Neuburg
Landkreis begrüßt 80 Neubürger

Beim Festakt mit der Integrationsbeauftragten Mechthilde Wittmann steht das Willkommen im Mittelpunkt

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Feierlicher Moment: Edmar Helio Rodrigues Calunga bekam von der stellvertretenden Landrätin Sabine Schneider die Urkunde der deutschen Staatsbürgerschaft. "Wir sind alle Bayern", stellte die Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Mechthilde Wittmann, fest. −Foto: Fotos: Heumann

Neuburg (lm) "Wir heißen Sie im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit offenen Armen willkommen." Dieses herzliche Grüßgott der stellvertretenden Landrätin Sabine Schneider galt den 80 Neudeutschen und Jungbayern, die in den vergangenen zwölf Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben.

Die ganze Art, wie Emmy Böhm von der Ausländerbehörde mit ihrem Team auch diese, zwischenzeitlich bereits neunte Einbürgerungsfeier organisierte, war erfahrbare Art einer Willkommenskultur. "Vielfalt", zeigte sich Schneider überzeugt, "macht unsere Heimat stark". Nicht alle Alteingesessenen wollten sich so mit der gerade an diesem Tag wieder apostrophierten Pluralität identifizieren. Doch die Mehrheit der Bürger lasse sich nicht verunsichern, sondern erkenne die daraus erwachsenden Chancen. "Das Miteinander der Verschiedenen, wie ich unsere heutige Lebenswirklichkeit beschreiben würde, ist eine Bereicherung für dieses Land" - menschlich, kulturell, aber auch ökonomisch. Die Integration ausländischer Mitbürger sei letztlich "ein Muss, wenn wir unseren hohen Lebensstandard und Wohlstand aufrechterhalten wollen".

Aktuell sind gut zehn Prozent der Landkreisbürger Ausländer - aus insgesamt 117 Nationen. Polen, Dominikanische Republik, Irak, Rumänien, Mazedonien, Italien, Kosovo, Serbien, Kroatien, Ukraine, Türkei, Pakistan, Kamerun, Bosnien-Herzegowina, Kasachstan, Nigeria, Tansania, Äthiopien, Thailand, Tschechische Republik, Vietnam, Iran, Frankreich sind allein die Länder, deren Staatsbürger in jüngster Zeit im Landkreis Deutsche geworden sind. Die Entscheidung dafür war ein dezidiert willentlicher Akt, der voran durch Sprachkenntnis, Verfassungstreue und einem Ja zur Wertegemeinschaft im Lande zu bekunden ist. Und so erfolgt auch mehrfach an diesem Abend der Appell: "Bringen Sie sich ein in die Gesellschaft."

Drei der Neubürger erzählten ihre Lebensgeschichte. Bei Helena Jastini Winter war es die Liebe, die sie nach Deutschland brachte. Als Angestellte eines Hotels in Tansania lernte sie einen Deutschen kennen und lieben. Heute lebt die Frau mit Mann und Kind in Bergheim, arbeitet in Ingolstadt. Es war nicht alles Honiglecken, als Branka Zubovic mit Mann und zwei Kindern 2000 aus dem kriegserschütterten Serbien floh, sieben Jahre dann im Lager in Neuburg verbrachte. Aber wer nach oben will, muss halt auch mal klettern, meinte die Frau, die es nach oben schaffte und heute stellvertretende Leiterin des BRK-Heims in Neuburg ist und gerade schon den nächsten Ausbildungs- und Karriereschritt anpeilt. Der Name der jüngeren Tochter war übrigens erst vergangene Woche in der Zeitung zu lesen, als eine der Jahrgangsbesten unter den FOS-Absolventinnen.

Für Edmar Helio Rodrigues Calunga schließlich war's gar keine Frage, wo und was seine Heimat ist. Als Dreijährigen brachten ihn seine Eltern mit nach Neuburg. "Ich bin hier aufgewachsen", zur Zeit macht er seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in Neuburg. Für ihn wurde der offizielle Akt der Einbürgerung bei der Feier vollzogen. Wenn Sabine Schneider vom Landkreis als einer im Kern bäuerlich geprägten Kulturlandschaft spricht, hätte der Ort für die Feier in Bittenbrunn in Ambiente und Service schwerlich trefflicher gewählt sein können, wo als Gastgeberin Sabine Gunzner dezent im Hintergrund die Fäden zog. Begleitend zum gesprochenen Wort unternahmen Oliver und Manuel Wasilesku auch in der Musikwahl eine kleine Weltreise. Ihren besonderen Anstrich gewann die Feier, ddadurch, dass mit Mechthilde Wittmann die neue Integrationsbeauftragte der Staatsregierung gekommen war, die in ihrem Willkommen aber auch jeglicher Parallelgesellschaft eine deutliche Abfuhr erteilte. Und dass sich das Schicksal der auch von Wittmann gemaßregelten Fußballer, die den falschen Präsidenten grüßten, nicht wiederholt, gab's vorab gleich noch eine Videobotschaft des Ministerpräsidenten, ein Markus Söder versteht halt etwas von Marketing.

Dass Integration immer wieder so gut klappt, darf der Landkreis ein Stück weit sicherlich seinen besonderen Anstrengungen zuschreiben. Seine Sprachintensivklassen an Grund- und Mittelschule gelten als beispielhaft im ganzen Land. Eine Elternschule gehört verpflichtend mit dazu, das Ganze setzt sich dann in speziellen Integrationsklassen auch an der Berufsschule fort.