Neuburg
Geheimwahl: Blackout im Landratsamt

15.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Neuburg (r) Das war noch nie da an einem Wahlabend: Das Landratsamt Neuburg gab keine Zwischenergebnisse heraus. Pressesprecher Thomas Assenbrunner erhielt Anrufe im Minutentakt, verweigerte aber die Auskunft. Warum? Der Sprecher und Oberregierungsrätin Birgit Foerstl beriefen sich auf eine angebliche Weisung des Landeswahlleiters, nur das vorläufige Endergebnis dürfe bekanntgegeben werden.

Nachdem die Proteste ständig zunahmen, stellte das Landratsamt um 20.37 Uhr die erste Schnellmeldung (13 von 21 Gemeinden) ins Internet.

Neben den Zeitungsredaktionen waren auch die Parteivertreter stocksauer: Auf ihren Wahlpartys leuchtete kein einziges Gemeinde- und Zwischenergebnis auf. Hans Günter Huniar von den Freien Wählern und Altlandrat Richard Keßler machten sich verärgert auf den Weg ins Landratsamt. Dort trafen sie im großen Sitzungssaal nicht etwa auf ein Wahlbüro mit Großleinwand, sondern auf 150 Jugendliche, die von Kreisjugendpfleger Alois Thumann in Übernachtungs- und Zimmerpflege eingewiesen wurden. Die Wahlzentrale fand sich nach längerer Suche in zwei Büros im zweiten Stock. Es gab Lachsbrötchen, aber keine Zahlen. Die Politikroutiniers Keßler und Huniar verließen die Behörde ein bisschen fassungslos.

Landrat Roland Weigert war nicht aufzutreiben. Er weilte angeblich auf einer Wahlparty der Freien Wähler in Rennertshofen. Sein Handy war ausgeschaltet.

Während das Landratsamt noch mauerte, flimmerten im Internet längst die Zwischenergebnisse etwa der Wahlkreise Eichstätt und Pfaffenhofen. Das Bayerische Fernsehen meldete bereits Erststimmensieger verschiedener Wahlkreise. Nach Intervention von Abteilungsleiter Willi Riß und einem Anruf von Juristin Birgit Foerstl endete der Dilettantismus um 20.37 Uhr mit dem ersten Zwischenresultat aus Neuburg-Schrobenhausen. Das Gesamtergebnis lag um 22.45 Uhr noch nicht vor, obwohl Neuburg längst gemeldet hatte.