Neuburg
"Es ist falsch, nur zu schimpfen"

Gabriele Nava aus Neuburg will für die Linke in den Landtag und dort die Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen

10.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:54 Uhr
Linken-Kandidatin mit Blick für Mensch und Natur: Gabriele Nava aus Neuburg will in den bayerischen Landtag. −Foto: Foto: Janda

Neuburg (DK) Ihre Liebe zur Politik ist noch relativ frisch. "Denn eigentlich komme ich eher aus der autonomen Frauen-Ecke", sagt Gabriele Nava, die sich lange bewusst aus der Parteienlandschaft herausgehalten hat. "Dabei bin ich schon als links tituliert worden, als ich noch nicht mal wusste, wie man Kommunismus schreibt", erinnert sich die Neuburgerin an ihre Schulzeit.

 Heute, ein paar Jahrzehnte später, ist die 54-Jährige das Vorzeigemitglied der Linken im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen und bewirbt sich um ein Mandat im bayerischen Landtag. Ihr Ziel: "Eine stärkere Opposition. "

Die Chancen, einen Sitz im Maximilianeum in München zu holen? So gut wie null, sagt Nava selbst. "Ich werde wohl kein Mandat ergattern. " Daran ändert aus ihrer Sicht auch der eigentlich recht passable elfte Listenplatz nichts. Dabei spricht keineswegs reiner Pessimismus aus der Kandidatin. Stattdessen sieht sie ihre Chancen nur realistisch und will auf dem Boden der Tatsachen bleiben. "Wenn wir es in den Landtag schaffen, werden wir eher eine Kleinstopposition", findet Nava, die in ihrer Partei die einzige wahre Alternative zu den etablierten Gruppierungen sieht. "Die Linke hat ja auch als einzige Partei klargestellt, nicht mit der CSU zu koalieren. "

So nüchtern ihre Einschätzung, so kämpferisch gibt sich Gabriele Nava dennoch, wenn sie über ihre Ziele spricht. "Es ist falsch, nur zu schimpfen, ohne etwas zu ändern", findet sie. Ein Beispiel: die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Da müssen Bund und Land aus ihrer Sicht für eine Entlastung sorgen. "Es wird nur nach unten verlagert, wir sollten aber die Regierung in die Pflicht nehmen", findet sie. In ihren Augen eine klare Ungerechtigkeit - ebenso wie die fehlende Besteuerung von Großkonzernen, die ihren Firmensitz ins Ausland verlagern. Eine Folge davon sei, dass die Bevölkerung mit ihrer Einkommensteuer so gut wie alles finanzieren müsse, ärgert sich Nava. "Audi beispielsweise treibt in Neuburg die Mieten in die Höhe, zahlt aber keine Gewerbesteuer. "

Sollte Nava es - wider Erwarten - doch in den bayerischen Landtag schaffen, steht auf ihrer Agenda auch eine Verbindung aus Ökologie und Gesundheit ganz oben. Auch dafür hat sie ein gutes Beispiel aus der größten Stadt im Stimmkreis. In Neuburg gebe es keine Fußgängerzone und auch die Initiative für einen Einbahnring zur Verkehrsentlastung sei im Stadtrat gescheitert. "Da müsste man viel konsequenter für den Menschen denken", fordert die Kandidatin der Linken, der auch die hohe Ozonbelastung ein Dorn im Auge ist.

Im Stimmkreis, zu dem neben dem Landkreis auch die drei Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern gehören, ist Nava zwar eine Zugereiste - sie wohnt seit 2003 in Neuburg. Fremd ist ihr die Region aber auch vorher schon nicht gewesen, weil ihre Mutter aus der Kreisstadt stammt und dort bereits seit Längerem wieder wohnt. Nava selbst ist aber ein "Dorschkopp", wie sie sagt, eine gebürtige Flensburgerin. Als Tochter eines Marineoffiziers, der alle paar Jahre einem neuen Standort zugeteilt wurde, kennt sie Norddeutschland bestens. Auch Hamburg, wo sie ihren Mann kennenlernte. Heute führt das Paar eine Monatsbeziehung, er arbeitet nach wie vor in der Hansestadt, sie lebt in Neuburg. "Früher habe ich mal gesagt: Ich will nie nach Bayern, weil das Franz-Josef-Strauß-Land ist. " Heute habe sich diese Meinung geändert, etwas Heimweh gen Norden hat Nava trotzdem noch - freilich auch weil der Mann noch dort ist.

Die 54-Jährige, die einen erwachsenen Sohn hat, arbeitet mittlerweile in einer kleinen Firma im Landkreis. Ihr beruflicher Einstieg hatte sie aber tief in den Finanzsektor gebracht. "Als Bankkaufmann, das hieß damals wirklich noch so", erklärt sie. Doch lange hielt sie es nicht aus. "Ich habe bewusst gesagt: Ich will raus aus diesem asozialen Haufen - und dazu stehe ich noch heute", betont sie. Nach mehreren Jahren an der Universität, der Familiengründung und der Arbeit im sozialen Bereich kennt sich Nava aus in der Gesellschaft. Und in der Gewerkschaft, in der sie noch heute aktiv ist.

Dabei kam auch der Kontakt zu den Linken zustande. Obwohl sie sich früher bewusst aus der Parteipolitik herausgehalten hatte. "Denn als Frau hatte man damals nichts von einer Partei", erklärt sie. Dass das heute nicht mehr der Fall ist, davon hat sie auch Eva Bulling-Schröter überzeugt, langjährige Bundestagsabgeordnete der Linken und jetzt Spitzenkandidatin für den Landtag.

Ebenso wie die Ingolstädterin steht auch bei Nava die Natur ganz hoch im Kurs. Dass es mit dem dritten Nationalpark im Freistaat nichts wird, hält sie schlichtweg für ein Versäumnis. "Ich weiß nicht, was Markus Söder da geritten hat. " Die Linke sei nach wie vor für den besonderen Schutz der Donau-Auen - "zur Not auch mit einem kleinen Teil". Ein klares Nein gibt es hingegen zum zunehmenden Flächenfraß in Bayern, ein klares Ja zur Renaturierung des Donaumooses. "Beides ist aus ökologischer Sicht nur richtig", findet sie. Und auch mit einem Flutpolder bei Bertoldsheim kann Nava kaum etwas anfangen. Nicht, weil sie etwa gegen Polder wäre. "Sinnvoller wäre es aber, endlich den Kraftwerksbetreiber dazu zu verpflichten, den Stausee auszubaggern", sagt sie. Auch dabei ist aus ihrer Sicht ein stärkerer Fokus auf die Menschen und auf mehr Gerechtigkeit zwingend notwendig.