Neuburg
Die Anekdoten der neuen Ehrenbürger

Anton Sprenzel und Günter Huniar mit einem stimmungsvollen Festakt ausgezeichnet

09.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Neuburg hat wieder zwei lebende Ehrenbürger: Anton Sprenzel (84) und Günter Huniar (67) nahmen die hohe Auszeichnung dankbar im Stadttheater entgegen. Es war die Rede von einem "denkwürdigen Abend" mit Streifzügen durch die jüngere Stadtgeschichte.

Immerhin waren die beiden jetzt Geehrten vor 33 Jahren als kommunalpolitische Gegner aufeinandergeprallt. Der Wahlkampf 1984 blieb nicht unerwähnt beim Festakt, doch im harmonisierenden Ausklang spielte er keine große Rolle mehr.

Auf jeden Fall war es ein Abend voller Anerkennung, Anekdoten und Danksagungen. Dass man zwei Persönlichkeiten im "Doppelpack" ehre, sei passend und gerechtfertigt, urteilte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Die beiden hätten mehr gemeinsam, als man annehme. Zweifelsohne hätten beide viel für die Bürgergemeinschaft geleistet und den Grundstein für die "Kulturstadt" gelegt.

Da ist Anton Sprenzel, ein praktizierender Christ und Menschenfreund, "einer, der sich für nichts zu schade ist", sagt Stadtpfarrer Herbert Kohler. Der Laudator wusste, dass Anton Sprenzel Mitglied in 40 Vereinen ist, Richter, Staatsanwalt, Notar, Landrats- und OB-Kandidat, Stadtrat, Kreisrat, Ministrant, Diözsanjugendführer und Schlossfestmitbegründer war. Und das Besondere daran: "Anton Sprenzel hat kein Amt angetreten, um persönlich Karriere zu machen", so Laudator Herbert Kohler, ihm sei es um Gemeinschaft und um die christliche Gesellschaft gegangen.

Das ist weiterhin der Fall, als Administrator gilt Anton Sprenzel als Seele der Hofkirche. Er war ein Bub, als beide Eltern starben, die Mutter im Kindbett, der Vater an der Ostfront. Der Glaube habe ihm inneren Halt gegeben und eine "zutiefst christliche Grundüberzeugung" entstehen lassen, so Stadtpfarrer Herbert Kohler. Anton Sprenzel gilt als "Vater" der Kammeroper, hat das Stadttheater in den 60er Jahren gerettet, war Kulturreferent und habe sich als Ausländerreferent vor 40 Jahren "mit einer Großzügigkeit für Migranten eingesetzt, die damals nicht alle verstanden haben", so Herbert Kohler. Er verneige sich vor dieser Lebensleistung.

Das Gastspiel 1971 der amerikanischen Musikstudentin Kaye Luise Krafft bei der Neuburger Kammeroper wurde zur "Lebensstellung". Ein Jahr später heiratete sie Anton Sprenzel, "und das Leben führte den früheren Seminaristen, der nicht singen konnte, mit der amerikanischen Opernsängerin zusammen" (Kohler).

"Er hat es wirklich verdient", so bekundete auch der zweite Ehrenbürger Günter Huniar seinen Respekt vor Anton Sprenzel. 1982 habe man sich als Richter am Amtsgericht Neuburg kennengelernt, "und hätten wir uns damals vorstellen können, dass wir 2017 gemeinsam als Ehrenbürger auf der Bühne stehen"

Regierungspräsident a. D. Werner-Hans Böhm skizzierte Günter Huniars Amtszeit als Neuburger OB (1984-2002) und unterließ es, "seine seitenlangen Meriten" aufzuzählen. Er verwies dennoch auf den Ausbau der Infrastruktur in dieser Zeit, auf Schulbauten, Förderung von Bildung und Kultur in Neuburg. Bleibende Partnerschaften mit dem französischen Sète und dem tschechischen Jesenik seien geknüpft worden.

Günter Huniar, mit "niederbayerischem Migrationshintergrund", habe vor der Politik "etwas Anständiges gelernt" und als Oberbürgermeister "immer einen kollegialen Stil gepflegt". Der geprüfte Fußballschiedsrichter setzte als Spielführer auf das Team und habe viel für Neuburg erreicht. Der Stadt Neuburg gratulierte Laudator Werner-Hans Böhm dafür, dass sie die Tradition der Ehrenbürger "sorgsam fortsetzt". Zum amtierende OB Bernhard Gmehling merkte er an, dass seine Chancen, selbst in die kleine Schar der Ehrenbürger zu gelangen, "stark gestiegen sind, seit die Bürger für den Bau einer zweiten Donaubrücke gestimmt haben".

Am Ende des von Bernhard Mahler moderierten, mit Filmen angereicherten und von Pianist James Hurley begleiteten Festakt gab es stehenden Beifall für die beiden Ehrenbürger. Anton Sprenzel dankte seinen Wegbegleitern, insbesondere der Familie und dem früheren Oberbürgermeister Theo Lauber. Mit dem "Volks-OB" hatte er sich gut verstanden und die Bürokratie mehrmals ausgetrickst. Und er gab Anekdoten zum Besten wie die Weidepraxis seiner Schafherde in städtischen und anderen Blumenbeeten.

Günter Huniar freute sich, dass "nicht nur Weihrauch" geboten worden ist und bezeichnete Neuburg als "eine besondere, nicht kopierbare Stadt". Es sei eine Ehre gewesen, für sie gearbeitet zu haben.