Bertoldsheim
Millimeterarbeit in der eisigen Donau

Kran und Taucher setzen Dämmtafeln - Bertoldsheimer Brücke gesperrt - 7 Millionen Euro Investition

17.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:01 Uhr

Bertoldsheim (r) "Null Sicht", ruft Stefan Hölzl durch das Mikrophon aus sieben Metern Tiefe. Der österreichische Taucher bläst am Donaugrund mit Luftdruck Kies aus den Eisenschienen. Die Aktion gehört zur derzeit laufenden Wehrrevision an der Staustufe Bertoldsheim.

Es geht nicht ohne Straßensperrung: Die Donaubrücke Bertoldsheim ist seit Montag (bis Freitag) wieder komplett blockiert. Kraftwerksbetreiber Uniper lässt jetzt das zweite von drei Wehrfeldern sanieren. Die Revision an der gesamten Kraftwerkskette kostet rund sieben Millionen Euro. Davon entfallen 1,7 Millionen auf den Standort Bertoldsheim.

Ein 150-Tonnen-Kran hebt dazu 36 schwere Stahltafeln in den Fluss. Sie halten die Donau zurück, damit die Fachfirmen aus Tirol und Norddeutschland unten im Wehr sicher arbeiten können. In neun Metern Tiefe müssen die Monteure die Wehre sandstrahlen, neu beschichten, Ketten, Zugarme, Getriebe, Motoren, Lager und Luftsprudeleinrichtungen (zur Verhinderung von Eisbildung) kontrollieren und bei Bedarf instandsetzen.

Die Facharbeiter schauen sich außerdem alle Nieten, Schrauben, Schweißnähte, Hydraulik und Armierungen an. Die schwierige Arbeit muss ausgerechnet in der kalten Jahreszeit ausgeführt werden, weil ab April Hochwasser kommen können. In diesem Fall müssen die Wehre betriebsbereit sein. Die Revision erfasst auch die Bootsschleuse - im Sommer bleibt sie für die Ulmer Schachtel und andere Bootsfahrer in Betrieb.

Damit die schweren Dammtafeln - der Revisionsverschluss - gut sitzen, ließen sich am Montag Taucher der Uniper-Gruppe in die drei Grad kalte Donau hinab. Geschützt in schweren Helmanzügen reinigen sie am Donaugrund die Bodenschienen. Danach begleiten sie die Hebemanöver und überprüfen in sieben Meter Tiefe den Sitz der Stahltafeln. Als Stefan Hölzl nach über zwei Stunden wieder auftaucht, sind seine Hände eiskalt. Durch ein Loch im Handschuh ist das kalte Wasser "hereingekrochen ".

Neu ist, dass Uniper beziehungsweise die Rhein-Main-Donau GmbH (RMD), in Bertoldsheim erstmals eine Art Arbeitsbühne unterhalb der Wehre in die Donau hineinbauen lässt. Diese Plattform nimmt Werkzeuge, Aggregate auf und erleichtert dem Trupp die Arbeit. "Außerdem vermeiden wir damit längere Brückensperrungen", sagt RMD-Pressesprecher Jan Kiver auf Anfrage. Etliche Arbeitsvorgänge könnten von der Brücke "nach unten" verlagert werden.

Sperrungen bleiben dennoch unumgänglich. Zunächst ist die Brücke bis diesen Freitag, 21. Dezember, 14 Uhr, zu. Danach öffnet sie der Betreiber wieder bis zum Neujahrstag. Am 2. Januar, 8 Uhr, beginnt die zweite Komplettsperre bis zum Dreikönigstag, 6. Januar, um 17 Uhr. "Wir verlegen die Arbeiten gezielt in die Schulferien, um den Schulbusverkehr so wenig wie möglich zu tangieren", so Jan Kiver.

Aber es geht weiter: Vom 7. bis 25. Januar ist eine halbseitige Sperre geplant, das folgende Wochenende einschließlich 27. Januar (bis 17 Uhr) wieder eine Vollsperre. Zwischen 3. Februar und 24. März gebe es keinerlei Behinderungen, erst in den Osterferien wird wieder gesperrt - vom 12. bis 18. April und vom vom 26. April bis 2. Mai komplett.

Betroffen ist vor allem der Verkehr zwischen Burgheim und Rennertshofen. Der Umweg über die Donaubrücke Marxheim macht 18 Kilometer aus. Und im Herbst nahen mit der Revision des dritten Wehrfeldes die nächsten Einschränkungen.