Neuburg/Ingolstadt
Naturschauspiel von Menschenhand

Ökologische Flutung soll den Auwald zwischen Neuburg und Ingolstadt als Lebensraum für Tiere und Pflanzen stärken

15.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Beeindruckendes Naturschauspiel: Wo die Wassermassen aus der ökologischen Flutung auf die Donau treffen, graben sie sich immer weiter in die Landschaft hinein. Ingolstadts Umweltreferent Rupert Ebner ist fasziniert von der Maßnahme in der Aue. −Foto: Janda

Neuburg/Ingolstadt (DK) Seltenes Schauspiel: In den Donau-Auen zwischen Neuburg und Ingolstadt läuft seit Montagabend eine ökologische Flutung. Diese soll die einst natürliche Dynamik dieser besonderen Landschaft wieder herstellen - zumindest zeitweise.

Allzu lange dürfte der Durchfluss der Auwälder zwischen dem Grünauer Industriegebiet und der Gemeinde Weichering allerdings nicht andauern. Womöglich wird die ökologische Flutung schon im Laufe des Mittwochs enden. Ausschlaggebend dafür ist die Durchflussgeschwindigkeit der Donau. Sobald der Strom mehr als 600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führt - ab dieser Menge verzeichnet der Betreiber der Wasserkraftwerke keinerlei Einbußen -, beginnt die Flutung des Auwalds auf dem gut sieben Kilometer langen Abschnitt am Südufer. "Ein faszinierender Vorgang", findet Rupert Ebner, Umweltreferent der Stadt Ingolstadt.

Die technischen Bauwerke, die von 2006 bis 2011 für rund 15 Millionen Euro entstanden sind, befinden sich zum Teil auf dem Grund der Großstadt sowie zum Teil auf Bergheimer, Weicheringer und Neuburger Flur. Zwei Ausleitungsbauwerke, die das Wasser aus der Donau in den Auwald strömen lassen, Brücken, Furten, eine Fischtreppe, Kanäle und mehrere Einlässe in den Fluss zurück sind bei den Arbeiten errichtet worden. Neben der Stadt und dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen sind daran unter anderem der Freistaat, der Bund und die EU beteiligt.

Das Ziel der Maßnahme klingt relativ simpel: Bei bestimmten Wassermengen in der Donau lässt sich dadurch dem Auwald seine natürliche Dynamik zurückgeben, die er einst durch die Begradigung des Flussbetts und den Bau der Staustufen verloren hat. Auf diese Weise steht ein Teil der Landschaft für mehrere Tage im Wasser - und wird dadurch in der Folge zum wichtigen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Die Fachleute des Neuburger Aueninstituts begleiten diesen ökologisch wertvollen Prozess.

Für Ebner, der selbst dem Vorstand des Fördervereins für das Auenzentrum angehört, ist das Engagement Ingolstadts in diesem Bereich ein klarer Beleg dafür, dass im dortigen Rathaus nicht nur die innerstädtische Donau eine Rolle spielt. "Auch hier im Westen interessieren wir uns für die Entwicklung", erklärt er. Im Mittelpunkt steht dabei seinen Worten zufolge aber rein der ökologische Aspekt. Um Hochwasserschutz könne es dabei kaum gehen. Das belegen auch die nackten Zahlen: Zwar ist die reine Durchflussmenge mit gut 2,8 Millionen Kubikmetern Wasser vom Beginn der ökologischen Flutung bis Dienstagabend, 18 Uhr, durchaus beachtlich. Doch dieses Wasser bleibe ja nicht in dem gefluteten Bereich, so Ebner. "Mit der Wirkung eines Polders ist das daher nicht vergleichbar."

 

Stefan Janda