Neuburg
Wirbelnde Waldzwerge und Feen

Große Ballett-Produktion "Der Mohnwald" ist ein zauberhaftes Märchen

25.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

Ende gut, alles gut: Der Mohnwald wird neu angepflanzt und alle Waldzwerge, Feen, Glühwürmchen, Mohnblumen, Waldgeister und Baummütter freuen sich.

Neuburg (DK) Ein zauberhaftes Märchen hat Mary Anne Strobel ihren 63 Tänzerinnen und zwei jungen Tänzern auf den Leib geschrieben. "Der Mohnwald" entführt für rund 80 Minuten in eine Welt mit Waldzwergen, Feen, Glühwürmchen, Mohnblumen, Waldgeistern und Baummüttern.

Jeder Ballettschülerin hat Strobel nach Alter und Ausbildungsstand eine Rolle zugewiesen und die Choreographie dem jeweiligen Können angepasst, ganz nach dem Motto "fördern und fordern, aber nicht überfordern". So gleicht sie auch verletzungsbedingten Trainingsausfall wieder aus. Die Musik stammt von acht verschiedenen Komponisten und ist gekonnt zusammengeschnitten, so dass ein stimmiges Gesamtwerk entsteht. Die quicklebendigen Hauptanteile stammen aus dem 1955 von Reinhold Glierè komponierten Ballett "The Red Poppy" - "Der rote Mohn". Dazu tanzen beispielsweise die drei Schwestern, die eigensinnige (Charlotte Mayr), die liebe (Theresa Bergbauer) und die kluge Schwester (Nadja Glasenapp) mit ihren drei Puppen. Katharina Hofmann, Christina Schloderer und Marlene Golder gelingt das Kunststück, ihren Gliedern genau das richtige Maß an hölzerner (Un)beweglichkeit zu verleihen. Paula Goronzi beeindruckt als Mutter Erde mit dem Tanz des Schwans aus Saint Säens €˜ "Karneval der Tiere" sowie gemeinsam mit Teresa Schlicker und Julia Ackermann als Sonne und Regen mit dem wunderschön eingängigen Adagio aus Gounods "Faust".

Die Geschichte, die sich Strobel ausgedacht hat, bietet viel Raum für zahlreiche Akteure. Es geht um einen düsteren und bedrückenden Wald, der nur noch von sieben Waldzwergen - getanzt von Elf- bis Zwölfjährigen - bewohnt wird. Als sie eine Mohnblume finden, erinnert sich der Älteste von ihnen an das Leben im Wald, wie es war, ehe die Holzfäller einfielen und alle Bäume fällten. Strobels elf- bis 14-jährige Eleven erledigen den Job mit Verve. Doch ehe sie den Traum wieder zerstören, wirbeln Waldzwerge, Waldfee (Noemi Lay), Glühwürmchen und Mohnblumen, Waldgeister und Baummütter über die Bühne und wecken die Sehnsucht nach jenem Paradies. Vom jüngsten, sechsjährigen Glühwürmchen über die neun- bis zehn Jahre alten Waldgeister bis zu den erwachsenen Baummüttern sind alle Ballettschüler mit Begeisterung dabei und strahlen ihre Freude am Tanz auf der Bühne auch aus.

Zwei Waldzwerge, Alexander Scholz, der mutige Zwerg, und Moritz Lorz, der "nicht so mutige Zwerg", machen sich auf den Weg zu den Menschen, denn Mutter Erde hat erklärt, dass nur die Menschen den Wald wieder anpflanzen könnten. In der Menschenwelt angekommen geraten die Zwerge in ein Fest auf der Uferpromenade. Ihren ersten Spitzentanz auf der Bühne zeigen elf 14- bis 16-jährige Tänzerinnen als junge Mädchen, die auf der Uferpromenade ausgelassen tanzen und feiern.

Was die vhs-Ballettaufführungen so überzeugend macht, sind nicht nur die tänzerischen Leistungen, allen voran natürlich der älteren Mädels und Solisten mit ihrem Spitzentanz. Strobel legt auch großen Wert auf Mimik und Gestik, und so wird die Geschichte mitgetragen vom Schlottern des ängstlichen Zwerges, vom Schmollen der eigensinnigen Schwester, dem Werben des Tanzlehrers ((Laura Lindner) um das schüchterne Mädel (Johanna Rudolph), dem Erschrecken der Waldgesellschaft über die Fällaktion und später die Freude über neu sprießenden Blumen. Denn natürlich gelingt es den beiden Zwergen, die Menschen in den Wald zu locken. Zahlreiche Helfer in der Näh- und Bastelwerkstatt haben wieder dazu beigetragen, ein buntes Bild mit fantasievollen Kostümen und Requisiten zu formen, die zum rundum gelungenen Gesamtwerk beitragen, das entsprechend kräftig beklatscht wird.