schwingt ihn gekonnt in der Hand. Als Drohung will er das nicht verstanden wissen. "Das ist eine schöne Erinnerung an meine Zeit bei den Gebirgsjägern", sagt der 52-Jährige über seinen Wehrdienst. "Dort habe ich viel über Kameradschaft gelernt." Die Wanderungen über Alpenpässe, die abendlichen Trinkrunden, die schreienden Unteroffiziere: Für den Hauptgefreiten Guggemos waren das Einblicke in eine ganz andere Welt, von denen er noch heute profitiert, wie er sagt.

Eine Laufbahn bei der Bundeswehr wäre für den gebürtigen Allgäuer dennoch nie in Frage gekommen - denn für ihn gab und gibt es nur einen Traumberuf: "Ich wollte schon immer Pfarrer werden."

Geboren und aufgewachsen als sechstes von sieben Kindern in Seeg bei Füssen, war der Bub von der Frömmigkeit des Dorfpfarrers Anton Glas enorm fasziniert. "Er war ein liebenswerter und freundlicher Mann. Er hat uns Kinder zum Bergsteigen mitgenommen, bis hinein ins Österreichische haben wir die Berge erobert", erzählt Guggemos mit leuchtenden Augen. Auf Empfehlung eines örtlichen Paters schickten die christlichen Eltern ihren Sohn auf das Gymnasium und Internat der Salesianer Don Boscos in Buxheim bei Memmingen.

So mancher Internatsschüler an christlichen Einrichtungen wollte später von der Kirche nichts mehr wissen - doch Georg Guggemos berichtet nur Gutes von den Lehrern. "Die Salesianer sind sehr offen, sehr liberal im guten Sinne. Sie haben uns zu nichts gezwungen: Das Christliche war da, aber wir mussten nicht in die Messe, wir durften." Der Herzenswunsch, Priester zu werden, wuchs und reifte weiter. Nach Abitur und Priesterseminar in Augsburg folgte am 26. Juni 1992 die Priesterweihe.

Wie fühlte es sich an, im Hohen Dom zu Augsburg ausgestreckt auf dem Boden zu liegen und Ja zu Gott zu sagen? "Es war atemberaubend. Ich war endlich Priester. Ich war auf Wolke Sieben", erinnert sich Guggemos an den Moment, als sein Traum in Erfüllung ging. "Es mag vielleicht langweilig klingen, denn ich hatte kein spannendes Erweckungserlebnis. Ich hatte einfach immer diesen Wunsch in mir", sagt er fast schon entschuldigend.

Daran konnte auch der Zölibat nicht rütteln: "Es ist nicht immer leicht, aber ich spüre, dass mir der Verzicht eine innere Freiheit und Freude gibt", sagt der Pfarrer dazu. "Ich habe gute Leute erlebt, die wären gute Priester geworden, aber sind deswegen diesen Weg nicht gegangen", erzählt er. Er verstehe das. "Doch selbst wenn Papst Franziskus diese Entscheidung freistellen würde, würde ich auf diesem Weg bleiben."

Gab es denn nie einen Moment des Zweifelns? "Ich erschrecke manchmal vor der Größe der Aufgabe. Schaffe ich das alles", antwortet Guggemos. Doch bereut habe er die Entscheidung bis heute nie. Im Gegenteil. "Ich liebe die Liturgie und feiere gerne Messe. Ich habe meine Sehnsucht zu meinem Beruf gemacht."

Wer sein Vorbild in der Kindheit kennt, der wundert sich nicht, wenn er Pfarrer Guggemos umringt von einer Traube Jugendlicher bei einem Marketingtermin der FC-Bayern-Stars in Neuburg sieht. Oder wenn der Pfarrer abends sein Pfarrheim für die Jugend aufsperrt, um Champions-League-Begegnungen der Roten anzuschauen. Oder wenn er sich beim großen Faschingszug kleine Streiche mit den Burschen nicht verkneifen kann. "Ich biete mich der Jugend an, aber dränge mich nicht auf", meint er bescheiden zu seinem bemerkenswert guten Draht zur Jugend in der Pfarreiengemeinschaft.

Damit der Name "Gemeinschaft" auch mit Leben gefüllt wird, tut Guggemos sein Bestes. Denn er weiß, dass es sich um ein künstliches und nicht um ein gewachsenes Konstrukt handelt. "Die Fliehkräfte sind stark durch die zwei Landkreise und es kostet viel Mühe, das Gemeinsame zu stärken", räumt er ein. Dass er das personifizierte Gemeinsame darstellt, weil er seit der Zusammenlegung hier Pfarrer ist, weiß er auch. Doch da ist viel mehr, betont er und nennt die beliebte Radlwallfahrt durch die ganze Pfarreiengemeinschaft Urdonautal, die Fußwallfahrt nach Mauern, die Chöre mit Mitgliedern aus den verschiedenen Pfarreien und die Jugendorganisationen, die zusammen feiern. "Am vergangenen Wochenende habe ich wieder fast alle Pfarreien bei Taufen, Gottesdiensten und so weiter besucht. Ich mag alle gleich gern und ich bin für alle da", sagt der Pfarrer.

Das neueste große Projekt ist sicherlich der Bau des Pfarrheims, das ein Treffpunkt für alle 5500 Gläubigen im Urdonautal werden soll. "Ich wäre froh, wenn wir heuer noch mit dem Bau anfangen könnten", sagt Guggemos zum Zeitplan.