Neuburg
Michael Schirmann will in den Bezirkstag

Die Linken gehen mit Kandidatin Gabriele Nava in den Landtagswahlkampf

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Das Team der Linken für den Wahlkampf 2018: Für den Landtag kandidiert Gabriele Nava aus Neuburg (von rechts), für den Bezirkstag Michael Schirmann aus Stepperg. Roland Keller verkündete als Sprecher, dass seine Basisorganisation in Neuburg Eva Bulling-Schröter als Spitzenkandidatin der Linken in Bayern auf der Liste sehen will. −Foto: Schanz

Neuburg (DK) Mit Gabriele Nava als Landtagskandidatin und Michael Schirmann als Bewerber für den Bezirkstag startet die Linke in Neuburg-Schrobenhausen in den Wahlkampf 2018. Außerdem forderten die Mitglieder, Eva Bulling-Schröter solle Spitzenkandidatin auf der Liste werden.

Die Wahlen bei der Aufstellungsversammlung der Linken am Mittwochabend in der Rennbahn in Neuburg fielen nahezu einstimmig aus. Lediglich Nava erhielt eine einzige Gegenstimme bei lediglich zehn stimmberechtigten Mitgliedern. Hier erkannte Roland Keller, der Sprecher der Neuburger Basisorganisation, ein Problem: "Das ist unsere Schwachstelle, wir brauchen mehr Mitglieder." Organisiert in einem übergreifenden Kreisverband Region Ingolstadt mit Neuburg und Pfaffenhofen, gebe es in der Stadt und auch in Schrobenhausen zwar zahlreiche Sympathisanten, aber nur wenige mit Parteibuch. Das soll sich für den Wahlkampf ändern. "Außerdem müssen wir jünger und weiblicher werden", sagte Keller. Die Kandidatenkür nahm man deshalb "quotiert" vor: Bezirks- und Landtagskandidatur sollten von einem Mann und einer Frau übernommen werden.

Mit Gabriele Nava bewirbt sich im Stimmkreis 125 eine langjährige Gewerkschaftlerin für das Maximilianeum. Über den Kampf für Arbeitnehmerrechte und die autonome Frauenbewegung sei sie zur Politik gekommen, erzählte die 53-jährige gebürtige Schleswig-Holsteinerin, die seit 2003 in Neuburg wohnt. Beim Gesprächskreis zur Fukushima-Katastrophe lernte sie die Basisorganisation der Linken kennen. Ex-Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter habe sie erst vor wenigen Monaten von einer Parteimitgliedschaft überzeugt. "Gelernt habe ich Bankkauffrau, dann bin ich raus aus diesem asozialen Haufen", erzählte Nava von ihrem Werdegang, der von einem Auslandsaufenthalt, einem abgebrochenen Studium und mehreren Jobs in der Pflege und in Büros geprägt ist. "Ich bin selbst in einem 450-Euro-Job beschäftigt", berichtete Nava und leitete zu ihren politischen Zielen über. "Ich möchte mich für vernünftige Arbeitsplätze einsetzen, tarifgebunden, ohne Befristung." Politik für den kleinen Mann wolle sie leisten, sich gegen Rüstungspolitik einsetzen und für ökologische Inhalte. "Schön wäre eine glyphosatfreie Landwirtschaft und Gundremmingen vom Netz", sagte sie. Und auf lokaler Ebene? "Ich bin dafür, in Neuburg einen Ringverkehr zu versuchen, ich bin für eine Fußgängerzone und für mehr sozialen Wohnungsbau", sagte Nava. Außerdem unterstütze sie die Pläne für einen Nationalpark Donau-Auen. "Der würde einen Aufschwung für die Region bringen."

So sieht es auch Eva Bulling-Schröter aus Ingolstadt, die von den Neuburger Linken Rückenwind bekam: "Wir wollen Dich ganz oben auf der Liste sehen." Pro Nationalpark, kontra Flächenfraß, kontra "Agrarfabriken", kontra 10-H-Regelung bei der Windkraft und kontra Megatrassen: So skizzierte die Ex-Bundestagsabgeordnete die ökologischen Leitlinien der Linken als Teil eines facettenreichen Wahlkampfprogrammes. "Wir wollen ein sozialeres Bayern", forderte Bulling-Schröter und rechnete für ihre Partei nach der erfolgreichen Bundestagswahl eine "große Chance" aus, zum ersten Mal in den Landtag einzuziehen, auch wenn eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks am Abend noch eher düster aussah. "Viele sagen ja, Bayern ist CSU. Es gibt aber ein anderes Bayern. Das Bayern Kurt Eisners", sagte Bulling-Schröter. "Wir sind auch nicht der Vorhof zum Paradies", nahm sie ein Zitat des Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf: "Es gibt Armut in Bayern." Leiharbeit, Pflegenotstand, regionale Unterschiede listete sie als Probleme auf. "Wohnungsnot ist der soziale Brennstoff unseres Jahrzehnts." Die CSU habe Angst vor der AfD, Angst, die absolute Mehrheit zu verlieren. "Deshalb rückt sie immer weiter nach rechts." Wer wie CSU-Mann Manfred Weber von einer "finalen Lösung in der Flüchtlingsfrage" spreche, "der gehört nicht ins Parlament, sondern eigentlich in den Knast".

Nach diesen kämpferischen Worten fiel die Bewerbung Michael Schirmanns für den Bezirkstag freilich weitaus ruhiger aus: "Im Wahlkampf und bei einer eventuellen Wahl möchte ich mich einsetzen für eine Verbesserung der Situation im Pflegebereich und für Behinderte", sagte der 55-jährige Frührentner aus Stepperg, der seit 1989 für das Rote Kreuz aktiv ist, seit 2015 auch im Kriseninterventionsteam. Therapien für Alkohol- und Drogenabhängige seien ihm wichtig, außerdem die Förderung des Ehrenamts. Er wünschte sich einen fairen Wahlkampf. "Lasst uns nicht so viel über die AfD reden. So interessant ist die nicht. Wir sollten lieber darüber sprechen, was wir in Neuburg und sozial bewirken wollen."