Neuburg
Pater Lagleder berichtet über seine Arbeit

Seit über 30 Jahren in Südafrika tätig - 87 hauptamtliche Helfer

07.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr
Rainer Hamp
Dieses Kräftemessen ist wohl nur ein Spaß am Rande - denn die Arbeit von Pater Gerhard Lagleder und seiner Hilfsorganisation in Südafrika ist alles andere als einfach. −Foto: Lagleder

Zell (DK) "Ich bin der größte Berufsbettler auf Erden", sagte Pater Gerhard Lagleder auf einer Info-Veranstaltung im Pfarrheim von Zell. Eingeladen hatte ihn die Neuburger Pfarreiengemeinschaft St. Ulrich und St. Luzia. Dort berichtete der Pater, der familiäre Beziehungen nach Neuburg unterhält, über seine Arbeit.

Der Malteserorden hatte Pfarrer Gerhard Lagleder 1990 aus seiner Heimatstadt Regensburg nach Mandeni in Südafrika. Dort sollte er missionieren. Aber schon sehr bald stellte er fest, dass hier vor allem irdische Hilfe dringend gebraucht wird. 90 Prozent der etwa 250000 Einwohner sind bitterarm und ohne Krankenversicherung. Schlüsselerlebnis war eine Frau, die mit einer schlimmen Rückenverletzung zu ihm kam und nach zwei Tagen starb. Eine Krankenhausbehandlung konnte sie nicht bezahlen. Daraufhin gründete er mit Gleichgesinnten die Hilfsorganisation "Brotherhood of Blessed Gèrard", die heute eine der bedeutendsten in der Südafrikanischen Union ist.

Das Geld, das Lagleder und sein Orden in Südafrika braucht, kommt zum allergrößten Teil aus Spenden weltweit. Vor etwa 25 Besuchern erläuterte Pater Lagleder in Wort und Bild die Entwicklung und die Arbeit seiner Organisation "Brotherhood of Blessed Gèrard", die unter dem Motto "Wo die Liebe das Elend überwindet" arbeitet. Schwerpunkt ist der Krankendienst für arme Menschen im Umkreis von rund 50 Kilometer um Mandeni in der Provinz Kwa-Zulu-Natal. Die Provinz hat die höchste Aids-Rate der Welt. Die Behandlung und Betreuung dieser infizierten Menschen ist die Hauptaufgabe der Organisation.

Die Gesellschaft des Landes ist zweigeteilt, erläuterte Lagleder: Wenige Reiche haben eine dem europäischen Standard vergleichbare soziale und medizinische Versorgung, etwa 90 Prozent der Bevölkerung, vor allem Farbige, aber nicht. Fast jeder zweite Arbeitsfähige hat keine Arbeit und ist daher bettelarm. Sie werden von Hilfsorganisationen wie der von Lagleder so weit wie möglich betreut.

Fatal sei dem Geistlichen zufolge, dass die Menschen glauben, die Krankheit Aids käme von bösen Geistern. Infizierte Männer glaubten zudem, die Krankheit loswerden zu können, indem sie Mädchen entjungfern. So ist jedes zweite Mädchen im Krankenhaus das Opfer einer Vergewaltigung - und ebenfalls infiziert. Die Malteser starteten daher 2003 ein Aids-Behandlungsprogramm. Dazu gehören kostenlose HIV-Tests, Aufklärung, Beratung und Behandlung bedürftiger Patienten. Besonders wichtig sei, so der Pater, die Therapiebegleitung, damit die Medikamente auch planmäßig eingenommen werden, sonst sind sie unwirksam. Aufgrund der Begleitung leben 95 Prozent der Patienten auch nach drei Jahren noch. Ohne Behandlung beträgt die Lebenserwartung ein Jahr, mit Behandlung aber können sie so alt werden, wie ohne Krankheit auch. "Na, fünf- bis sechstausend werden es schon gewesen sein", meinte der Pater auf die Frage, wie viele Leben schon gerettet werden konnten.

Neben der Aids-Hilfe betreibt Lagleders Hilfsorganisation ein Hospiz, in dem unheilbar Kranke behandelt und betreut werden. Es gibt ein mobiles Pflegeteam, das Kranke in ihren Wohnungen versorgt, einen Kindergarten, ein Kinderheim für ausgesetzte, vernachlässigte, misshandelte oder missbrauchte Kinder und für solche, deren Eltern beispielsweise an Aids gestorben sind. Daneben gibt es Hilfsfonds für arme Kranke, für Menschen in Not, für unterernährte Kleinkinder, einen Stipendienfonds für begabte Schüler armer Eltern - Schule ist für die meisten unbezahlbar - und einen Erste-Hilfedienst. Gefördert werden auch Selbsthilfegruppen. "Hilfe zur Selbsthilfe ist die beste Medizin", sagt Pater Gerhard und meint damit nicht nur den Gesundheitsdienst sondern auch soziale Belange. Bei fast 50 Prozent Arbeitslosigkeit sind auch Anstöße zur Existenzsicherung wichtig.

Seit 1994 die Rassentrennung aufgehoben wurde, arbeiten in seiner Organisation vor allem einheimische Farbige mit; damit ist sie dort einer der größten Arbeitgeber. Zurzeit beschäftigt die Organisation 87 hauptamtliche Helfer, von denen jeweils im Durchschnitt 15 weitere Personen finanziell abhängen. Dazu kommen etwa 1500 "ehrenamtliche" Mitarbeiter, die aber auch die Unkosten bezahlt bekommen, dazu Essen und ärztliche Behandlung.

"Der Staat Südafrika bemüht sich, die soziale und medizinische Situation für seine Bürger zu verbessern", so Pater Lagleder auf Nachfrage. Weil das aber auf absehbare Zeit nicht reicht, sind Hilfsorganisationen wie seine dringend nötig. Um all diese kostenlosen Dienste anbieten zu können, sind die Malteser auf Spenden angewiesen. Das Spendenkonto lautet IBAN: DE37 7215 2070 0000 0120 21. Kontoinhaber ist die Bruderschaft des Seligen Gerhard.

Rainer Hamp