Neuburg
Nepomuk hält wieder Wacht

Steinmetz Wolfgang Gottschalk saniert den 300 Jahre alten Brückenheiligen

12.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr

Neuburg (r) 300 Jahre lang hat er schützend auf die Neuburger geschaut. "Da hat der Heilige Nepomuk doch eine Kur verdient", findet Wolfgang Gottschalk. Deshalb hat der Münchener Steinmetz, Restaurator und Künstler den Neuburger Brückenheiligen wieder glänzend in Form gebracht.

Ganz einfach war die Prozedur nicht, denn Nepomuk muss an seinem Platz auf der Elisenbrücke täglich die Abgase von 25000 Kraftfahrzeugen schlucken. Den schwarzgrauen Belag hat Wolfgang Gottschalk mit kristallisiertem Korund weggestrahlt. Korundsand reinigt gut, ist aber nicht so scharfkantig wie Quarz.

Der Münchener Bildhauer flickte ferner feine Risse vorsichtig mit Spezialmasse, erneuerte die Inschrift und überzog die Heiligenfigur mit schützender Lasur. Auf neue Öffnungen hat er verzichtet, "ich will in den Nepomuk nicht so viel hineinbohren". Kreuz und Strahlenkranz erhielten neues Blattgold, der Palmwedel war noch tipptopp.

Seit Freitag ist das Gerüst weg, und Nepomuk sieht wieder strahlend auf den vorbeirauschenden Verkehr hinunter. Wolfgang Gottschalk hat den Auftrag mit viel Herzblut erledigt, das merkt man sofort. Passanten haben ihn angesprochen, der Steinmetz empfindet die Neuburger als "freundliches und aufgewecktes Volk". In München arbeitet er mit Kollegen an der Rekonstruktion zweier großer Shpingen (mit Hahnenkopf) am Eingang des Nordfriedhofs. Und dann wartet auch schon der nächste Auftrag: eine Restaurierung des Mausoleums des Malerfürsten Franz von Lenbach. Den Neuburger Auftrag hat Wolfgang Gottschalk nach einer Ausschreibung unter fünf Werkstätten bekommen. Rund 8000 Euro hat die Stadt Neuburg für die Sanierung ausgegeben, dafür bekommt sie eine umfangreiche Dokumentation dazu. "Wir sind sehr zufrieden mit der Ausführung", nickt Baubetreuer Hermann Mayer zustimmend.

Jetzt hoffen die Stadtvertreter, dass der Brückenheilige von Vandalismus verschont bleibt. Kreuz und Palmzweig sind immer wieder mal verschwunden, einmal ist eine Hand abgebrochen. Meistens hat Schlossermeister Heinrich Leinfelder für Ersatz gesorgt.

Der Strahlenkranz symbolisiert den Märtyrertod des Heiligen Johannes Nepomuk (1350-1393). Der böhmische Geistliche war nach machtpolitischen Konflikten verurteilt und von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt worden. Der Legende nach soll der im Wasser treibende Leichnam von fünf Flammen umsäumt gewesen sein. Papst Benedikt XIII. sprach den Märtyrer 1729 heilig.

Als Brückenheiliger ist er im gesamten europäischen Raum bekannt. Die Inschrift auf dem Sockel in Neuburg besagt, dass Nepomuk zwar im Wasser gestorben ist, aber als Patron für die Hilfsbedürftigen lebt.

In Neuburg hat er viel gesehen, etwa den Bau der schönen Elisenbrücke 1907, deren Sprengung im April 1945, den Wiederaufbau mit Einweihung 1949 und den Abriss mit Neubau der Elisenbrücke von 1987 bis 1989 . Steinmetz Wolfgang Gottschalk glaubt, das auf der Neuburger Brücke das Original steht, das ein tschechischer Bildhauer vor 300 Jahren aus Offenstätter Kalkstein geschaffen hatte. "Auf jeden Fall", so der Münchener, "werde ich ihn wieder einmal besuchen."