Neuburg
"Der Bäbu" macht das halbe Hundert voll

Neuburger Kammeroper inszeniert im Juli eine komische Oper in zwei Aufzügen

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr
Nach wie vor eine Größe in der Neuburger Kulturszene: die Kammeroper. Unser Bild zeigt (v.l.) Joachim Herrmann, Semjon Bulinsky, Horst Vladar, der auch die 50. Produktion bearbeitet hat und Denise Felsecker in einer Aufführung von 2017. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Die Neuburger Kammeroper, eine feste Institution in der Kulturszene der Kreisstadt, steht vor ihrer 50. Produktion. "Der Bäbu", eine komische Oper soll es werden, die im Juli an fünf Abenden dem Publikum präsentiert wird.

Der Text stammt von W.A. Wohlbrück, die Musik von Heinrich Marschner (1795-1861). Bearbeitet wurde der Stoff von Horst Vladar. Die Handlung spielt um 1820 in Britisch-Ostindien. Der gerissene Bäbu, ein selbstgefälliger Guru und Yogalehrer ist ein Gauner und Betrüger. Er will - nachdem er den Besitz des feinen adligen Ali ergaunert hat - auch dessen hübsche Tochter Ranijana zur Frau. Doch liebt diese treu Captain Forester, der aus gesundheitlichen Gründen nach England zurückkehren musste. Um ihn überhaupt dazu zu bringen, hatte sie einen Selbstmord vorgetäuscht. Forester hat sich in England mit Eva, der Nichte des Gouverneurs von Kalkutta, verlobt, aber ist nun zwar gesund, doch seiner Gefühle unsicher wieder nach Indien gereist. Hier findet er Ranijana heil, und die alte Liebe erwacht wieder. Alles wird noch komplizierter, als Eva, die den von ihm ausgestreuten Gerüchten von seinem Tod nicht misstraute, auch in Indien auftaucht. Forester gelingt es - nachdem er entdeckt hat, dass sein Vertrauter und Freund Mosely und Eva einander lieben - alles zum Guten zu regeln. Doch da bringt Ali die Schreckensnachricht, dass seine Tochter entführt worden sei. Alle sind der Meinung, dass nur der Bäbu dahinter stecken könne. Bei ihm finden sie Ranijana. Es war ihr gelungen den betrunkenen Guru in den Schlaf zu tanzen. Man überwältigt den völlig Verstörten und übergibt ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit. Glücklich sinken sich die Paare unter dem Applaus der Freunde in die Arme.

Heinrich Marschner war ein deutscher Komponist der Romantik, Kapellmeister in Dresden und Leipzig, ab 1831 königlicher Hofkapellmeister in Hannover. Seine Opern machten ihn zwischen 1830 und 1850 zu einem der führenden deutschen Opernkomponisten der Zeit und gelten als wichtiges Bindeglied zwischen den Werken Carl Maria von Webers und Richard Wagners. Seinen Durchbruch als weithin anerkannter Komponist erzielte Marschner 1828 mit "Der Vampyr" und 1829 mit "Der Templer und die Jüdin". 1831 wurde Marschner in Hannover Kapellmeister, erst im Leineschloss, ab 1852 dann im Opernhaus Hannover. Während dieser Zeit schuf Marschner auch sein bedeutendstes Werk, den "Hans Heiling", welches ein Schlüsselwerk der deutschen romantischen Oper werden sollte. Gelegentlich sind aus diesen Opern Teile zu hören. Es gibt sie auch auf CD.

"Presseveröffentlichungen haben gezeigt, dass wir anerkannte Beiträgezur Neuburger Kultur leisten."

Horst Vladar

 

Marschner war nun auf dem Höhepunkt seiner Karriere, aber auch mit den Nachfolgewerken noch einige Zeit erfolgreich, doch überstrahlten ihn bald der Ruhm eines Giacomo Meyerbeer oder später jener Richard Wagners. Die komische Oper "Der Bäbu" war 1838 in Hannover mit großem Erfolg uraufgeführt worden. 1861 starb der Komponist in Hannover.

Unter der musikalischen Leitung von Alois Rottenaicher wird wie immer seit 45 Jahren das Orchester des Akademischen Orchesterverbands München spielen. Das Bühnenbild wird wieder von Michele Lorenzini sein und die Inszenierung wie seit der Gründung der Kammeroper vor 50 Jahren von Horst Vladar. Damals fand im Rahmen von Festwochen, für das unter dem Kulturdezernenten Anton Sprenzel, der heute noch der Vorsitzende der Neuburger Kammeroper ist, renovierte Stadttheater als "Neuburg-eigener" Beitrag mit Mozarts "Bastien und Bastienne" und Pergolesis "Magd als Herrin" die erste Kammeroper statt. Seit dieser Zeit arbeiten heute noch etliche Helfer bei der Kammeroper mit. Vladar freut sich auch, dass es ihm gelungen ist für die neue Produktion einige Partien mit "Solisten der frühen Jahre", wie Ulrike Jöris und Elmar Göbel zu besetzen. Weiter werden überwiegend Sänger und Sängerinnen der jüngst vergangenen Jahre singen: Laura Faig, Joachim Herrmann, Karsten Münster, Semjon Bulinsky, Michael Hoffmann und auch Horst Vladar wird wieder auf der Bühne stehen.

Neu im Ensemble werden die Sopranistin Alessia Schumacher und in der Titelrolle der Finne Jussi Järvenpää sein. Und auch Neuburger sind in nicht unwichtiger Rolle auf der Bühne: im Chor als Inder und Engländer.

"Presseveröffentlichungen haben gezeigt, dass wir anerkannte Beiträge zur Neuburger Kultur leisten. Bei aller Begeisterung muss man aber klar sehen, dass dies alles nicht - abgesehen vom Einsatz vieler Helfer - ohne die finanzielle Unterstützung von verschiedenen Seiten möglich war und ist. An erster Stelle ist da die Stadt Neuburg zu nennen (nicht nur durch das zur Verfügung stellen des Stadttheaters und dessen Mitarbeiter), aber auch der Landkreis, der Regierungsbezirk Oberbayern und mehrere private Förderer. Und so hofft die Kammeroper, dass auch und gerade für die 50. Produktion die Säckel nicht verschlossen werden", sagt Horst Vladar.

 

"Der Bäbu" wird im kommenden Jahr am 21., 22., 27., 28. und 29. Juli. im Neuburger Stadttheater aufgeführt.