Neuburg
Ein Führer namens Gruber

15 Jung-Schauspieler zeigen beim Stück "Die Perlmutterfarbe" eine beeindruckende Leistung

16.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

A-Klasse gegen B-Klasse: Die Jugendlichen hegen eine tiefe Abneigung gegeneinander, die nochmals verschärft wird, als mit Gruber ein neuer Schüler dazustößt - ein Meister der Manipulation, der schlussendlich mit "Mein Gruber" angesprochen wird. Das Stück nach einem Roman von Anna Maria Jokl hat Louis Villinger inszeniert. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Wie die Mal-Ateliers und die Musik-Kurse ist auch das Jugendtheater eine feste Institution der Sommerakademie. Nach zwei anstrengenden Wochen im Stadttheater haben die Jung-Schauspieler nun begeisternd "Die Perlmutterfarbe" auf die Bühne gebracht.

Beklemmend ist das richtige Wort für das, was im Theaterstück "Die Perlmutterfarbe" (nach einem Roman von Anna Maria Jokl) des Sommerakademie-Jugendtheaters passiert. Aus der Abneigung zweier Schulklassen - der Kleidung nach aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts - wird ein echtes Problem, als mit Gruber (Katharina Wohlhüter) ein neuer Schüler in die A-Klasse kommt, der es versteht, Öl ins Feuer zu gießen. Er ist ein Meister der Manipulation und die anderen folgen ihm weitgehend willig, wenn auch teils offensichtlich mit ungutem Gefühl. Die einen sind Opportunisten wie Willi (Sophie Günzel), der zwar der B-Klasse angehört, aber hofft, mit Grubers Hilfe ein ähnliches Regime aufziehen zu können wie Gruber mit der ELSDA-Bewegung (Es-lebe-die stolze-A). Andere werden bedroht oder mittels Erpressung gefügig gemacht wie Alexandra (Lena Wimmer), die versehentlich die Perlmutterfarbe ihrer Freundin Maulwurf (Judith Huis) vernichtet und gleichzeitig damit das Buch, das sie B-Lottchen (Evamaria Schiekel) weggenommen hat. Beides verschweigt Alexandra und wird so zum einen erpressbar, zum anderen liefert sie den perfekten Vorwand für Grubers Hetze. Schon immer hatte die A-Klasse aus unerfindlichen Gründen auf die B-Klasse herabgesehen. Nun gibt es einen - wenn auch falschen - Grund. Denn natürlich wird nicht Alexandra für den vermeintlichen Diebstahl verantwortlich gemacht, sondern die B-Klasse. Zunächst pauschal, dann B-Lottchen, dem Gruber ein mit Perlmutterfarbe verschmiertes Blatt aus Alexandras Heft untergeschoben hat. Nicht alle machen mit bei ELSDA. Die A-Klasse ist gespalten, denn auch der kritische Maulwurf, der nicht auf Grubers Täuschungsmanöver hereinfällt, hat seine Anhänger. Die Maulwürfe nähern sich der B-Klasse an und gemeinsam versuchen sie dem Treiben der sieben ELSDA-Schüler ein Ende zu setzen. Die haben sich ein gelbes Halstuch als Erkennungszeichen umgebunden, grüßen sich mit erhobenem Arm und dem Ruf "Mein Gruber" und folgen dessen Parole "Der Freund unseres Feindes ist unser Feind". Perfiderweise konspiriert Gruber nämlich mit Willi aus der B-Klasse und ruft die Maulwürfe zum gemeinsamen Feind aus. Was das Ganze entlarvt - es geht hier nicht um verschiedene Gruppen, sondern allein um Macht und da ist der Kritiker aus den eigenen Reihen der gefährlichere Feind als der externe Sündenbock.

Unter Regie von Louis Villinger agieren die 15 jugendlichen Schauspieler überzeugend - im aktiven wie passiven Spiel. Einige Versprecher schmälern die weitgehende Textsicherheit nur gering. Auf jeden Fall gelingt es dem Ensemble glaubhaft aufzuzeigen, wie leicht sich Menschen von einem Aufwiegler mitreißen lassen. Was umso beklemmender ist, als das Stück erschreckende Aktualität angesichts der Menschenrechtsverletzungen in der Türkei erhält. Wie es ausgeht? Das Ende kommt abrupt. Nach einer Schlägerei erfährt der Lehrer von dem Treiben. Ob es ihm gelingt, Grubers perfides Spiel zu beenden