Neuburg
Widerstand auch gegen Erdverkabelung

Bund Naturschutz und Bürgerinitiativen befürchten durch Gleichstromtrassen Hindernisse für dezentrale Energiewende

17.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Neuburg (DK) Bund Naturschutz und Aktionsbündnisse haben ihren Widerstand gegen neue Stromautobahnen in Bayern auch bei Erdverkabelung bekräftigt. Gemeinsam lehnen sie die geplanten Gleichstromtrassen Suedlink und Süd-Ost als Hindernis für eine dezentrale Energiewende ab.

An einer gemeinsam verfassten Presseerklärung waren auch die Bürgerinitiativen aus dem Lech-Donau-Gebiet mit Anita Dieminger und Christian Baur aus Ellgau für das Augsburger Land, Manfred Burzler aus Unterhausen für Neuburg-Schrobenhausen und Martin Stegmair aus Niederschönenfeld für den Landkreis Donau-Ries vertreten.

"Engagierter Klimaschutz und sofortiger Atomausstieg sind wichtiger denn je. Dafür benötigen wir keine Stromautobahnen sondern mehr Energiesparen, mehr Energieeffizienz und den naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bayern. Das Ziel einer Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien muss auch in Bayern noch vor dem Jahr 2050 erreicht werden. Windenergie- und Fotovoltaikanlagen an den richtigen Standorten ernten die Energie Strom dezentral, umweltschonend und flächig über unsere Heimat verteilt", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern. "Dafür braucht Bayern eine Wende hin zu dezentralen Energiestrukturen. Eine zentralistische Netzausbauplanung mit neuen Übertragungsnetzen, wie die Gleichstromtrassen Suedlink und Süd-Ost, sind der falsche Weg. Stattdessen müssen vor Ort Bürgerenergiegesellschaften und Stadtwerke der Kommunen unterstützt werden", so Weiger weiter.

"Ziel für die Zukunft muss ein regionales Strommanagement sein, das die fluktuierenden Stromquellen Wind und Sonne mit regionalen und flexiblen Stromquellen unterstützt. Also zusätzlich zu Fotovoltaik und Windrädern regional steuerbarer Strom aus dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung, wie beispielsweise Biogas-Blockheizkraft-Werken, und aus regionalen Batterien in Quartierspeichern", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern.

"Der Widerstand gegen den überdimensionierten Netzausbau geht weiter. Wir fordern die Diskussion über die Berechtigung des Baus dieser Gleichstromtrassen. Wir kritisieren die Haltung der Bayerischen Landesregierung, welche die Diskussion für beendet erklärt hat, ohne nachvollziehbare Belege für die Notwendigkeit geliefert zu haben. Damit missachtet sie die Interessen der Bürger. Die dezentrale Bürgerenergiewende wird verhindert. Der geplante überdimensionierte Übertragungs-Netzausbau in Deutschland, gemeinsam mit der Novellierung des EEG vom 8. Juli, ist der Todesstoß für die Energiewende" so Matthias Grobleben, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen die Süd-Ost-Trasse.

"Am 10. August endete die Konsultation der Bundesnetzagentur zu ihren Entwürfen für zukünftige Eigenkapitalzinssätze für die Elektrizitäts- und Gasnetzbetreiber. Die Bundesnetzagentur legt diese Zinssätze fest, die die Netzbetreiber für ihre Wirtschaftlichkeitsberechnung ansetzen dürfen. Die resultierenden Kosten tragen wir Stromkunden. Die Zinssätze sollen für Neuanlagen von 9,05 auf 6,91 und für Altanlagen von 7,14 auf 5,12 Prozent gesenkt werden. Im risikolosen Oligopol-Markt der Übertragungs-Netzbetreiber ist dies immer noch viel zu hoch. Zum Vergleich: Die zehnjährigen Bundesanleihen sind aktuell auf etwa minus 0,2 Prozent gesunken. Also vergoldete Anlagemöglichkeiten für Finanzinvestoren der Übertragungs-Netzbetreiber. Darin sehen wir das eigentliche Interesse hinter der überdimensionierten Übertragungsnetzplanung", kritisiert Hubert Galozy, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen die Süd-Ost-Trasse.

Nach dem Energiedialog Bayern 2014/2015 haben die Spitzen der großen Koalition im Juli 2015 die Novellierung des Bundesbedarfsplangesetzes durch den Bundestag im Dezember 2015 festgelegt. Die Gleichstromtrasse Süd-Ost wurde nach Osten verschoben und verläuft nun von Oberfranken über die Oberpfalz nach Niederbayern bis Ohu an der Isar. Weg von den wohlorganisierten Aktionsbündnissen in Mittelfranken und Bayerisch Schwaben. Zusätzlich wurde Erdverkabelung angeordnet.