Neuburg
Maria Goretti Böck: 19 Jahre doppelte Verantwortung

Die ehemalige Generaloberin ist noch immer jeden Tag an ihrem Schreibtisch anzutreffen

15.01.2022 | Stand 20.01.2022, 3:35 Uhr
Obwohl sie nicht mehr Generaloberin ist, ist Schwester Maria Goretti Böck noch immer täglich in ihrem Büro im Kloster St. Elisabeth anzutreffen. −Foto: Wöhrle

Neuburg - Schwester Maria Goretti Böck empfängt ihre Besucher in dem Zimmer, das viele Jahre ihr Büro war. Auch wenn sie seit dem vergangenen Oktober nicht mehr Generaloberin der Neuburger Elisabethinerinnen ist, so ist sie doch noch immer täglich an ihrem Schreibtisch anzutreffen.

Nach fast 19 Jahren hat sie die Verantwortung für das Kloster an ihre Nachfolgerin Schwester Andrea Bahrholz abgegeben. Die Zuständigkeit für das Neuburger Krankenhaus, das 177 Jahre unter der Trägerschaft der Elisabethinerinnen betrieben wurde, trat sie vor viereinhalb Jahren ab. Am 1. Juli 2017 wurde das Haus von der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg übernommen, die im vergangenen November überraschend angekündigt hat, es wieder abstoßen zu wollen. Seither ist die Klinik wieder auf dem Markt, bislang haben der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und der Klinikumszweckverband Ingolstadt Interesse bekundet. Auch wenn sie nicht mehr oft in die Klinik komme, treibe sie die Sorge um die Zukunft des Krankenhauses jeden Tag um, betont die ehemalige Generaloberin.

Schwester Maria Goretti, die mit acht Geschwistern in Donauwörth aufwuchs, hat fast ihr ganzes Leben in St. Elisabeth in Neuburg verbracht. Als sie mit 18 Jahren am 19. März 1958 in das Kloster eintrat, kannte sie es schon von Besuchen. Eine Tante war hier Nonne und die Familie fuhr regelmäßig zu ihr. Die Tante starb 2015 mit 91 Jahren. "Ich habe sie sehr vermisst", erinnert sich Schwester Maria Goretti an den Verlust.

Schon wenige Tage nach ihrem Eintritt ins Kloster begann sie eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und arbeitete danach viele Jahre auf verschiedenen Stationen des Kinderkrankenhauses, oft in der Stationsleitung. 1976 und 1977 absolvierte sie eine Weiterbildung, um Kinderkrankenpflege unterrichten zu dürfen, und besuchte die entsprechende Fachakademie in Regensburg. "Das war eine Herausforderung", weiß sie noch heute. Den Prüfungsstress zum Ende der Ausbildung hat sie nicht vergessen. Trotzdem denkt sie gerne an die Zeit zurück. "Das war ein schönes Jahr", betont sie.

Wieder zurück in Neuburg fing sie an der 1954 von den Elisabethinerinnen gegründeten Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege an. Zwei Jahre später übernahm sie für insgesamt 23 Jahre die Leitung. In dieser langen Zeit hat sie ganze Generationen von Kinderkrankenschwestern mit ausgebildet. Zur 50-Jahr-Feier der Schule 2004 kamen 400 ehemalige Schülerinnen und Schüler. Noch besonders gut erinnert sich Schwester Maria Goretti an den ersten Kinderkrankenpfleger, der in der 80er-Jahren die Schule besuchte, um den damals noch reinen Frauenberuf zu erlernen. "Das war das eine Seltenheit, aber heute ist es gang und gäbe", sagt sei.

Viele Menschen, denen sie in ihrer Zeit als Generaloberin begegnet ist, haben sie beeindruckt,"vor allem unsere Ärzte Professor Peter Sachtleben und sein Nachfolger Ivo Henrichs". Die beiden Chefärzte der damaligen Kliniken St. Elisabeth seien hervorragende Kinderärzte gewesen, betont Schwester Maria Goretti. Viele Kontakte, die in ihrer langen Zeit in verantwortungsvoller Position entstanden sind, bestehen bis heute. So auch zu Bischof Bertram Meier. Sie kennt ihn schon lange, schließlich war er Kaplan in Neuburg. Auch bei ihren Professjubiläen war er zu Gast. "Beim 50-Jährigen war er als Prälat da und beim 60-Jährigen als Bischof", erzählt sie. Mit einer Delegation, die er geleitet hat, ist sie bei einer Romreise einmal Papst Benedikt XVI. begegnet, hat ihn aber nicht persönlich kennengelernt. Dafür aber viele andere geistliche Würdenträger, aber auch viele Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Bis heute hat Schwester Maria Goretti einen engen Kontakt zu ihren Geschwistern, Schwägerinnen, Nichten und Neffen. Jedes Jahr besucht sie ihre Familienangehörigen im Urlaub, früher wurde sogar gelegentlich gemeinsam verreist. Wenn die Familie jetzt zu ihr nach Neuburg kommt, hat sie mehr Zeit, um sich ihr zu widmen, als in ihrer aktiven Phase als Generaloberin, als sie neben dem Kloster und den Kliniken St. Elisabeth auch für das Neuburger Bürgerspital, das Altenheim und Krankenhaus in Rain am Lech, das Krankenhaus Aindling und einen Behinderteneinrichtung in Lauingen zuständig war. Wie hat sie das alles über so viele Jahre geschafft? "Mit der Hilfe von oben ist es immer gegangen", erklärt Schwester Maria Goretti.

DK