Neuburg
Normales Parken im Atomschutzbunker

Stadtwerke stellen "Mischbetrieb" der Tiefgaragen ein - Anlage unter dem Schrannenplatz saniert

17.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr
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Neuburg (r) Massive Gußrohrleitungen, Gasmasken und nummerierte Steine deuten darauf hin, dass die Neuburger Tiefgaragen als Atomschutzbunker konstruiert sind. Diesen aufwendigen Sonderunterhalt hat Betreiber Stadtwerke jetzt endgültig aufgegeben. "Wir gehen von Weltfrieden aus", meint Andreas Bichler.

Näher liegt dem stellvertretenden Werkleiter zunächst einmal die konkrete Kostenersparnis. Die Aufrechterhaltung der Bunkerfunktion für die Tiefgaragen Fürstengarten und Schrannenplatz ging ins Geld, deshalb hat die Stadtpolitik die Aufgabe des Mischbetriebs beschlossen. Ein Teil der Bunkertechnik ist abmontiert worden, vor allem die Dichtung der Einfahrten. Die Atomschutzkeller mussten absolut luftdicht sein und sollten innen mit Überdruck Radioaktivität und andere Unbill abhalten. Luftfilter und Wasservorräte hätten rechnerisch zwei Wochen lang für etwa 4000 Schutzsuchende ausgereicht.

"Vor allem der Unterhalt der Belüftungsanlagen war aufwendig", weiß Thomas Wehrmann, der Bunkerspezialist der Stadtwerke. Man habe sich noch aktuelle Schutzbunker wie in Landsberg angesehen, aber der Verzicht sei dann eine einvernehmliche Sache gewesen.

Jetzt hat der Betreiber den Parkkeller unter dem Schrannenplatz für 50 000 Euro sanieren lassen: verbesserte Lüftung und Elektrik, neue LED-Lampen, Parkscheinautomaten, Markierungen und Anstrich erneuert. Schwellen an den Ausgängen sind beseitigt worden. Die Tiefgarage vermittelt wieder einen hellen, freundlichen Eindruck. Geblieben ist die knappe Breite von 2,25 Metern pro Parkplatz.

Im Fürstgarten werden die Stadtwerke nicht ganz so kostengünstig davonkommen, nachdem der TÜV die Sprinkleranlage bemängelt hat. Die im Haushalt vorgesehenen 90000 Euro werden wohl für die Sanierung der Anlage fällig werden, überlegt Andreas Bichler. Oder man brauche einen Nachschlag für die Gesamtsanierung.

Die Tiefgarage Schrannenplatz mit ihren 45 Plätzen ist relativ gut frequentiert, die Stadtwerke haben zuletzt 17000 Parkscheine pro Jahr verkauft. Eine Stunde Parken kostet einen Euro, über eine Erhöhung wird diskutiert. Das gilt auch für die Garage Fürstgarten (145 Plätze), während die Tiefgarage unter dem Spitalplatz (60 Plätze) möglicherweise privatisiert wird.

Die Tiefgarage Fürstgarten wird heuer 30 Jahre alt. Am 21. November 1988 weihte die Stadt die Errungenschaft mit Freibier, Blasmusik und Heizstrahlern ein. Der damalige OB Günter Huniar bezeichnete sie als "weiteren Schritt, die Stadt lebens- und erlebenswert zu erhalten." Der Parkkeller kostete acht Millionen Mark, davon steuerte das Bundesinnenministerium zwei Millionen für die Bunkerfunktion bei. Ein "Bunkerdienst" von jungen Männern musste - anstelle des Wehrdienstes bei der Bundeswehr - mehrmals im Jahr antreten, um die Anlagen zu warten und die Bedienung zu üben. Mittlerweile ist "dienstfrei".