Neuburg
Tanz durchs Kirchenschiff

Angela Kockers plante eine Lesung und kreierte eine tief persönliche Choreographie in St. Ursula

10.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Neuburg (DK) Eigentlich wollte Angela Kockers anlässlich der Neuburger Kulturnacht "Wort, Klang, Bild" eine Lesung geben. Doch der Ort - die Studienkirche St. Ursula - inspirierte sie zu einem Tanztheater, das auf vielfache Weise eine ganz persönliche Rückbesinnung auf ihre Ursprünge thematisiert.

Der Ort wurde von Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs vorgeschlagen, und auch das Ergebnis, so scheint es, kam eher zur Künstlerin, als umgekehrt. "Angela's Ashes", der Titel des Buches, aus dem Kockers vorlesen wollte, hatte etwas tragisch-komisches für die Kreative. Erst recht im Angesicht der Totenköpfe in der Studienkirche St. Ursula, geweiht der Heiligen, die Angela Kockers Mutter Ursula ihren Namen vermachte, gelebt durch die Ordensgemeinschaft der Ursulinen, die von der Heiligen Angela gegründet wurde. Dass der Originaltitel des Romans "Die Asche meiner Mutter" von Frank McCourt lautet, tat ein Übriges. "Dieser Ort hier hat mich auf meine Biografie und die Hintergründe meines Namens eingehen lassen", erzählt die Künstlerin.

Ergebnis dieser kreativen Rückbesinnung ist ein tief persönliches Stück geworden. Nicht mehr nur Lesung - der Tanz ist ihre Ausdrucksform. Wen verwundert's? Kockers ist Leiterin der Städtischen Schule für Tanztheater.

"Im Roman schildert der Autor aus der Sicht des Kleinen Frank seine Kindheit in Irland. Sie war geprägt von großer Armut während der Kriegsjahre und von der damals beklemmenden Macht der katholischen Kirche", berichtet Kockers. In ihrer Interpretation wird das Leben einer Frau geschildert, "die sich in eine eigene Welt der Glaubensfragen und Erinnerungen zurückgezogen und darin vermeintlich gut eingerichtet hat". Die kindliche Naivität in den Texten des kleinen Frank stünden in starkem Kontrast zu ihrem Leben und ihren inneren Kämpfen.

Die Hin- und Hergerissenheit zeigt Kockers tänzerisch - treibt sie zu einer Choreographie quer durchs ganze Kirchenschiff an. "Der Name Angela, die kindliche Sicht auf die Welt, der Kirchenraum und seine Assoziationen bilden den roten Faden durch diese Tanztheaterminiatur."

Zwei ehemalige Schüler begleiten sie musikalisch mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach: der 20-jährige Organist Paul Beck und seine 17-jährige Schwester Helena, die dazu singen wird.

Gezeigt wird die Tantztheaterminiatur in der Seminarkirche St. Ursula an diesem Samstag um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.