Neuburg
Geschäftsführer geht in schwierigen Zeiten

Dietmar Eine verlässt Kreiskrankenhaus und Geriatrie - Matthias Werner übernimmt vorübergehend

04.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:25 Uhr
Die Geriatrie in Neuburg. −Foto: Rein

Neuburg/Schrobenhausen (DK) Die Zeiten im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen bleiben turbulent: Zusätzlich zur finanziellen Schieflage mit einem Defizit von rund 2,5 Millionen Euro braucht die Klinik ab September einen neuen Geschäftsführer. Dann wird Dietmar Eine das Haus nach zehn Jahren verlassen, betroffen ist auch das Geriatrie-Zentrum in Neuburg.

Die genauen Gründe für den Weggang des 49-Jährigen bleiben rätselhaft. Laut einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des Landratsamts in Neuburg - das Personal ist bereits seit einigen Tagen darüber informiert - sind sie rein persönlicher Natur. Demnach will sich Dietmar Eine nun neuen beruflichen Herausforderungen widmen und hat deshalb um die Auflösung seines Vertrags gebeten. So überraschend wie das klingt, kommt der Wechsel für Kenner der Szene allerdings nicht. Hinter den Kulissen soll es dem Vernehmen nach bereits seit Monaten gewaltig gebrodelt haben. Selbst eine außerordentliche Kündigung stand im Raum, wie aus den Reihen des Kreistags zu erfahren ist. Die Gründe: massive Unstimmigkeiten zwischen der Landkreisspitze und dem Geschäftsführer.

Bis zu seinem endgültigen Abschied Ende August ist Eine von seinen Aufgaben als Geschäftsführer freigestellt. Für die vergangenen zehn Jahre an der Spitze des Kreiskrankenhauses, davon drei in Personalunion als Geschäftsführer des Geriatrie-Zentrums in Neuburg, bescheinigt ihm Landrat Roland Weigert, ebenso wie die Aufsichtsräte beider Häuser, eine gute Arbeit. Unter anderem die Weichenstellung für eine konzeptionelle Neuausrichtung der finanziell angeschlagenen Klinik in Schrobenhausen hatte unter Eines Ägide begonnen.

Es sind also schwierige Zeiten, in denen der Diplom-Ökonom den Landkreis verlässt. Doch wie geht es nun weiter? Zunächst einmal heißt der neue starke Mann Matthias Werner. Der gebürtige Neuburger ist Prokurist am Kreiskrankenhaus und kennt die Faktenlage der geplanten Neuausrichtung. Wie das Landratsamt mitteilt, soll der Wirtschaftsjurist, der seit September für Personal und Finanzen in beiden Häusern zuständig ist, zunächst mehrere Wochen lang die Geschäftsführung übernehmen. In der Folge ist geplant, die Leitung für ein halbes Jahr in die Hände der Fachleute von Oberender und Partner zu legen. Die Unternehmensberater arbeiten bereits seit dem Vorjahr an der Zukunft des Kreiskrankenhauses mit und haben dafür auch eine Potenzialanalyse erstellt. Über einen sogenannten Geschäftsbesorgungsvertrag sollen sie nun vorübergehend die Zügel in der Hand halten. In dieser Zeit ist die Ausschreibung der Geschäftsführung geplant.

Eine finale Lösung ist das freilich nicht, allerdings kann auf diese Weise die Neuausrichtung der Klinik rasch beginnen. Wie berichtet, ist ein Schwerpunkt auf den Bereich der Altersmedizin geplant. Die nötige Expertise gibt es in der Neuburger Geriatrie längst, zudem gibt es in Schrobenhausen bereits eine Akutgeriatrie. Zugleich sucht der Landkreis nach einem starken Partner in der Umgebung. Entsprechende Kooperationsanfragen sind bereits an alle möglichen Unternehmen ergangen. Denkbar sind neben den Kliniken in Pfaffenhofen und Ingolstadt auch die neue Uniklinik in Augsburg. Die Kliniken St. Elisabeth in Neuburg mit deren neuem Träger, der Katholischen Jugendfürsorge in Augsburg, kommen hingegen eher nicht infrage - zumal es viele Entscheidungsträger in Neuburg-Schrobenhausen nach wie grämt, dass der Kreis beim Trägerwechsel nicht zum Zug gekommen ist.

Ob die Suche nach einem Partner unter der Regie der Unternehmensberater von Oberender und Partner bis Mitte des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird, ist fraglich. Dann endet jedenfalls der Geschäftsbesorgungsvertrag. Gleichzeitig soll bis dahin feststehen, wer neuer Mann oder neue Frau an der Spitze von Krankenhaus und Geriatrie wird.

Für die Neuausrichtung selbst sind in der Folge drei Jahre angesetzt. Dabei ist nach wie vor offen, ob in dieser Zeit die Geriatrie nach Schrobenhausen zieht und ob dort ein komplett neues Krankenhaus entsteht. Vorsichtige Kostenschätzungen gehen dafür von einem Eigenanteil von rund 40 Millionen Euro aus. Ein Brocken für den hoch verschuldeten Landkreis. Dass viele Kreisräte deshalb nur allzu gerne das defizitäre Hallenbad in Schrobenhausen an die Stadt abgeben würden, ist kein Geheimnis. Offen ist allerdings nach wie vor, in welcher Form eine Beteiligung an einem dann städtischen Bad nötig wäre. Zum Vergleich: In Neuburg bezuschusst der Landkreis die Betriebskosten im Parkbad jährlich immerhin mit einer Viertelmillion Euro.

Stefan Janda