Neuburg
"Diese Idee braucht immer neues Leben"

Plattform für Künstler: Nach mehrmonatiger Zwangspause öffnet der Werkfach-Laden in Neuburg wieder

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr
Die Prospekte sind schon fertig, im Laden sieht es noch nach Baustelle aus: Bis Montag wollen Mélanie Strauß und das Werkfach-Team das Geschäft in der Blumenstraße wieder hergerichtet haben. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Das Erfolgsgeheimnis sind Vielfalt und Kreativität: Seit einem Jahr bietet Mélanie Strauß in ihrem Werkfach-Laden in Neuburg Künstlern eine Verkaufsplattform, für das Konzept gab es sogar den Ingolstädter Gründerpreis. Ab Montag soll es nach mehrmonatiger Zwangspause weitergehen.

Es ist ein bisschen wie ein kompletter Neuanfang, den Strauß und ihr Team nun angehen. Dreieinhalb Monate lang war der Laden geschlossen. Zwangsläufig, schuld war ein Wasserschaden. "So kurz nach dem Start war das schon böse", sagt die Neuburgerin und blickt sich in den Räumen in der Blumenstraße um. Noch verhüllen Plastikplanen den Blick auf die Regale, schützen die Möbelstücke seit Wochen vor herabtropfendem Wasser und Feuchtigkeit. Doch Strauß ist optimistisch, dass sich das in den nächsten Tagen schnell ändern wird. Denn die Zeit drängt, ab Montag soll der Betrieb in dem Laden wieder anlaufen. "Ich bin guter Dinge", erklärt die Inhaberin und berichtet von zahlreichen positiven Rückmeldungen, die ihr und ihrem Team in den vergangenen Monaten die dringend nötige Motivation zum Weitermachen, zum Durchhalten, gegeben haben.

Dass das Konzept des Ladens so gut ankommt, ist aus ihrer Sicht auch dem Gründerpreis zu verdanken, den Strauß und Co. im April bekommen haben. "Dafür gab es zunächst einmal viel Lob von unseren Kunden", erklärt sie. Doch vor allem ist die Auszeichnung für sie eine Anerkennung der geleisteten Arbeit, deshalb sollen Urkunde und Pokal nach Abschluss der Renovierung wieder einen besonderen Platz im Werkfach bekommen.

Im Mittelpunkt stehen aber weiterhin Kunst, Handwerk und Kreativität - kurzum: die pure Vielfalt, die nach wie vor den Alltag im Laden prägen soll. "Diese Idee braucht immer neues Leben", erklärt Strauß die Herausforderung des Projekts, um das sich neben ihr und ihrem Geschäftspartner Roland Beran auch die beiden Mitarbeiter Timea Zell und Inga Blezinger kümmern. Dieses neue Leben betrifft nicht allein die Regale, die Künstler und Kunsthandwerker aus der Region für ihre Produkte mieten können und die natürlich immer voll sein müssen. Strauß geht es dabei auch das Miteinander, um die Geselligkeit. Die spielt sich im Werkfach beispielsweise im Bistro ab, in dem es neben hausgemachten Gerichten auch eine soziale Komponente gibt. "Wer jemandem ein Getränk oder etwas zum Essen spendieren will, der kann im Voraus dafür bezahlen", erklärt die Inhaberin. Bedürftige, die nicht genug Geld haben, dürfen sich die bezahlten Kassenzettel von einem Brett nehmen und anschließend einlösen. Ein Angebot, das nach einem etwas zähen Start zuletzt gut angekommen war, wie Strauß erzählt. Gleich neben dem Bistrobereich dreht sich im Werkfach alles um Literatur. Im Buchtauschregal können sich Interessierte kostenlos bedienen. Einzige Voraussetzung: Sie lassen genauso viele Bücher da, wie sie mitnehmen. "Hauptsache es wird nichts verschwendet", erklärt Strauß, die auch bei den Suppen- und Nudelgerichten und bei den selbst gebackenen Kuchen darauf achtet, dass keine Lebensmittel im Müll landen.

Besonders stolz ist die Neuburgerin darauf, dass nach der gut dreieinhalbmonatigen Zwangspause so gut wie alle Künstler mit ihren Waren in die Regale zurückkommen. Die meisten sind sogar nie weg gewesen. "Sie haben ihre Sachen gleich dagelassen, so dass wir sie einlagern konnten", erklärt Strauß. "So sind wir zur Wiedereröffnung viel flexibler und keiner muss seine Waren erst wieder bringen." Obwohl: Ein bisschen Veränderung wird es in den kommenden Wochen mit Sicherheit geben; das ist der Adventszeit geschuldet. Ob Dekorationsgegenstände, selbst gemachte Kinderkleidung oder kulinarische Besonderheiten - all das wird auf noch auf die festlichen Wochen umgestellt. Das gilt auch für den Inhalt der sozialen Regalfächer, die kostenlos sind und deren Erlös karitativen Einrichtungen in der Region zugutekommt. Und dann sind da noch die Kreativkurse, die Strauß und ihr Team anbieten und für das sie - ebenso wie für das übrige Angebot - fleißig Werbung im Internet macht.

Noch ist das Werkfach-Team damit beschäftigt, Prospekte für die Wiedereröffnung zu verteilen und alles für kommenden Montag vorzubereiten. Strauß ist sich allerdings sicher, dass sich dieser Trubel bald wieder legen wird. Und schon bald, davon ist die Neuburgerin überzeugt, wird der Alltag wieder in den Laden einziehen. Voller Kreativität. Und so abwechslungsreich wie immer vor der Zwangspause.

BLICK AUF DIE PREISTRÄGER

Fünf junge Unternehmen aus der Region sind heuer mit dem Ingolstädter Gründerpreis ausgezeichnet worden. Weil in unserer Berichterstattung über die Prämierung nur wenig Platz für eine ausgiebigere Würdigung der jeweiligen Ideen oder der bereits erfolgreichen Umsetzung im Markt war, stellt der DONAUKURIER die Sieger des jüngsten Wettbewerbs jetzt in einer kleinen Reihe vor. Mit unserem Beitrag über den Laden "Werkfach" in Neuburg endet diese Serie.

Wer sich bei der nächsten Runde des Gründerpreises bewerben möchte, kann sich im Internet unter der Adresse www.gruenderpreis-in.de informieren. | DK