Neuburg
Noch mehr starke Frauen für die Politik

"Leistungen der Frauen im Bewusstsein der Bevölkerung verankern" - Ausstellung im Landratsamt

15.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr
Mit Frauen in Politik und Gesellschaft befasst sich die Ausstellung im Landratsamt. Prof. Daniela Neri-Ultsch (rechts) hat sie zusammen mit Abgeordneten zusammengestellt. Die Ausstellung soll nun durch alle Regierungsbezirke wandern. −Foto: Fotos: r

Neuburg (r) Die wenigen Männer saßen in der hintersten Reihe, Bürgermeisterinnen, Gemeinderätinnen und Abteilungsleiterinnen bestimmten das Auditorium. Die Eröffnung einer Wanderausstellung im Landratsamt war nicht männerfeindlich, sie weist nur unübersehbar auf die starke Rolle der Frauen in der Politik hin.

"Die Leistungen der Frauen müssen dauerhaft im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden", findet Professorin Daniela Neri-Ultsch. Die Expertin für europäische Geschichte an der Universität Regensburg hat zusammen mit Vertreterinnen der Landtagsfraktionen eine Ausstellung erarbeitet. Sie heißt "Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort" und wandert durch Bayern, um das Selbstbewusstsein der Akteurinnen zu stärken und Gleichstellung einzufordern, wo es nötig erscheint.

Und es ist vielfach nötig, urteilt die Professorin, deshalb will sie Frauen Mut machen, sich in Politik und Wirtschaft noch stärker einzumischen: "Es müssen mehr Frauen werden." 30 Prozent der Mitglieder in den Landtagen seien weiblich, 31 Prozent seien es im aktuellen Bundestag und immerhin 37 Prozent im Europäischen Parlament. In den bayerischen Landtag zogen 1946 erstmals fünf Frauen als Abgeordnete ein. In der Summe kommen seitdem 178 Abgeordnete zusammen - ein bescheidener Anteil mit 13,7 Prozent gegenüber den Männern.

Aber allein um Quantität gehe es nicht. "Frauen bringen eine eigene Art von Politik ein", weiß Eva Gottstein, seit zehn Jahren Abgeordnete in München und frauenpolitische Sprecherin der Freien Wähler. Hildegard Hamm-Brücher, Renate Schmidt oder Barbara Stamm sind für sie herausragende bayerische Politikerinnen. Die Ausstellung, ein Anliegen von Eva Gottstein, erwähnt sie alle und weist gleichzeitig auf das Jubiläum 100 Jahre Freistaat Bayern und 100 Jahre Frauenwahlrecht hin.

Bayern sei im November 1918 bei der Einführung des allgemeinen und des Frauenwahlrechts Vorreiter gewesen, so Daniela Neri-Ultsch. Nach dem Zweiten Weltkrieg förderten die US-Besatzer die Beteiligung der Frauen, weil sie sich positive Effekte beim Aufbau der Demokratie erhofften. Bis 1958 durften Frauen die Führerscheinprüfung nur mit Zustimmung der Ehemänner oder Väter machen. Erst in den 80er Jahren sei der Anteil der Politikerinnen bundesweit auf zehn Prozent gestiegen. Die zweite Frauenbewegung in den 80er Jahren brachte weitere gesellschaftliche Veränderungen. Sie mündeten auch in das Gleichstellungsgesetz von 1996. "Heute haben sich Frauen alle Politikfelder erarbeitet", so die Professorin. Dass Ministerpräsident Markus Söder den höchsten Frauenanteil in einem bayerischen Kabinett erreicht habe, findet sie ziemlich gut. Die erste Frau in der Staatsregierung sei übrigens Mathilde Berghofer-Weichner gewesen, zuerst als Staatssekretärin, ab 1986 als Justizministerin.

Der beeindruckende Weg der Frauen in der Politik lässt auch Landrat Roland Weigert nicht kalt. Er zitierte zur Ausstellungseröffnung berühmte Frauen von Sophie Scholl und Rosa Luxemburg über VdK-Präsidentin Ulrike Mascher bis zur "Vorzeigefrau" Pfalzgräfin Leopoldine. Heute verweise der Landkreis auf Mathilde Ahle als einzige Bürgermeisterin (Langenmosen) und auf acht Frauen im Kreistag. Die Beteiligung sei noch steigerungsfähig, so der Landrat, "in der Gleichverteilung gibt es noch viel zu tun".