Neuburg
Virusgrippe im Altenheim: zwei Tote

Influenza überrollt Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt – Insgesamt 41 Erkrankte

29.12.2015 | Stand 02.12.2020, 21:49 Uhr

Besuche möglichst unterlassen: Leiter Stefan Langen hat in Absprache mit dem Gesundheitsamt mit einem Aushang auf die vielen Influenzafälle im Altenheim der Arbeiterwohlfahrt reagiert. Das Gesundheitsamt sprach gestern von 41 Erkrankten. Zwei Senioren sind bereits an den Folgen der Infektion gestorben. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Die Virusgrippe ist wie eine Flutwelle über das Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt hereingebrochen. Das Gesundheitsamt spricht von 41 Erkrankten. 13 Heimbewohner mussten in die Klinik, ein alter Mann und eine alte Frau sind bereits an den Folgen der Infektion gestorben.

Es war am Samstag um exakt 21.21 Uhr, als die Polizei bei Medizinaldirektor Bernhard Schmid zu Hause anrief. Die Beamten teilten dem Leiter des Gesundheitsamtes mit, dass 20 Bewohner des AWO-Seniorenheimes akut unter einer Atemwegserkrankung litten. Zehn davon seien bereits in die Kliniken St. Elisabeth eingeliefert worden. Ein 95-jähriger Mann war bereits verstorben. In der Nacht auf Sonntag starb dann noch eine 84-jährige Frau. Schmid mutmaßte anhand der Symptome, dass die Senioren an einer Virusgrippe, der Influenza A, erkrankt sein dürften. Dass er mit seiner Diagnose richtig lag, bestätigte gestern Nachmittag das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim. Dorthin hatte Schmid Rachenabstriche geschickt. Die zuvor durchgeführten Schnelltests hatten seinen Verdacht schon „zu 95 Prozent bestätigt“, wie er sagt. Was den erfahrenen Mediziner überrascht, ist die Tatsache, dass die Infektion so plötzlich bei so vielen Heimbewohnern gleichzeitig aufgetreten ist. „Das habe ich in 20 Jahren noch nie erlebt“, betont er. Eine plausible Erklärung dafür gibt es nicht. „Über das Essen kann man Influenza nicht verbreiten. Der Koch ist nicht schuld daran“, versichert Schmid. Die Virusgrippe halte sich an die traditionellen Infektionswege wie Anhusten, Anniesen und das Händeschütteln. Eine Quelle der Infektion konnte Schmid nicht ausmachen.

Was blieb, war die entsprechenden seuchenhygienischen Maßnahmen zu ergreifen. So wurde dem Personal bei der Begehung des Heimes am Sonntagvormittag empfohlen, bei der Arbeit einen Mundschutz zu verwenden, auf die Händedesinfektion zu achten und mögliche Kontaktflächen zu desinfizieren. Gemeinsame Veranstaltungen wurden gestrichen, um eine weitere Ausbreitung der Grippe nicht zu fördern. Außerdem sollen sich die Bewohner in ihren Zimmern aufhalten. Die Heimleitung reagierte entsprechend. Im Foyer des Seniorenheimes gibt es einen Aushang von Einrichtungsleiter Stefan Langen. Er bittet, Besuche möglichst zu unterlassen. Das Gesundheitsamt rate Kindern, Schwangeren und Personen mit bekannter Abwehrschwäche grundsätzlich von Besuchen ab. Wer in dringenden Fällen jemanden im Heim besuchen wolle, möge sich an eine der Pflegekräfte im Wohnbereich wenden, bittet Langen. Selbstverständlich gilt derzeit ein Aufnahmestopp für das Seniorenheim. Er wird erst aufgehoben, wenn das „Ausbruchsgeschehen beendet ist“, bestätigt der Medizinaldirektor.

Auch die Kliniken St. Elisabeth reagierten adäquat auf die massive Erkrankungswelle. Wie Schmid berichtet, wurden die Senioren auf einer Station zusammengefasst. Auch dort wird mit Mundschutz und Desinfektionsmitteln versucht, einer weiteren Ausbreitung der gefährlichen Grippeform zu begegnen. Neben der Behandlung der Symptome empfahl der Amtsarzt Heimbewohnern und Personal die Einnahme eines Virostatikums. Dieses Medikament soll die Vermehrung der Erreger im Körper verhindern. 22 der nicht erkrankten Senioren und zwei Mitarbeiterinnen hätten davon Gebrauch gemacht, berichtete Schmid gestern in einem Pressegespräch.

War am Samstagabend noch von 20 Erkrankten die Rede, stieg die Zahl am Sonntag auf 39. Gestern Nachmittag sprach der Gesundheitsamtsleiter von 41 Erkrankten, von denen sich 13 stationär im Krankenhaus befinden. Davon seien zwei verstorben. Insgesamt leben im AWO-Seniorenheim am Längenmühlweg 90 betagte Männer und Frauen.

Hätte eine so rasante Ausbreitung verhindert werden können? Der Medizinaldirektor ist sicher, dass das möglich gewesen wäre. Jahr für Jahr weist er vor Beginn der Grippeperiode bereits im frühen Herbst auf die Schutzimpfung gegen eine Virusgrippe hin. „Eine Impfung ist auch jetzt noch sinnvoll“, versicherte er gestern im Rahmen des Pressegesprächs. Es sei eben nur der Gang zum Hausarzt nötig.