Neuburg
Ein Deal, der keiner war

CSU wird eigenen Landratskandidaten aufstellen – Verzichten die Freien auf einen Landtagsbewerber?

05.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr

„Die CSU wird einen eigenen Landratskandidaten aufstellen“: Alfred Lengler - Foto: Archiv

Neuburg (DK) Eine Münchener Boulevardzeitung hörte Anfang September das Gras wachsen und berichtete von einem Deal zwischen der CSU und den Freien Wählern im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Was ist dran an dieser Geschichte?

Dem Boulevardblatt zufolge sollen die Freien Wähler bereit sein, Ministerpräsident Horst Seehofer im Kampf um ein Landtagsdirektmandat zu unterstützen. Im Gegenzug soll Landrat Roland Weigert (FW) Schützenhilfe von der CSU erhalten. Einer der Drahtzieher des mutmaßlichen Deals: CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler.

Der 54-jährige lacht nur, wenn er auf diese Mission impossible angesprochen wird. Die Autorin des Beitrags „soll hingehen, wo . . . na woanders hin eben“. Die CSU werde definitiv einen eigenen Landratskandidaten aufstellen. „Und die Freien Wähler“, so der CSU-Chef, „können es sich nicht leisten, keinen Gegenkandidaten zu Seehofer aufzustellen.“ Wer sich auf Unionsseite für das Amt des Landrates bewerben wird, steht noch nicht fest. „Es gibt Gedanken“, mehr sagt Lengler nicht. Die sollen nach der Kür Seehofers morgen Abend in Schönesberg konkretisiert werden.

Der aktuelle Landkreischef Roland Weigert lässt keinen Zweifel aufkommen: „Ich trete an, ohne Wenn und Aber.“ Die Rückendeckung seiner Partei hat Weigert. Bei der Frage, wen man gegen Seehofer um das Landtagsdirektmandat aufmarschieren lassen wird, sind er und FW-Kreisvorsitzender Klaus Brems allerdings verschiedener Ansicht. Weigert findet, die CSU schicke mit Seehofer ein politisches Schwergewicht ins Rennen. Dem, daraus macht der Landrat kein Geheimnis, habe der Landkreis aus seiner Zeit im Bundestag viel zu verdanken. „Er hat in seinem Stimmkreis was bewegt: Ortsdurchfahrten, den Erwerb der ehemaligen Tillykaserne, die Vermeidung einer Mülldeponie. Seehofer ist ein Gewinn für die Landtagsliste. Seine politische Bilanz nötigt mir Respekt ab. Ich urteile nach Köpfen und Leistung, nicht nach Parteien“, betont Weigert.

Ungewöhnliche Laute im Politdschungel. Und damit ist Weigert bei den 0,1 Prozent angelangt, in denen sich seine Ansichten und die des FW-Kreisvorsitzenden Klaus Brems unterscheiden. Zu 99,9 Prozent sei man nämlich einer Meinung, unterstreicht Weigert den engen Schulterschluss im Lager der Freien.

Doch nun zu dem Zehntelprozent: „Wir müssen einen eigenen Landtagskandidaten aufstellen. Wir sind im Landkreis und in Oberbayern eine sehr starke Kraft. Wir können es uns nicht leisten, keinen Bewerber aufzustellen“, fordert Brems. Die Entscheidung werde aber von den Delegierten gefällt. Mit denen will Brems inklusive Landrat Ende September in Klausur gehen. Ob am Ende des Tages weißer oder schwarzer Rauch aufsteigt? Interessenten hätten die Freien durchaus. Der Neuburger Anwalt Peter von der Grün ist im Gespräch, ebenso Kreisrat Rudi Koppold aus Schrobenhausen, dessen Kandidatur und Niederlage gegen Bürgermeister Karlheinz Stephan noch taufrisch sind.

Ein Sieg des FW-Bewerbers gegen Horst Seehofer erscheint recht unwahrscheinlich. Klaus Brems will es trotzdem versuchen. „Wenn wir keinen Kandidaten haben, dann bekommt Seehofer über 70 Prozent. Wir müssen zeigen, dass wir entsprechend gute Leute haben“, betont er.