Neuburg
"Ich will Heimat gestalten"

<DK-XY_trifft>KANDIDATEN IM PORTRÄT: </DK-XY_trifft>Der FW-Kreisvorsitzende Peter von der Grün bewirbt sich um den Landratsposten

18.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:26 Uhr
Hat seinen Hut als Landratskandidat in den Ring geworfen: Peter von der Grün (46) will für die Freien Wähler das Amt verteidigen und Nachfolger seines Partei-Kollegen Roland Weigert werden. −Foto: Schneider

Neuburg (DK) Den ersten Landrat des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Walter Asam, bezeichnet er als seinen Mentor: Der junge Peter von der Grün hat Asam einst, nach dessen Ausscheiden aus dem Amt, als Rechtsanwalt in einer Schrobenhausener Kanzlei kennen- und schätzen gelernt.

"Ich habe ihn sehr bewundert", sagt er heute. Als junger Anwalt - er hat seine Zulassung wenige Tage vor dem Ende des Jahres 1999 erhalten -, holte er sich Tipps bei Asam. "Wenn ich jetzt sein Nachfolger werden könnte, würde sich für mich ein Kreis schließen", sinniert von der Grün, der 1972 in Bamberg geboren wurde und als fast Fünfjähriger zusammen mit seiner Familie nach Waidhofen umsiedelte - nachdem man bereits einige Jahre zuvor nach München gezogen war. Als Sohn eines Berufsschullehrers musste man wohl immer wieder umziehen. Aber dass die Wahl dann ausgerechnet auf Waidhofen fiel, lag nicht nur an dem Beruf des Vaters, sondern auch an dessen Tennisleidenschaft: Hermann von der Grün frönte diesem Sport gerne und der TC Waidhofen freute sich schon in früheren Jahren über die Unterstützung von der Grüns.

Der Klub habe ihm selbst vieles ermöglicht, er sei dort über Jahre hinweg Rekordjugendmeister gewesen, "das war eine tolle Zeit", resümiert von der Grün im Gespräch über seine Lebensstationen. "Deswegen bin ich dem TC auch heute noch verbunden", sagt der 46-Jährige. Auch, wenn er schon seit vielen Jahren gar nicht mehr dort wohnt, sondern sich mittlerweile mit der Familie in Rennertshofen, genauer gesagt im Ortsteil Bertoldsheim, niedergelassen hat. Dort hat er mittlerweile auch politisch Fuß gefasst, kandidierte 2014 für die Freien Wähler (FW) für den Gemeinderat (und auch für den Kreistag) und zog in beide Gremien ein. Die FW, die den Rechtsanwalt jetzt als Nachfolger von Roland Weigert als Landrat sehen wollen, sind ihm seit fast zwei Jahrzehnten politische Heimat - und seit Jugendtagen bekannt. Vater Hermann von der Grün war FW-Gemeinderat in Waidhofen: "Ich habe als Jugendlicher die Kommunalpolitik sehr verfolgt. " Und dann lag der Entschluss nahe, sich mit gut 18 Jahren an eine Gruppierung zu binden. "Ich wollte vor Ort die Themen mitgestalten. " Man könne nicht immer nur zusehen, sondern "muss sich hinstellen".

Die Mandate für Gemeinderat und Kreistag sind zwar seine ersten, aber 2014 war beileibe nicht der erste Wahlkampf, für von der Grün, der am Gymnasium Schrobenhausen Abitur gemacht und dann Rechtswissenschaften studiert hat: 2002 kandidierte er in Schrobenhausen für den Stadtrat, schaffte es aber nicht ins Gremium, 2008 probierte er es als "junges, neues Gesicht" in Neuburg. Aufgeben war aber nicht: 2013 warf er seinen Hut als Landtagskandidat in den Ring - gegen einen schier unbezwingbaren Gegner, den damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. "Das war eine spannende Zeit", erinnert sich von der Grün heute. Dass es keine Chance auf das Direktmandat gegeben habe, sei ihm bewusst gewesen, aber "ich habe die Herausforderung leidenschaftlich angenommen" - schließlich sind die Freien Wähler im Landkreis der stärkste Verband in Bayern. Den Rückenwind, den er damals verspürt habe, sei ihm jetzt Ansporn, "Roland Weigerts Arbeit fortzusetzen".

Eine wichtige Sache hat er sich dabei auf die Fahnen geschrieben, auch weil er bereits in mehreren Orten des Landkreises gewohnt hat: "Der Kreis ist auch fast 50 Jahre nach der Gebietsreform keine Einheit. " Er wolle ein bindendes Glied sein, "allein von meiner Biografie her: Mir liegt der ganze Kreis sehr am Herzen. " Auch als Jurist gehe es ihm dabei nicht alleine ums "Verwalten", sondern vielmehr ums "Gestalten".

Dabei ist ihm nach seiner Aussage auch die Überparteilichkeit wichtig. "Das ist unsere DNA, unser Selbstverständnis", hebt er hervor. Genauso, dass die FW als "Anwalt der Kommunen" verstanden werden wollen. Er verweist auf die Debatte um den Flutpolder, bei der er als Sprecher der Bürgerinitiative fungiert. "Hier haben wir eine tolle, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Bürgermeistern. " Mit Überparteilichkeit lasse sich viel erreichen, und so würde er als Landrat auch agieren wollen. Dabei beschreibt er sich selbst als "Zuhörer", der abwäge und dann versuche, mit allen zu einer Lösung zu kommen. "Ich bin kein ,Basta'-Typ. "

Dass er das Amt könnte, davon ist er überzeugt, bringt er doch seiner Ansicht nach als Fachanwalt für Arbeits-, Bau- und Architektenrecht viele notwendige juristische Voraussetzungen mit. "Der Landrat ist Chef von 350 Mitarbeitern", Personalführung sei da gefragt. Zudem baue der Landkreis enorm viel, von der Grün verweist auf die Paul-Winter-Schule, das Gymnasium Schrobenhausen und die nächste anstehende Baustelle am Descartes-Gymnasium in Neuburg. "Ich bringe die Kompetenzen mit, habe mir die vergangenen Jahre viel angeeignet. "

Bleibt da überhaupt noch Zeit für ein Privatleben? "Ja", findet von der Grün. Entspannung und Ausgleich findet der zweifache Familienvater nämlich nicht nur beim Tennisspielen, sondern auch in der Musik. Die begleitet ihn schon seit seiner Waidhofener Zeit, familiäre Spuren lassen sich finden. Der Opa war Jazz-Pianist, er selbst spielt Klavier, Klarinette, Saxofon und Geige und wirkt heute im Salonorchester Cassablanka mit. "Das macht unheimlich viel Spaß. " Gerade jetzt, wenn der Wahlkampf aufdreht, steht dann auch die Familie - seine Frau Silke arbeitet mit ihm gemeinsam in der Anwaltskanzlei in Neuburg - hinter ihm. Man gehe nicht "leichtfertig" in eine solche Kandidatur. "Die wenige Zeit, die wir gemeinsam haben, genieße ich. " Jetzt gehe es in die heiße Phase, der er sich stellen will. "Ich will Heimat gestalten. "

Marco Schneider