Neuburg
Mit gewaltigem Klang

Neuburger Stadtkapelle und Kirchenchor Berg im Gau musizieren zum Advent in der Hofkirche

16.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Josef Heumann
Beeindruckend: Die Stadtkapelle Neuburg und der Kirchenchor Berg im Gau musizieren unter ihrem gemeinsamen Leiter Alexander Haninger (oben). Immer mehr zu einem besonderen Aushängeschild der Stadtkapelle wird deren Flötenensemble (unten links). Wertvolle wie höchst erfolgreiche Nachwuchsarbeit unter den jungen Bläsern leistet Markus Haninger, der Bruder des Stadtkapellmeisters. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Beliebtheits-Stichprobe: 16.30 Uhr, also eine volle halbe Stunde vor Beginn, wo bei einem Konzert gemeinhin noch nicht mal Saalöffnung ist, ist am Samstag in der Hofkirche kein Sitzplatz mit halbwegs auch nur Sicht auf das Geschehen zu ergattern; die Kirche ist praktisch voll - und das, obwohl wie gemeldet, die Heizung abgedreht ist.

So viel nur mal gleich, wie beliebt und begehrt Neuburgs Stadtkapelle, im Grunde ja längst Neuburgs Stadtkapellen und voran deren Weihnachtskonzerte sind.

Stimmungsvoller und stimmiger könnte der Übergang jetzt auch gar nicht sein von dem sanft illuminierten Christkindlmarkt direkt vor dem Kirchenportal hinein in das marianische weiß, noch gold gekrönt erstrahlende Zeugnis einer machtvoll sich erhebenden Gegenreformation. Erwartungsvolle Stimmung liegt über dem Raum, das Stadtkapellen-Weihnachtskonzert gehört absolut zu den Klassikern des Advents.

Obwohl klassisch im eigentlichen Sinn ist dabei wenig. Klassisch schwer aber ist das Programm, wo sich schon der jugendliche Nachwuchs, geleitet vom jüngeren der Haninger-Brüder, ans konzertante Schwergewicht ranspielt. Wirkung, Erfolg könnte man leichter haben als etwa mit einem mehr nur vom Intellekt her wirklich zu begreifenden, vertrackt schwierige Kontraste auskostenden Canterbury Chorale von Jost van den Roost, womit der Stadtkapellmeister nachdrücklich gleich ihre Sonderstellung unterstreicht. Und wenn der Programmzettel erklärt, dass "A Trumpeter's Lullaby" für den Solotrompeter des Boston-Sinfonieorchester, eines der sogenannten Big Five, geschrieben wurde, ist in puncto Niveau eigentlich alles gesagt.

Ein bisschen mehr Pomp, ein bisschen mehr Zack gehört wohl zur englischen Weihnacht einfach dazu. Das Jugendblasorchester hatte sich diesmal vornehmlich dem englischen Zeitgenossen Philip Sparke verschrieben. Seine "Medieval Christmas" entführt mit markanten Flügelhornklängen in die schottischen Highlands. Fast martialisch nimmt sich der Auftakt aus, zuckersüß wird der zweite Satz, während das "Resonet in laudibus" voran den Tenorhörnern gehört. Ein bisschen Walt Disney ist "A Huntingdon Celebration" dann schon.

Stimmung pur bleibt dem Flötenensemble vorbehalten mit seinem höchst gefühlvollen "Let it snow" (was dann Stunden später auch schon erhört wurde). Für koboldgleichen Humor hatte zuvor schon das Jugendorchester gesorgt mit seiner Schlittenfahrt, zu der Komponist Alfred Bösendorfer in die Alpen einlädt und auch noch den ja nicht unbedingt engelsbraven Bi-ba-Butzemann mitnimmt.

Das schönste Motto für diesen Spätnachmittag hatte gleich zum Auftakt das Vorstufenensemble ausgegeben mit "O Jubel, o Freud". Und schon die Jüngsten bei der Stadtkapelle bestechen mit rhythmischer Akkuratesse. Eine zusätzliche, ganz besondere Note erfährt das Konzert, dass Stadtkapellmeister Alexander Haninger diesmal auch "seinen" Kirchenchor aus Berg in Gau mitgebracht hatte. Ein reizvoller Kontrast, den diese fein austarierte Sängerschar beisteuert: eine Weihnachtsgeschichte in verhalten moderner Musicalart des schwäbischen Komponisten Kurt Gäble zunächst und final "das" Hallelujah aus Georg Friedrich Händels "Messias". Mehr Feierlichkeit geht selbst zu Weihnachten nicht.

Josef Heumann