Neuburg
"Lang und dürr, Kennzeichen keine"

Der große Architekt Hans Döllgast wurde vor 125 Jahren in Bergheim geboren

01.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:01 Uhr

Der große Architekt im Hintergrund, vorn die Döllgast-Verehrer Roland Opschondek von den Döllgast-Hausfreunden Neuburg (l.) und Fernsehjournalist Dieter Wieland beim Symposium im März 2014 in Neuburg. Das rechte Bild zeigt das Haus in der Amalienstraße, in dem Hans Döllgast 24 Jahre lang gelebt hat. ‹ŒArch - fotos: Frank

Neuburg (DK) Vor 125 Jahren am 1. April 1891 wurde in Bergheim der Architekt, Gestalter und Zeichner Hans Döllgast geboren. Hunderte von Studenten lernten bei ihm. Der Wiederaufbau der Alten Pinakothek in München ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.

"In allen Kirchenführern ist eine Spalte den Künstlern, darunter auch dem Architekten eingeräumt: Prof. Döllgast, geboren 1891 in einem Dorf in Schwaben, seit 1914 im Beruf, vier Jahre Kriegsdienst, drei Jahre bei R. Riemerschmied, vier Jahre bei P. Behrens, Wien-Berlin. Lehrtätigkeit seit 1928. Nach 1945: Alte Pinakothek, Basilika St. Bonifaz, Bauten in Franken, Ober- und Niederbayern, Bücher und Schriften." Lapidar fasst Hans Döllgast im Dezember 1967 sein Lebenswerk zusammen. Ein andermal skizzierte er sich mit den folgenden Worten selbst: "Lang und dürr - Augen blaugrau - Kennzeichen keine."

Das "Dorf in Schwaben" ist der Ort Bergheim, der damals noch zum bayerischen Regierungsbezirk Schwaben gehörte. Dort und in der Oberen Altstadt von Neuburg ist er aufgewachsen. Der Schriftzug "Alte Schule" an einer Hausfassade: In diesem, heute umgebauten Haus, kommt am 1. April 1891 Hans Döllgast als Sohn des Dorfschullehrer-Ehepaars zur Welt. Er wird selbst einmal einer der einflussreichsten Architektur-Lehrer in Bayern.

1928 beginnt sein Lehrauftrag an der Technischen Hochschule gleich mit mehreren Fächern: "Entwerfen von Möbeln" und "Innenausstattung", "Anwendung ornamentaler Schrift in Architektur und Kunstgewerbe", "Aufnehmen und Skizzieren von Bauwerken", "Perspektive" sowie "Hochbaukunde für Bauingenieure". Von 1939 bis 1956 lehrt er schließlich als ordentlicher Professor das Fach "Freies und gebundenes Zeichnen". Hunderte von Studenten lernen bei ihm die Sicht auf die Welt und ihre "Heitere Baukunst" - so ein Titel seiner Bücher.

Gebautes von Hans Döllgast gibt es vor allem in Bayern: München, Landshut, Passau, Mainkofen und Orte in Unterfranken haben ihre Döllgast-Kirchen und -Häuser. Recht eigenwillig war sein Eintreten für den Wiederaufbau der Alten Pinakothek in München nach dem Krieg und die Wiederherstellung des Alten Nord- und Alten südlichen Friedhofs. Diese Arbeiten haben ihm eine Sonderstellung in der Architekturgeschichte beschert: Als Weiterbauer auf zerstörten Mauern, mit lässigen, sparsamen und geradezu antibürgerlichen Lösungen, die aus den "Vorlagen" erfrischend eigenwillige Bauten machten.

Döllgast war "Alte Schule" und "Neue Form" zugleich, eine Mischung aus Tradition und Moderne mit eigener Handschrift. Als Architekt und Zeichner, Entwerfer von Schriften und Möbeln hinterließ er ein vielseitiges Werk, weder altbacken noch plakativ, sondern aus dem Gestern für das Heute und Morgen.