Neuburg
Amüsant und ambitioniert

Junge Oper überzeugt mit ihrer Aufführung des Stücks "Eine Nacht in Venedig"

12.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:56 Uhr
Josef Heumann
Schwungvoll und heiter: Das Ensemble der Jungen Oper hat mit der Aufführung von "Eine Nacht in Venedig" das Publikum bestens unterhalten. −Foto: Milla Curtis

Neuburg (DK) Amouröse Lustbarkeit ist zeit- und (beinahe) alterslos und kennt im Grunde, wie es Helmut Dietl in "Rossini" so pikant trefflich formulierte, nur die eine "mörderische Frage, wer mit wem schlief".

Der Operette genügt dazu "Eine Nacht in Venedig". Neuburgs Junge Oper macht daraus zwei recht vergnügliche Stunden.

Ganz so mörderisch erweist sich das ganze Unterfangen denn aber nicht. Das mag auch daran liegen, dass es mit den Amouren auch nicht so recht klappt, sinnen doch gleich drei Pärchen aufs nämliche Wechselspiel von Kostüm und Partner, so dass sich die ganze Rochade prosaisch wie schnöde letztlich in sich selbst auflöst.

Wie gesagt, ist das alles das Ergebnis einer "Nacht in Venedig", in der Operette irgendwann im 18. Jahrhundert, bei Franz Garlik und seiner Jungen Oper in die Gegenwart gewandert, aus leicht angestaubtem Plüsch wird toughe Besetzungscouch. Garlik will gar Werner Herzog sein, sieht derweil aber mehr wie Johannes Heesters aus, den die Leute ja auch nicht nur seiner Stimme wegen liebten.

Für die Geschichte ist das Wann und fast auch das Wo sowieso absolut einerlei, geht's stets nur um "das Eine". Geschlechterspezifisch gibt sich die Operette großzügig neutral, Männchen wie Weibchen wollten beide ganz gern. Aber wenn nun jeder jeden ausstechen will, wird es etwas kompliziert, vor allem lustig und allemal höchst beschwingt.

Ganz so geht das Duo Lauren Francis und Franz Garlik die Sache lust- wie schwungvoll an, zaubert immer wieder stimmungsvolle Bilder, bringt viel Bewegung in ihr sicher nicht als Schauspieler geborenes Sängerensemble. Gleich einleitend warten schönste Ballettszenen, mit dem nicht minder schönen Nebeneffekt, dass auch die oft unterschlagene Ouvertüre hier wieder gespielt wird.

Dass nicht nur Pavarottis auf der Bühne stehen, ist klar. Hubert Häckl aber läuft spätestens im Elvis-Kostüm zur Form seines Lebens auf. Absolut typgerecht Ben Maier, seinen auch die große Geste nicht scheuenden Caramello könnte man sich fürwahr in Venedigs vielleicht nicht allererster Adresse, aber dann gleich vorstellen. Die beiden Hauptpartien übernehmen die zwei Profis selbst, die immer wieder, mal instrumental, dann auch wieder mimisch überraschende Katrin Mitko steht da mitnichten nach. Insgesamt eine höchst spielfreudige Truppe.

Und Operette erlaubt (und verzeiht) auch gewisse Individualitäten. Wobei man das Genre und im speziellen Johann Strauss gewiss nicht unterschätzen soll. Was auch nicht der Fall ist. Mit wie viel rhythmischer Akkuratesse da auch gearbeitet wurde, verdient jeden Respekt - die Ensembles sitzen. Mit dem gerade auch in der Nachwuchsarbeit höchst erfahrenen Stellario Fagone vertraut man da auch den denkbar bestmöglichen Händen in der musikalischen Leitung. Eine kleine Besetzung, die gut spielt, ist sicherlich elegante Lösung und souveräner Ersatz für ein Orchester - und da sind zur Verstärkung final ja immer noch auch Paul(i) Hubers Wuisler, eine Perle im Neuburger Fasching wie zum Karneval in Venedig.

 

Josef Heumann