Neuburg
"Ich will ein Ansprechpartner auf Augenhöhe sein"

Der Neuburger Matthias Enghuber bewirbt sich für die CSU um ein Mandat im bayerischen Landtag

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Er will mit Argumenten überzeugen: Matthias Enghuber aus Neuburg, hier an der Donau in seiner Heimatstadt, tritt für die CSU bei der Landtagswahl als Direktkandidat an. −Foto: Janda

Neuburg (SZ) Er ist ein Mann, der erst nachdenkt, bevor er spricht.

Kein Lautsprecher. Mit Populismus kann Matthias Enghuber ebensowenig anfangen wie mit Stammtischparolen. "Ich sage, was ich denke und das auch deutlich - aber überlegt", stellt der 34-Jährige aus Neuburg klar. Diesen Stil der Ruhe und Sachlichkeit will er künftig auch im bayerischen Landtag verfolgen. Bei der Wahl am 14. Oktober bewirbt er sich um das Direktmandat in Neuburg-Schrobenhausen.

Enghuber sitzt vor dem Neuburger Überlauf. Das Areal an der Donau, ein Treffpunkt für junge Leute unter Aufsicht des gleichnamigen gemeinnützigen Trägervereins, ist eines der ersten politischen Projekte in Enghubers Karriere gewesen. Hier hat er sich - damals noch als Sprecher des Jugendparlaments - für eine Idee eingesetzt und später auch mit angepackt. "Denn es geht oft nur übers Ehrenamt, wenn sich alle reinhängen", weiß der vierfache Familienvater aus Erfahrung.

Erfahrung, die hat der studierte Politikwissenschaftler, der das Wahlkreisbüro seiner Partei in Ingolstadt leitet, trotz seiner jungen Jahre durchaus. Matthias Enghuber ist das, was gemeinhin als braver Parteisoldat gilt. Seit seinen Jugendtagen engagiert er sich in der Jungen Union, hat unermüdlich Plakate geklebt und Wahlwerbung verteilt. Mittlerweile gehört er dem Stadtrat und dem Kreistag an, führt den Neuburger Ortsverband seiner Partei, war in den vergangenen fünf Jahren Stimmkreisreferent für den hiesigen Abgeordneten, der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer, und ist nach dessen Wechsel nach Berlin weiterhin Ansprechpartner für die CSU-Fraktion im Landtag.

Dass er in der Zeit an Seehofers Seite zu wenig von sich hören ließ, will Enghuber aber nicht gelten lassen. "Ich war nicht der Abgeordnete", stellt er klar. Und: "Es war in dieser Zeit nicht mein Job, aktiv Landespolitik zu machen. " Das will er ja nun ändern. Auch die verbale Ohrfeige von Parteifreundin Astrid Dengler am Abend seiner Nominierung als Kandidat ist vergessen. Er sei jahrelang nur Wasserträger gewesen, so der indirekte Vorwurf seiner Mitbewerberin. Ein Problem mit ihr habe er deshalb aber nicht, sagt Enghuber, ganz der Diplomat mit den großen Ambitionen.

Das Politik-Gen spielt da eine große Rolle, das ist Enghuber schon in die Wiege gelegt worden. Vater Heinz ist Ehrenvorsitzender der Neuburger CSU und war lange stellvertretender Bürgermeister der Kreisstadt, ein politisches Urgestein also. "Es ist schwer, sich davon zu lösen", gibt der Sohn offen zu. Doch er weiß auch: Ohne den Vater würde ihm die Politik nicht so viel Spaß machen. Genau diese Leidenschaft für seine Heimat und die Menschen ist die Triebfeder für seine Kandidatur. "Denn man kann als Politiker wirklich etwas für die Menschen bewegen", weiß er aus den vergangenen Jahren und betont: "Ich will ein verlässlicher Ansprechpartner auf Augenhöhe sein. " Und er will dabei offen und transparent agieren und damit den alten Ruf seiner Partei abschütteln. "Die Zeiten sind vorbei, in denen Dinge im Hinterzimmer ausgemacht wurden", sagt er und meint damit auch das Rennen um die Direktkandidatur bei der CSU, das völlig ergebnisoffen abgelaufen sei. Basisdemokratie also und keine Entscheidung von oben.

Die Themen, die es in den kommenden Jahren zu beackern gilt, kennt Enghuber eigenen Worten zufolge durch seine bisherige Tätigkeit gut. Günstiger Wohnraum steht dabei ebenso auf seiner Agenda wie der Ausbau der Infrastruktur - sowohl digital bei der Breitbandversorgung als auch für den Personennahverkehr. Der Ausbau der B16 und der B300 im Stimmkreis, zu dem auch die drei Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern gehören, muss aus seiner Sicht ebenfalls schneller gehen. "Darum muss man kämpfen. "

Gleiches gilt seiner Meinung nach für die Entwicklung des Donaumooses, das Enghuber nicht nur erhalten, sondern auch wieder stärken will. "Das geht aber nicht von heute auf morgen", weiß der Kandidat. Und nicht ohne den Staat, der Anreize für die Landwirtschaft schaffen müsse. Die Regierung steht für Enghuber außerdem beim geplanten Flutpolder bei Bertoldsheim in der Pflicht. Ein gewisses Umdenken will er dabei in München schon erkannt haben - sowohl bei Ministerpräsident Markus Söder als auch bei Staatskanzleiminister Florian Herrmann. Eine politische Entscheidung erwartet Enghuber dennoch erst nach Abschluss der technischen Voruntersuchung. "Hier haben wir aber die besten Voraussetzungen, um die Planungen zu stoppen", sagt er und erteilt dem Projekt eine klare Absage. Ausschlaggebend dafür sei vor allem der bisherige Beitrag der Region für den Hochwasserschutz in Bayern, unter anderem mit dem Polder bei Riedensheim.

Im Schrobenhausener Land steht für Enghuber indes die Gesundheitsversorgung als zentrales Thema fest - auch für den Landtag, der für die kleinen Krankenhäuser die Voraussetzungen schaffen müsse, sagt er. Der Erhalt der Grundversorgung ist für ihn ebenso wichtig wie ein lukrativer Geschäftsbereich. Und eine Geburtenstation, für die er auch ein Defizit in Kauf nehmen würde. "Das ist sehr schwierig", weiß der 34-Jährige. "Doch wenn wir das nicht als Ziel definieren, dann kriegen wir es auch nie hin. "

Ob er dafür in München kämpfen darf, wird vor allem vom Abschneiden von Landrat Roland Weigert abhängen, der für die Freien Wähler antritt. "Er ist eine Herausforderung, die ich aber nicht scheue", sagt Enghuber, der nur zu gut weiß, dass er über die Liste keine Chance auf ein Mandat hat. Eine Prognose will er dennoch nicht abgeben - auch nicht für seine Partei. Nur so viel: "Eine Koalition mit der AfD oder der Linken ist für mich ausgeschlossen, denn die bringen unser Land nicht voran. "

Stefan Janda