Neuburg
"Wir sind alle Landrat"

Ausgelassener Behördenfasching mit politischen Spitzen

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Zahlreiche Garden aus der Region zeigten ihr Können, wie das Prinzenpaar aus Betoldsheim Jennifer I. und Jonas I. −Foto: Schmidt, Sophie, Buxheim

Neuburg (DK) Wer am Freitag kurz vor Mittag das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen betrat, der staunte nicht schlecht: Gleich mehrere Roland Weigerts feierten einträchtig Fasching - während der echte Landrat durch Abwesenheit glänzte.

Die Entscheidung Weigerts, für den Landtag zu kandidieren, inspirierte einige seiner Mitarbeiter am Freitag dazu, das Vorhaben ihres Chefs einmal ordentlich auf die Schippe zu nehmen. Der wusste am Freitag noch nichts davon, dass einige Mitarbeiter des Landratsbüros sich dazu entschlossen hatten, ihren Chef zu mimen - stilecht mit Trachtenjacke und Krawatte. Nicole Rohleder stellte den "Büro-Landrat" dar, ihre Kollegin Andrea Haslauer den "Freizeit-Landrat", mit Gewehr und Hut bereit für die Jagd. Katharina Huber indes hatte sich für das "Halsweh-Exemplar" mit Schal entschieden. "Wir sind alle Landrat", brachte es die Pressesprecherin Sabine Gooss auf den Punkt - natürlich ebenfalls passend gekleidet. Am Montag wird Weigert jedoch Bilder davon auf seinem Schreibtisch finden, verrieten die Frauen.

Noch ein bisschen weiter trieben es die Mitarbeiter des Ausländeramtes, deren Tisch schon von weitem zu erkennen war: Weigert-Plakat, Weigert-Wahlurne, Weigert-Fanartikel, Weigert-Westen und auch noch präparierte Wahlzettel, nur mit dem Namen des Landrats bedruckt. "Wir unterstützen unseren Chef bei seiner Entscheidung", scherzte Bernhard Rupp. Fleißig verteilten er und seine Kollegen Streichhölzer ("Immer eine zündende Idee"), Spendentüten und Karotten, versehen mit dem Spruchbanner "Mit Vitamin B in den Landtag". "Bei einigen Dingen haben uns die Freien Wähler gut beliefert", räumte Rupp ein.

Gegen etwas ganz anderes drückten die Mitarbeiter des Sozialamtes mit ihren Kostümen ihren Protest aus: "Ich glaub, mir brennt der Hut" war auf ihren Kopfbedeckungen zu lesen, Warnwesten, kleine Papierflammen und aufgeklebte Fluchtwegzeichen ließen erahnen - das hat etwas mit Brandschutz zu tun. "Wir protestieren gegen die neuen Auflagen", stellte eine Mitarbeiterin klar. An Weihnachten dürften sie keine Kerzen mehr im Büro anzünden, im Gebäude nicht mehr rauchen - und nun beim Faschingstreiben sei die Empore gesperrt, aus Brandschutzgründen.

Auch die Kreisräte griffen die aktuellen politischen Debatten in der Region auf. "Landtagskandidat 2018" war auf einem Schild auf dem Rücken der Kreisrätin Maria Lang (Freie Wähler) zu lesen. "Ich gehe als ich selbst", erklärte sie dazu. Martin Wendl (Grüne) war laut seines Shirts der "personifizierte Antrag", ab jetzt die blauen Tonnen im Landkreis selbst zu entleeren, nachdem die Firma Gingler weiter einen Rechtsstreit gegen den Landkreis führt.

Nach zahlreichen Showauftritten - die Garden aus Schrobenhausen, Rennertshofen, Ehekirchen, Waidhofen, Bertoldsheim und die Burgfunken Neuburg begeisterten mit Ausschnitten aus ihrem aktuellem Programm - stand der traditionelle Höhepunkt des Landratsfaschings an: der Sketch. Im Rahmen des fiktiven "Lothars Logistic und & Service Center", angelehnt an die Poststelle, nahmen die Schauspieler die Kollegen aufs Korn - darunter auch ihren Chef. Der würde laut der allwissenden Glaskugel "der Oppositionsführer einer schwarz-orangenen Koalition" - denn Weigert beherrsche nicht nur Regierungs-, sondern auch Oppositionsarbeit.