Natürliche "Rasenmäher" pflegen die Hänge

Kienberger Schäfer beweidet in Bertoldsheim - Oregano und Silberdistel wachsen wieder

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
schafbeweidung in bertoldsheim −Foto: sorg (sorg)

Bertoldsheim (sgu) Seit zwei Jahren werden die mageren Wiesen in Bertoldsheim zwischen der Wirtschaft und dem Schloss und am oberen Ortsrand wieder beweidet. Viele Jahre zog einst der Bertoldsheimer Schäfer Heiner Schlamp mit seiner Merino-Herde über die Naturdenkmal-Magerrasen, wenn er zu seinen größeren Juraweiden bis nach Trugenhofen wanderte.

Zwischenzeitlich haben sich Mitglieder des örtlichen Gartenbauvereins mit ihren Rasenmähern engagiert, und den Aufwuchs kurz gehalten. Das ist jetzt großteils hinfällig, da diese Flächen vom Schäfer Leidl aus Kienberg mit einer gemischten Herde von Schafen und Ziegen beweidet werden. Ziegen erweisen sich hier als vorteilhaft, weil sie auch den vordringenden Gehölzaufwuchs bremsen können.

Neben der optischen Bereicherung des Ortes durch diese Tiere, ist eine Beweidung dieser Magerstandorte auch für die Artenvielfalt äußerst wertvoll. Daher kann eine entsprechend vereinbarte Nutzung dieser selten gewordenen Flächen auch aus den staatlichen Umweltprogrammen gefördert werden.

Vor wenigen Tagen fand eine Begehung der Flächen mit dem Schäfer und der Neuburger Naturschutzbehörde statt und Jan Tenner beurteilte die Beweidung als angemessen. Eventuell müssten da und dort Hartriegel oder Schlehenaufwuchs noch etwas nachgeschnitten werden. Die mit Burenziegen ergänzte Schafherde belebt in doppelter Hinsicht den Ort und die Artenvielfalt der Magerwiesen.

Die Tiere nehmen einen Großteil des Aufwuchses mit und magern diese Standorte, die sonst nicht gedüngt werden, entsprechend aus. Zugleich bringen die Tiere von anderen mageren Wiesen anhaftende Samen zwischen ihren Klauen und in der Wolle Samen mit und bereichern dadurch die Vielfalt auf diesen Flächen. Mit anderen Pflanzenarten kommen auch wieder Insekten, die auf diese blumenreichen und mageren Standorte angewiesen sind.

Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen hat bereits 1986 viele der noch vorhandenen Biotope als Naturdenkmale - wie auch die Alleen und Baumreihen zwischen Kirche und Schloss - als eine ortsprägende und artenreiche Besonderheit ausgewiesen.

Die Mischbeweidung mit Ziegen drängt auch den üppigen Strauchbewuchs zurück, der sich zwischenzeitlich auf einigen Flächen oder zwischen den Felsen angesiedelt hat, wodurch die lichtliebenden Arten wie Odermennig, Hauhechel, Oregano, die nickende Distel oder auch mal die Silberdistel wieder zum Vorschein kommen. All diese Nektarspender sind gerade im Spätsommer ein Anziehungspunkt für Schmetterlinge, Hummeln und Bienen.