Gachenbach
"Nur gemeinsam sind wir stark"

CSU-Landratskandidat Fridolin Gößl wirbt im Wahlkampf für Miteinander - und fordert Unterstützung für die Gemeinden

06.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:33 Uhr
Kandidat im Gespräch: CSU-Landratsbewerber Fridolin Gößl (l.) sucht bewusst den Kontakt zu den Bürgern, hier beim Neujahrsempfang der Gachenbacher CSU. −Foto: Janda

Gachenbach (DK) Sein erster Weg führt zu den politischen Mitbewerbern.

Minutenlang nimmt Fridolin Gößl am Tisch der kleinen FW-Gruppe Platz. Spricht. Hört zu. Und nimmt etwas mit. "Solche Veranstaltungen sind die beste Stoffsammlung für den Wahlkampf", findet der 50 Jahre alte CSU-Politiker, der am 20. Januar neuer Landrat von Neuburg-Schrobenhausen werden will.

An diesem Abend ist Gößl in Gachenbach zu Gast. Der Neujahrsempfang des christsozialen Ortsverbands bildet den Rahmen für seinen Wahlkampfauftritt. Und den will sich eben auch eine kleine Gruppe von FW-Anhängern nicht entgehen lassen. Den Kontakt zu denen, die ihm wohl eher nicht ihre Stimme geben werden, scheut Gößl aber nicht. Ganz im Gegenteil: "Mir geht es darum, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, mir ihre Probleme anzuhören", erklärt er und gibt offen zu: "Alle Themen, die ich im Wahlkampf anspreche, sind Dinge, die die Menschen bewegen. "

Und Themen hat der CSU-Kandidat an diesem Abend zuhauf - weshalb er auch sein anfängliches Versprechen, bei der Redezeit deutlich unter einer halben Stunde zu bleiben, nicht ganz halten kann. Die rund 70 Besucher im Wirtshaus in Gachenbach stört das wenig; sie wollen hören, was der Landratsbewerber, der im Nachbarkreis Eichstätt, genauer gesagt im Nassenfelser Ortsteil Meilenhofen wohnt, in den Süden von Neuburg-Schrobenhausen mitgebracht hat. Dabei ziehen sich zwei Aspekte wie ein Roter Faden durch den mit vielen kleinen Anekdoten gespickten Vortrag. Nämlich die Erfahrung und das Miteinander, die der 50-Jährige mitbringt beziehungsweise die er immer wieder in den Mittelpunkt seiner Forderungen stellt. "Denn nur gemeinsam sind wir stark", sagt Gößl vor einem großen Banner der Gachenbacher CSU. Parteipolitischem Gerangel erteilt er dabei eine klare Absage, stattdessen gibt es ein Angebot zur Zusammenarbeit. "Denn ich bin der festen Überzeugung, dass der Landkreis nur so stark sein kann wie seine einzelnen Gemeinden. "

Dort, in den Gemeinden, kennt sich Gößl bestens aus - Stichwort Erfahrung. Seit 2002 steht er in Oberhausen als Bürgermeister am Ruder und gilt mittlerweile als einer der innovativsten Rathauschefs im Landkreis, wie sein Gachenbacher Amts- und Parteikollege Alfred Lengler neidlos anerkennt: "Bei ihm rührt sich wirklich etwas. " Darüber hinaus kann der Nassenfelser auf mehrere Jahre Berufserfahrung in der Verwaltung zurückgreifen, als Geschäftsleiter in Oberhausen. Seit 2014 arbeitet er außerdem als Kreisvorsitzender des Gemeindetags und fungiert damit als Sprecher der Bürgermeister.

Doch Gößl will nicht Landrat werden, weil aus seiner Sicht alles bestens läuft. Stattdessen vermisst er auf Kreisebene einen strategischen Rahmen, den der Landkreis in vielen Bereichen für die Gemeinden abstecken und ihnen dadurch seiner Meinung nach unter die Arme greifen könnte. Immer wieder spricht er im Laufe seines Vortrags davon, wie die Kreisbehörde die einzelnen Akteure vor Ort unterstützen kann - bei der Jugendarbeit, im Ehrenamt, in der Energieversorgung und auch in der Landwirtschaft. "Denn der Landkreis kann keine Baugebieten ausweisen und nimmt keine Steuern ein", sagt er und erinnert: "Nur wenn es den Gemeinden gut geht, geht es auch dem Landkreis gut. "

Ein Beispiel für ihn, wo eine Art Rahmenkonstrukt aus dem Landratsamt fehlt, ist die Digitalisierung in den Schulen. "Dabei muss der Landkreis koordinieren, um Standards zu schaffen", so seine Forderung. Andernfalls würden die einzelnen Sachaufwandsträger der Bildungseinrichtungen nur alle für sich alleine versuchen, eine Lösung zu finden. Ähnlich sieht es aus seiner Sicht bei der Errichtung seniorengerechter Wohnungen aus. Ein Feld, das Oberhausen schon seit Jahren erfolgreich beackert. "Auch hier muss der Landkreis beraten, animieren und unterstützen", findet Gößl, der bald zehn oder 15 Gemeinden mit entsprechenden Wohnformen sehen will - und nicht nur die demnächst zwei. Auch die Lenkung der Verkehrsströme steht in seiner Agenda ganz oben.

Den Erhalt und die Stärkung des Kreiskrankenhauses in Schrobenhausen sieht Gößl als Mammutaufgabe. "Ich kann nichts versprechen, aber ich werde alles versuchen, um die Geburtenstation wieder zurückzubekommen", so der Kandidat, der auch bei diesem Thema das vielbeschworene Miteinander als zentralen Aspekt sieht. "Das geht nur gemeinsam", betont er.

Auf seinen Spickzettel muss Fridolin Gößl im Laufe seiner halbstündigen Rede kaum noch schauen. Mehrere Wochen Wahlkampf haben aus dem manchmal etwas vorsichtigen und abwartenden Bürgermeister einen mutigen und mitunter forschen Kandidaten gemacht. Ein Kandidat, der viel erklärt, der Probleme und Aufgaben ohne Scheu anspricht. Und der Lösungen finden will. "Dabei müssen wir auch pragmatisch denken", sagt er. Wie das funktionieren kann? Gößls Antwort liegt auf der Hand: "Nur gemeinsam, ohne jemanden auszusperren. "

Stefan Janda