Neuburg
Organisierte Kriminalität beim Autokauf

Neuburger Schöffengericht verurteilt Bandenchef zu Haftstrafe

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Neuburg (szs) Der Kopf einer international organisierten Verbrecherbande, ein Strohmann und ein Urkundenfälscher haben sich gestern vor dem Neuburger Schöffengericht verantworten müssen. Sie hatten im großen Stil Autos mit Hilfe gefälschter Dokumente finanziert und dann weiterverkauft.

Der Chef der Bande bekam wegen erwerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und vier Monaten, seine Helfer Bewährungsstrafen.

"Wir haben es hier mit organisierter Kriminalität zu tun", stellte der Vorsitzende Richter Christian Veh fest. Eigentlich wäre der Fall mit einer Gesamtschadenshöhe von über 300 000 Euro am Landgericht verortet gewesen - lediglich das frühe und umfassende Geständnis des Hauptangeklagten führte dazu, dass der Prozess am Amtsgericht landete: Der 33-jährige Iraner hatte von Anfang an bei der Polizei reinen Tisch gemacht, Komplizen und Hintermänner sowie Abläufe genannt. "Das alles war der größte Fehler meines Lebens und ich will, dass das alles ein Ende hat", sagte der Familienvater, der mit den illegalen Einnahmen offenbar horrende Spielschulden abzahlen wollte. Nicht zum ersten Mal: Das Amtsgericht München hatte den 33-Jährigen Anfang vergangenen Jahres wegen ähnlicher Delikte zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt. Die Wochen bis zu seinem Haftantritt nutzte er, um mit der gleichen Masche weiterzumachen.

Diese Masche ist keineswegs neu. Ein zwielichtiger Buchhalter fälschte im Auftrag des Bandenchefs Lohnabrechnungen und andere Sicherheiten. Mit diesen Dokumenten musste dann nur noch jemand in die Autohandlung, um einen Wagen zu "kaufen". Diese Strohmänner rekrutierte ein weiterer Hintermann, nach dem noch gefahndet wird, in Bulgarien. Etwa den Strohmann, der gestern mit auf der Anklagebank saß: Ein magerer Klempner, Typ Heilsarmee, dem man für die Hilfe ein paar Hundert Euro versprochen hatte. Sein Erscheinungsbild hinderte die Autofirmen offenbar nicht, ihm teure BMWs zu übergeben.

Bei einem Pkw-Händler in Wolnzach flog die Masche allerdings auf: Eine Bank verweigerte die Zusammenarbeit, weil es Auffälligkeiten mit einer Sozialversicherungsnummer gab. Die Polizei wurde eingeschaltet. So kamen die Ermittler der Kripo Ingolstadt der Bande auf die Schliche.

Staatsanwalt Gerhard Reicherl forderte auch für den Strohmann eine Haftstrafe: Es könne nicht geduldet werden, dass jemand aus dem Ausland gezielt einreist, um hier Straftaten zu begehen. Richter Veh und die Schöffen sahen in dem Mann eher eine kleine Leuchte, die durch die sieben Monate in Untersuchungshaft einen Denkzettel bekommen hatte, und verurteilten ihn zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Den Tatbeitrag des Nürnberger Fälschers sah das Gericht als erheblich an: Er wurde zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.