Neuburg
Mammutwerk macht Halt in Grünau

Ein 1000 Meter langes Donau-Gemälde will am Aueninstitut auf die bedrohten Arten des Flusses aufmerksam machen

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Freunde der Donau und des Naturschutzes: Siegfried Geißler (links), Geschäftsführer des Aueninstituts, freute sich, das Donau-Gemälde zu zeigen. Hinter der Wanderausstellung steht der Verein association for wildlife protection (awp), Mario Kümmel (fünfter von links) reist mit dem Werk durch Europa. −Foto: Belzer

Neuburg (DK) 1000 Meter, vier Jahre Arbeit - das Mammutwerk der serbischen Künstlerin Ana Tudor ist derzeit entlang der Donau auf Wanderausstellung. Gestern machte die Schau Halt am Schloss Grünau. Das Aueninstitut bot den idealen Rahmen, um auf die zahlreichen bedrohten Arten des Flusses aufmerksam zu machen.

Das Logo des Artenschutzvereins, der das 1000-Meter-Gemälde derzeit in halb Europa zeigt, ist ein Gorilla. Mit der Donau hat dieser Primat eher weniger zu tun. Oder doch? "Jeden Tag sterben Arten", erklärte Mario Kümmel von der association for wildlife protection (awp). "Viele wissen das gar nicht. Zu Beginn unserer Arbeit im Jahr 2011 haben wir uns global orientiert, deswegen der Gorilla im Logo. Aber man muss eigentlich gar nicht bis nach Afrika gehen. Denn auch vor der eigenen Haustüre sterben Arten." Und so sind wir bei der Donau angelangt.

Der Verein awp möchte Kunst und Naturschutz verbinden - und ist vor einigen Jahren auf Ana Tudor aufmerksam geworden. Die Serbin hat auf 1000 Metern Leinwand faszinierende Donaulandschaften mit Acryl festgehalten. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Werk, das die Künstlerin nach Fotos, aber auch nach ihrer eigenen Fantasie gemalt hat. Zu bestaunen sind die verschiedenen Jahreszeiten, aber auch die ganz unterschiedlichen Landschaften - von sattgrünen Wäldern über wilde Gebirgszüge bis zu und idyllischen Städten. Burgen, Schlösser, Brücken - die Kultivierung entlang des Flusses ist genauso dargestellt wie die (bedrohte) Artenvielfalt der Donau: Fische, Schmetterlinge, Pflanzen, Vögel.

"Wir wollen auf diesem Weg die Menschen auf die bedrohte Artenvielfalt aufmerksam machen", erklärte Kümmel. "Anstatt in den Städten an Infoständen zu stehen und die Moralkeule zu schwingen." Künstlerisch wolle man außerdem die Vielfalt des Donauraumes und seine verbindende Identität sichtbar machen - denn die Donau ist ein internationaler Fluss. Kein anderer durchfließt auf seinem Weg zum Meer mehr Länder. Die sozio-ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahrzehnte jedoch haben den Fluss nachhaltig verändert. "Eine Vielzahl an Eingriffen im Flusssystem beeinträchtigt die ökologische Funktionsfähigkeit", sagte Kümmel. "Das stellt die einzigartige Biodiversität im Donaueinzugsgebiet vor große Herausforderungen."

Der Start der Wanderausstellung war vor einer Woche an der Donauquelle in Donaueschingen. Über Ulm ging es nach Neuburg, dem Donaulauf entlang folgen zehn weitere Stationen in acht Ländern. Schlusspunkt wird am Schwarzen Meer sein, so schließt sich der Kreis. Im Aueninstitut in Grünau hieß Geschäftsführer Siegfried Geißler die Wanderausstellung gemeinsam mit Rupert Ebner, Umweltreferent der Stadt Ingolstadt und stellvertretender Vorsitzender des Aueninstiut-Fördervereins, willkommen. Ebner nutzte die Gelegenheit, noch einmal die verpasste Chance zu bedauern, dass die Donauauen nicht zum dritten bayerischen Nationalpark erklärt wurden. "Der Nationalpark ist einem politischen Ränkespiel zum Opfer gefallen", sagte er. Gleichzeitig drückte er seine Hoffnung aus, dass der Auwald zum nationalen Naturmonument wird, ähnlich wie vor Kurzem die Weltenburger Enge, in der die Donau noch unberührt fließen kann.

Geißler wiederum klärte die Besucher über die bedrohten Arten des Flusses auf. Grundsätzlich sei das nicht so leicht für den gesamten Donauraum zu beantworten, denn hier gäbe es massive Unterschiede. Exemplarisch jedoch nannte er den Stör. "Ein Tier, das stellvertretend für viele große Wanderfische steht." Bis nach Neuburg sei der Stör früher zum Ablaichen gekommen - doch nun versperrten allein in Deutschland 62 Wasserkraftwerke dem Fisch den Weg. Was also tun? Darauf gab Geißler erst kürzlich dem bayerischen Umweltminister Marcel Huber (CSU) bei einem anderen Termin in Neuburg eine eindeutige Antwort: "Wegsprengen."

Verena Belzer