Neuburg
"Tiefe Sehnsucht" nach der Vaterfigur

Neuburg, Oberhausen und Iglau nehmen Abschied von Pfarrer Dieter Lang

20.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Ein große Priesterschar nahm mit der Trauergemeinde in der Heiliggeistkirche Abschied von Pfarrer Dieter Lang (links). Der verstorbene Geistliche findet die letzte Ruhe im Priestergrab Unterhausen. Hier legen die Neuburger Pfadfinder einen Kranz nieder (rechts) - Fotos: r

Neuburg (r) „Der heimatlose Flüchtlingsbub Dieter Lang hat sein Zuhause gefunden.“ In einer bewegenden Predigt nahm Stadtpfarrer Herbert Kohler mit 24 Priesterkollegen gestern Abschied von Dieter Lang. Der Geistliche (67) war während einer Bahnfahrt gestorben.

Eine große Trauergemeinde füllte die Heiliggeistkirche und danach den Friedhof in Unterhausen. Dort findet der Verstorbene seine letzte Ruhe im Priestergrab. Mehrere Bürgermeister und Landrat Roland Weigert nahmen am Requiem teil. Die Kirchenchöre St. Peter und Hl.Geist begleiteten die Messe, auch Trompeter Robin Wukits war gekommen.

Pfarrer Herbert Kohler widmete seine Ansprache in Übereinstimmung mit den Angehörigen auch den schwierigen Seiten des Dieter Lang. Als Flüchtlingskind im Allgäu von der Dorfgemeinschaft gemieden und in Ablehnung des leiblichen Vaters sei sein Leben „von einer tiefen Sehnsucht nach einem Vater“ bestimmt gewesen. Dieses Suchen und die totale Ablehnung von Autoritäten habe dazu geführt, dass Pfarrer Dieter Lang auch polarisiert und manchmal Streit gesät habe. Andererseits nahm er sich selbst in väterlicher Rolle unter Einsatz von Zeit und Kraft junger Menschen an, um sie zum christlichen Glauben zu führen. „Er hat unwahrscheinlich viel angestoßen.“

Die Mutter sei die feste Säule für ihn gewesen, bis sie 2006 starb. Der belesene Theologe und Kunstkenner sei zuletzt voller Elan gewesen. Wortgewaltige Predigten machten sein Streben nach Gemeinschaft und Glauben deutlich. Dass sein Weg dorthin manchmal dazu geführt habe, „dass etwas abgestoßen wurde, darin liegt die Tragik im Leben des Dieter Lang“, so Herbert Kohler.

Am Grab sang Dekan Werner Dippel mit den Priestern ein letztes „Salve Regina“ für den verstorbenen Amtskollegen. Grabredner erinnerten daran, wie Dieter Lang neue Landjugendvereine gründete „und die Wemding-Wallfahrt der Oberhausener zu einem großen Pilgerzug anwachsen ließ“, bedankte sich Kirchenpfleger Peter Reißner. Er sei glaubwürdig und aufrecht gewesen, „wir bewunderten sein geistliches Profil und seine Bodenhaftung“, formulierte die Vertreterin des Landvolks. Bürgermeister Fridolin Gößl sagte Dank im Namen der Gemeinden Sinning, Ober- und Unterhausen.

Die Volksgruppe der Iglauer, einer deutschen Sprachinsel in Tschechien, war mit Heimattracht und Fahnen zur Beerdigung gekommen. „Wir haben unserem Heimatpfarrer viel zu verdanken“, sagte ihr Sprecher, „er war Seelsorger durch und durch und seine Sorge galt den Mitmenschen.“ Die Iglauer behalten ihren Pfarrer und seine Worte in bester Erinnerung. Er „und sein unbedingtes Eintreten für Versöhnung bleiben unvergessen“.

Dieter Lang, 40 Jahre im Priesterdienst, erlebte 22 Stationen als Kaplan und Pfarrer. Bundeswehrsoldaten legten einen Kranz für ihren früheren Militärpfarrer nieder. Die Neuburger Pfadfinder ehrten ihn, „weil er uns zum Nachdenken und zum Lachen gebracht hat“.