Neuburg
20 000 Festmeter entwurzelt und geknickt

Jetzt beginnt die gefährliche Aufräumarbeit im Forst – Straßen nach Bergen und Gietlhausen wieder frei

01.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:28 Uhr

 

Neuburg (r) Die Ruhe nach dem Sturm ist keine: Waldbesitzer und Rechtler schwärmen jetzt aus, um die Bruchschäden zu orten. Hunderte Fichten liegen im Neuburger Norden, allein im Seminarforst sind schätzungsweise 1000 Festmeter gefallen.

Zersplitterte helle Bruchstämme leuchten aus dem Wald, und garagendachhohe Wurzelteller weisen auf die Wucht des Orkantiefs „Niklas“ hin. Die meisten Bäume fielen Dienstagnachmittag, in der Nacht zum Mittwoch legten Böen mit Geschwindigkeiten bis 120 km/h noch nach.

Bis gestern früh ging kein vernünftiger Mensch in den Wald – der Wind schüttelte lockere Stämme und angebrochene Wipfel hin und her. Das große Aufräumen beginnt jetzt. Als besonders gefährlich gelten entwurzelte Stämme, die hängengeblieben sind und unter Spannung stehen.

„Wir lassen die Arbeiten von einem Harvester erledigen“, sagt Anton Mayer, Rechtlervorstand in Neuburg-Ried. Etwa 300 Festmeter sind im Rechtlerwald Ried aufzuräumen, etwa die gleiche Menge auch im Bittenbrunner Forst. Erntemaschinen freilich sind derzeit total ausgelastet, auch den Holzpreis könnte Tief „Niklas“ wieder nach unten drücken. „Wer keine festen Verträge hat, muss mit Verlusten rechnen“, weiß Förster Alfred Hornung.

Aus seiner Sicht sind die Waldeigentümer „mit einem blauen Auge davongekommen.“ Genauso formuliert es Forstdirektor Karl Stumpf von den Forstbetrieben Kaisheim. Der Fachmann schätzt den Windwurf der vergangenen Woche im Amtsbereich auf etwa 20 000 Festmeter. Wenn man den Jahreseinschlag der Betriebe von 129 000 Festmeter zugrunde lege, blieben die Schäden „im normalen Bereich“. Hauptsächlich seien Nadelbäume gefallen, in den kahlen Kronen der Laubbäume kann der Wind weniger angreifen. Der trockene Boden wirkte sich günstig aus.

Betroffene Wälder, so Forstmann Karl Stumpf, „eignen sich jetzt nicht für einen Osterspaziergang“. Aus Sicherheitsgründen hat der Forstbetrieb seine Arbeitstrupps erst am Mittwoch losgeschickt. Auch die Straßenmeisterei Neuburg und die Rechtler räumten am Mittwoch die Waldstraßen zwischen Galgenberg und Bergen sowie die Gietlhausener Strecke frei. Im Stadtgebiet kümmerten sich die Feuerwehren um massive umgedrückte Einzelbäume in Gärten. In Stengelheim krachte eine starke Birke genau in den Platz zwischen Garage und Wohnhaus.

Auf der Bundesstraße 16 bei Oberhausen wehte der Wind den Anhänger an einem Pkw auf die Gegenfahrbahn. Dort wurde er von zwei entgegenkommenden Autos erfasst. Verletzt wurde niemand. Der Anhänger verzeichnete Totalschaden, der Sachschaden wird auf 6000 Euro geschätzt.

Die Motorsägen heulten auch auf dem Gelände des Tierheims in Riedensheim. Das acht Hektar umfassende Areal liegt mitten im Wald und muss mit brechenden Bäumen leben. Seit gestern lässt Vereinschef Gerhard Schmidt kaputte Zäune reparieren. Die anvertrauten Tiere nahmen keinen Schaden, Hunde und Pferde aus den Freigehegen waren rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden.