Karlshuld
"Für mich ist das eine Schicksalswahl"

Vom Landratsamt in den Landtag: Kreischef Roland Weigert will für die Freien Wähler in München mitmischen

07.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Kandidat mit Faible für die Natur: Roland Weigert von den Freien Wählern liebt die Landschaft seiner Heimat, für die er sich nun im bayerischen Landtag einsetzen will. -Foto: Janda −Foto: Janda, Stefan, Ingolstadt

Karlshuld (DK) Beweisen muss er sich nichts mehr. Das ist Roland Weigert nach zehn Jahren als Landrat von Neuburg-Schrobenhausen bewusst. "Das ist ein schönes Amt", sagt der 50-jährige Karlshulder, der den Posten an der Spitze des Landkreises dennoch aufgeben will - im Tausch für ein Mandat im bayerischen Landtag. Denn in München, davon ist der FW-Politiker überzeugt, kann er viel für seine Heimat erreichen.

Die Heimat, das ist so ein Begriff, der Roland Weigert immer noch ins Schwärmen bringt. Minutenlang kann er darüber sprechen, wie sehr ihm die Landschaft und die Menschen am Herzen liegen - ohne jedoch unglaubwürdig zu werden. Dazu gehört auch die hiesige Umwelt, die es dem Jäger und leidenschaftlichen Naturfreund besonders angetan haben. Weigert steht mitten im Grünen. "Mein Ruhepol", sagt er. "Hierher komme ich, um einfach mal abzuschalten und die Natur zu genießen. " Er hält inne und lauscht. "Hören Sie das? Absolut nichts. " Lediglich das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln ist zu vernehmen. Es ist das Jagdrevier des Landrats, das in einem Waldstück bei Hohenried liegt. Hier ist Roland Weigert aufgewachsen, hier kennt er jeden Baum, jeden Strauch. Und diesen Ort hat er sich ganz bewusst ausgesucht, um mit unserer Zeitung über seine Kandidatur zu sprechen.

Einfach zu erklären, sind die Beweggründe für seine Bewerbung allerdings nicht. Das weiß der Landrat selbst nur allzu gut. "Denn dieses Amt ist mir auf den Leib geschneidert", sagt Weigert, der sich 2008 in der Stichwahl und 2014 im ersten Wahlgang souverän gegen seine Mitbewerber durchgesetzt hatte und der heute fest im Sattel sitzt. Dass er dennoch einen Wechsel in den Landtag anstrebt hat seinen Worten zufolge auch viel mit Horst Seehofer zu tun. Der ehemalige Ministerpräsident war in den vergangenen fünf Jahren auch Abgeordneter für Neuburg-Schrobenhausen. "Und ihn wollten wir eigentlich weiter unterstützen", gibt Weigert offen zu. Doch mit Seehofers Berufung zum Bundesinnenminister änderten sich die Vorzeichen schlagartig. "Wer kann denn die zentralen Fragen für unseren Stimmkreis in München beantworten? ", fragt Weigert und gibt die Antwort gleich selbst: "Ich kann mir das vorstellen. "

Die Entwicklung des Donaumooses, die der Gesundheitsversorgung im Landkreis mit Transformation des Krankenhauses in Schrobenhausen, der Kampf gegen einen Flutpolder bei Bertoldsheim und auch die Finanzausstattung der Kommunen sind für ihn zentrale Themen, die es im Landtag zu beackern gilt. Und Themen, die er aus den vergangenen Jahren bestens kennt. "Das wird man hier vor Ort aber nicht alleine stemmen können, da muss München mitmachen", nimmt er Parlament und Staatsregierung in die Pflicht. Gleichzeitig verschweigt er nicht, dass beispielsweise im Moos in den vergangenen Jahrzehnten viel verschlafen worden ist. "Da brauchen wir endlich alternative Nutzungsformen für unsere Landwirte", findet er. Für den Landrat steht daher fest: "Das ist kein Abschied, sondern eine Chance" - sowohl für ihn als auch für den Stimmkreis, stellt er klar.

Sollte Weigert, der mit seiner Frau in Kleinhohenried bei Karlshuld lebt, den Sprung in den Landtag schaffen, will er dort aber keineswegs ein Dasein als Hinterbänkler fristen. Stattdessen müssten sich seine Fraktionskollegen darauf gefasst machen, dass mit dem 50-Jährigen ein gestandener Kommunalpolitiker und kein Neuling im Metier nach München kommt. Einer, der das klare Wort nicht scheut. Einer, der schon mal Wahlempfehlungen für Kandidaten anderer Parteien gibt. Und einer, der sich vom politischen Geschäft nicht verbiegen lässt. Dass dabei durchaus etwas mehr für ihn drin sein könnte, hält Weigert für realistisch. "Wenn sich die Möglichkeit für die Freien Wähler bietet, in eine Regierungskoalition zu gehen, sollten sie das tun", betont der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der in seiner Zeit als Offizier bei der Bundeswehr ein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften absolviert hat. Was in diesem Fall für ihn drin wäre - ein Posten als Staatssekretär, an der Fraktionsspitze oder ein Ausschussvorsitz -, will Weigert auf sich zukommen lassen.

Doch wie sieht der Landrat überhaupt seine Chancen, ein Mandat zu erobern? Eine knifflige Frage, sagt er und begründet diese Sicht mit dem recht kleinen Stimmkreis, zu dem neben dem Landkreis auch die drei Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern gehören. "Das wird daher ohne Zweifel eine knappe Entscheidung", so Weigert, der die CSU zunächst einmal in einer guten Ausgangslage sieht. "Hier geht es daher um jede Stimme. " Dennoch steht für Weigert unmissverständlich das Direktmandat im Vordergrund. Auf Rechenbeispiele, wie er über die Liste einziehen könnte, will er sich nicht erst einlassen.

Womöglich geht es für ihn selbst auch um seine gesamte politische Zukunft. Immerhin stellt sich den Wählern dabei auch die Frage, ob sie Weigert lieber in München oder weiterhin im Landratsamt in Neuburg sehen wollen. Sollte es mit dem Landtag nicht klappen, will er auf jeden Fall als Landrat weitermachen. Dass es dann in zwei Jahren schwierig werden könnte, seinen Posten zu behalten, weiß er. "Für mich ist das eine Schicksalswahl", sagt Roland Weigert, der damit sowohl seine eigene Zukunft als auch die Zukunft von ganz Bayern meint. Durch das Erstarken der AfD und die große Unzufriedenheit bei vielen Wählern hält er verlässliche Prognosen für kaum möglich. "Diese Wahl wird daher anders ablaufen als jede andere zuvor. "

Stefan Janda