Neuburg
"Das langt hinten und vorne nicht"

Horst Winter glaubt an Widuckel- und Werner-Effekt – Von der Grün verpasst Einzug in Landtag ebenfalls

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Neuburg (kpf) Den Tag nach der Wahl nutzten die Kandidaten, ihre Ergebnisse zu studieren, Niederlagen oder Siegesfeiern zu verdauen oder Zahlen zu analysieren. Horst Winter (SPD) ging das Thema praktisch an und baute im Regen gleich mal einige Plakate ab. Das ergibt Sinn, denn die zahlreichen Konterfeis am Straßenrand dienen nicht gerade der optischen Aufwertung des Stadtbildes. Natürlich hat auch Winter über Zahlenkolonnen gebrütet. Zufrieden konnte er bei einem Erststimmenanteil von 12,5 Prozent nicht sein. In keiner einzigen Gemeinde lag Winter mit den persönlichen Stimmen über dem Ergebnis der Partei. Dieses Ungleichgewicht führt er auf einen Achim-Werner- und Werner-Widuckel-Effekt zurück. Die prominenten Genossen hätten etliches an Stimmen über die Liste bekommen. Ob es für die beiden reicht, um in den Landtag zu kommen, ist noch offen. Optimistisch ist Winter, was die Kollegin Doris Rauscher aus Ebersberg betrifft. Mit der Erzieherin hatten die Genossen ein Zweitstimmenabkommen getroffen. „Die wird’s wohl schaffen“, meinte Winter, wohingegen bei ihm selbst, „das langt hinten und vorne nicht“.

Als Neuburgs SPD-Ortsvorsitzender will Winter nun die Ergebnisse der einzelnen Stimmbezirke studieren, um danach die Parteiarbeit auszurichten. Klärende Gespräche wird es auch geben, denn der gescheiterte Kandidat vermisste im Wahlkampf die Geschlossenheit der Genossen. Sein bestes Ergebnis hatte Winter mit 17,9 Prozent in der Kreisstadt. Sein schlechtestes waren die 3,4 Prozent in Berg im Gau. Auch in Brunnen, der Heimatgemeinde der SPD-Kreisvorsitzenden Astrid Welter-Herzberger, reichte es nur zu 6,1 Prozent für den Direktkandidaten und 10,6 Prozent für die Partei.

Nachdem die CSU die Stimmkreise mit Direktkandidaten abgeräumt hat, gibt es nur wenige Plätze für die Listenbewerber. Dass der Neuburger Politikwissenschaftler Matthias Enghuber ins Parlament einziehen kann, ist hochgradig unwahrscheinlich. Gelangt Enghuber in eine Nachrückerposition, könnte sich bei den Kommunalwahlen eine Chance auftun, wenn Abgeordnete als Oberbürgermeister oder Landräte kandidieren.

Ein paar Erstaunlichkeiten gab es bei Peter von der Grün (Freie Wähler). In Gerolsbach erhielt die Partei 25,9 Prozent, er persönlich hingegen nur 6,9 Prozent. In den Gemeinden Scheyern, Hohenwart und Gerolsbach hätten die Wähler nicht verstanden, dass er der Direktkandidat und Claudia Jung nur Listenkandidatin war, versuchte sich der Anwalt aus Neuburg einen Reim auf die Ergebnisse zu machen. Mit insgesamt 10,4 Prozent Erststimmen ist von der Grün nicht unzufrieden. „Wir haben uns als dritte Kraft im Landkreis etabliert“, fasst er zusammen.

Dort, wo man ihn kennt, hat er auch Stimmen bekommen. An seinem Wohnort in der Gemeinde Rennertshofen waren es immerhin 21,8 Prozent und in Waidhofen, wo von der Grün aufgewachsen ist, lag er bei 19,3 Prozent. „Das freut mich natürlich“, bedankte er sich bei den Wählern.

Absolut unzufrieden zeigte sich Rupert Ebner von den Bündnisgrünen. 10,7 Prozent erreichte er in Scheyern. In allen anderen Gemeinden lag er deutlich unter dieser Marke. Die Partei erhielt im neu gebildeten Stimmkreis nur bescheidene 4,7 Prozent.

Mehr als übersichtlich sind die Zahlen bei Wolfgang Schmidt (FDP). Sein bestes Ergebnis erreichte er zu Hause in Aresing mit 4,1 Prozent, das schlechteste musste er in Weichering mit 0,3 Prozent hinnehmen. Das Gesamtergebnis von 1,6 Prozent bezeichnete der Kaufmann noch am Wahlabend als Riesenenttäuschung.

848 Stimmen hat Schmidt aus Aresing geholt, Listenkollege Lui Toman aus Waidhofen kam auf 72. Einer, der überhaupt nicht mehr kandidierte, schlug sie beide – wenn auch auf der Bezirkstagsliste: Bernd Sandner aus Weichering, der seine Kandidatur zum 1. September zurückgezogen hatte, bekam mehr Stimmen aus dem Stimmkreis als die beiden anderen zusammen, 1018 nämlich.

Sandner war einem drohenden Parteiausschlussverfahren bei der FDP zuvorgekommen, und hatte hingeworfen, nachdem er dabei erwischt worden war, wie er für die Gauditruppe „Die Partei“, die von Comedian Martin Sonneborn (unter anderem „Heute Show“) geführt wird, Werbung gemacht hatte. Zu spät allerdings, um noch die Wahlzettel zu verändern. So stand er drauf – und räumte durchaus ansehnlich ab. Für eine Stellungnahme war er nicht zu erreichen.