Neuburg
Den Babyboom bewältigen

Wie sich die Geburtshilfe an den Kliniken St. Elisabeth auf wachsende Herausforderungen einstellt

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Foto: DK

Neuburg (DK) Nach dem Aus der Geburtshilfe in Schrobenhausen haben die Neuburger Kliniken St. Elisabeth einen Babyboom zu bewältigen: 1000 statt 800 Geburten im Jahr. Mit mehr Personal, einem zusätzlichen Kreißsaal und kürzeren Verweildauern reagiert das Krankenhaus auf die Herausforderung.

Vor einem Jahr gab es plötzlich einen großen Ansturm auf die Neuburger Geburtshilfe. 815 natürliche Entbindungen und Kaiserschnitte zählten die Kliniken St. Elisabeth im Jahr 2015 - im Jahr darauf wurde diese Marke schon im Oktober geknackt. Hauptgrund war die Schließung der Geburtshilfe in Schrobenhausen. Vorausgegangen war eine lange Hängepartie. Mal hieß es, sie werde geschlossen, dann wieder, man wolle kämpfen, dann hieß es, sie könne bleiben - dann war sie geschlossen.

"Es war für uns überhaupt keine Planungssicherheit da", bestätigt Geschäftsführer Günter Strobl. Selbst als die Schließung durch war, habe man nicht genau gewusst, wie viele der Schwangeren nach Neuburg ausweichen, wie viele zum Beispiel nach Pfaffenhofen oder Ingolstadt fahren würden. Es stellte sich heraus: Der Großteil wählte Neuburg - Beginn eines Babybooms. Bei den Infoabenden drängten sich plötzlich die zukünftigen Mamis Bauch an Bauch. Auf der Station herrschte großer Betrieb. Komfortzimmer, die je nach Auslastung als Einzelzimmer mit Schlafplatz für die Papas gebucht werden können, waren ständig doppelt besetzt. "Wir waren darauf überhaupt nicht vorbereitet gewesen", sagt Strobl, betont aber, dass man die Situation trotzdem gut bewältigt habe. Aus medizinischer Sicht sei alles gut verlaufen, ergänzt Chefarzt Dr. Oussama Al Bouz. Beide räumen aber ein, dass der Ansturm eine Belastung für die Abteilung bedeutet hat. Von einer "Herkulesaufgabe" spricht Bernhard Hoch, seit Juni 2017 der zweite Geschäftsführer an den Kliniken unter neuer Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg (KJF). Er nennt einige Maßnahmen, mit denen die Geburtshilfe auf den neuen Richtwert von 1000 Geburten im Jahr eingestellt werden konnte: verbesserte Abläufe, personelle Verstärkung, räumliche Erweiterung. Von Vorteil sei dabei, dass man bereits 2015 aus der Gynäkologie und Geburtshilfe eine Hauptabteilung gemacht hatte. Das medizinische Team ist schon vor dem Boom auf neun Ärzte - unter Chefarzt Al Bouz die Oberärzte Claudiu Fagadar und Verena Schneider plus sechs Assistenzärzte - angewachsen. Die Zahl der Hebammen gibt das Krankenhaus mit sechs im Jahr 2015 und aktuell zehn an. Hoch betont aber, es komme nicht nur auf ein Mehr an Personal an. Mehr Flexibilität, um besser auf große Anstürme reagieren zu können, und mehr Qualität seien wichtig. Auch an anderen Stellschrauben wurde gedreht: Gesunde Mütter und Kinder werden früher wieder entlassen. Das habe sich bewährt und entlaste die Raumbelegung. Auch hier wird aufgestockt: Zwei Kreißsäle und ein Becken für Wassergeburten stehen derzeit zur Verfügung, ein flexibler Entbindungsraum wird künftig zum dritten Kreißsaal aufgewertet.

"Wir wollen, dass die Neuburger hier zur Welt kommen. Das ist unser Ansatz", steckt Hoch das Ziel klar ab. Anders als einige Krankenhäuser in Ballungszentren, weise man in St. Elisabeth keine Schwangeren ab, betont Strobl. "Wir nehmen immer auf, zu jeder Tag- und Nachtzeit." Daran halte man als kirchliche Einrichtung fest. Auch wenn der Druck auf die Krankenhäuser und Hebammen von Seiten der Bundespolitik enorm sei. Ein ganz wichtiger Vorteil in St. Elisabeth sei die Neuburger Kinderklinik im selben Haus, die bei Komplikationen kurze Wege bedeute.

Im laufenden Jahr wird sich die Geburtenzahl in Neuburg laut Hochrechnungen wohl knapp unter der 1000er-Marke einpendeln.