Rohrenfeld
Motorsport im Wandel

Wolfgang Ullrich, früherer Sportchef bei Audi, referiert beim Kamingespräch in Rohrenfeld

27.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:13 Uhr
Die Frauen waren in der Überzahl beim Kamingespräch der Wittelsbacher Golfclubdamen, das mit der Begrüßung des Referenten Wolfgang Ullrich (v.r.), Ex-Sportchef bei Audi, durch Ladies-Captain Rita Schmidt und Geschäftsführer Korbinian Kofler begann. −Foto: Hammerl

Rohrenfeld (DK) Er ist der Hahn im Korb beim Kamingespräch der Damen im Wittelsbacher Golfclub gewesen.

Und offensichtlich fühlte sich Wolfgang Ullrich, Ex-Sportchef bei Audi, dabei sehr wohl. Denn die aktiven Golferinnen bewiesen mit ihren Fragen, dass sie sich auch im Motorsport auskennen.

Einmal im Jahr treffen sich die Frauen zum Kamingespräch, zu dem sie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport einladen, um Einblicke in deren Welt zu erhalten. "Das Kamingespräch ist wichtiger Bestandteil für das Club-Leben", würdigte Korbinian Kofler, Geschäftsführer des Golfclubs, das Engagement der Frauen um Ladies-Captain Rita Schmidt, die den Termin organisiert hatte. "Die Messlatte liegt hoch", ergänzte Kofler mit Blick auf Ullrichs Vorgänger. Im vergangenen Jahr war Starvisagist Horst Kirchberger zu Gast. Diesmal aber ginge es um "Bayerisches Tuning mit PS", merkte Kofler noch an, ehe er Ullrich das Feld überließ.

Der Maschinenbauingenieur hatte einen etwa 40-minütigen Vortrag mitgebracht, den er kürzlich vor Maschinenbaustudenten gehalten hatte. Im Schnelldurchgang ging es durch 35 Jahre Erfolgsgeschichte von Audi Sport, beginnend mit dem Allradantrieb quattro 1981. Ziel sei gewesen, die Marke Audi vom "Oberlehrer-mit-Hut-Image" zu befreien, erklärte Ullrich, mit der Sparte sollte der Marke ein sportlicheres Image verschafft werden, wofür auch sportliche Erfolge nötig waren.

Mit Allrad im Motorsport anzutreten sei damals Alleinstellungsmerkmal von Audi gewesen, doch die Erfolge gaben dem Unternehmen recht - und der Quattro schaffte es in der Folge zu hohem Marktanteil. 1998 gewann Audi Sport alle sieben Meisterschaften, zu denen das Unternehmen angetreten war. "Das hatte Folgen", verriet Ullrich, "die Internationale Motorsportbehörde stellte fest, dass gegen den Quattro kein Kraut gewachsen ist, und verbot den Allradantrieb im Wettbewerb". Doch auch in der DTM-Klasse und mit dem TDI in Le Mans gab es Erfolge zu verzeichnen, weiter ging die Entwicklung 2012 mit diesel-elektrischem Hybridantrieb, der den Fahrern einen neuen Fahrstil abforderte. War bei Elektroautos zunächst noch ein Autowechsel beim Boxenstopp erforderlich, weil die Batterien lediglich 20 Minuten Rennbetrieb gewährleisten konnten, habe sich die Kapazität mittlerweile auf das Doppelte erweitert.

"Wann kommen E-Autos aus dem Rennsport beim Verbraucher an? ", wollte eine Zuhörerin wissen, worauf Ullrich das enorme Gewicht der Batterien ansprach. Zwar täte sich viel, aber man können nicht jedes Jahr enorme Sprünge erwarten. Wann mit Wasserstoff betriebene Autos auf den Markt kämen, lautete eine weitere Frage. "Daran wird seit Jahrzehnten gearbeitet, alle Hersteller sind dran", antwortete er, doch sei noch kein Durchbruch erzielt worden. Wie sich die Rennteams zusammensetzen, wie lange ein Boxenstopp dauern darf, wieviel ein DTM-Fahrer-Programm kostet (160000 Euro) und wann er sich persönlich mit dem Motorsportvirus infiziert hatte, wurde ebenfalls gefragt.

Auf die Frage, warum so wenige Frauen im Motorsport erfolgreich seien, antwortete er, es gebe immer wieder mal Frauen, die auf hohem Niveau mithielten, aber eben nur wenige. "Ich habe in meiner Zeit bei Audi vier erlebt, aber keine hat es ganz nach oben geschafft", sagte er, doch es gebe auch erfolgreiche Frauen in den Teams, so eine Fahrzeugingenieurin, die an drei Siegen beteiligt war.

Sie vermisse das Motorengeräusch bei E-Autos, merkte eine Golferin an, was Ullrich nachvollziehen konnte, das sei tatsächlich ein Problem für viele, die den Auto-Sound liebten. Auf Nachfrage verriet er dann noch, dass der A8 sein Lieblingsauto sei, aber dasjenige, das ihn am meisten beeindruckt habe, sei das 800 Kilogramm schwere Hybridauto mit aus beiden Antrieben aufsummierten 1000 PS gewesen.

Andrea Hammerl