Neuburg
Körperbeherrschung vom Feinsten

Die Gruppe Sonics begeistert mit Akrobatikshow "Duum" im Stadttheater

28.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr
Akrobatisch: Claudio Bertolino riss die Zuschauer zu viel Applaus hin. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Sie haben ein Ziel und dem widmen sie all ihre Kraft, Energie, Körperbeherrschung und den unbändigen Willen, es zu schaffen. Ein poetisches Märchen mit atemberaubender Akrobatik erzählt die Gruppe Sonics in "Duum" und reißt die Zuschauer im Neuburger Stadttheater mit.

Die sagenumwobene Unterwelt Agharta ist Ausgangspunkt der spektakulären Show, die ein wenig an den Cirque du Soleil in Las Vegas erinnert - nur viel kleiner natürlich. Doch das Konzept ist ähnlich. Wie in den USA werden nicht einzelne akrobatische Glanzleistungen einfach aneinandergereiht, sondern das Ganze folgt einer magischen, vorgeblich tausende Jahre alten Geschichte, die von Licht- und Toneffekten untermalt wird. Entfliehen wollen die Bewohner ihrer düsteren Welt im Erdinneren, wollen hinauf in die lichte, bunte Welt an der Oberfläche, die ihnen Glück verheißt.



Die uralte und zugleich ewig junge Geschichte von der Suche nach dem Glück treibt Schauspieler Matteo Cionini in der Maske einer schwer zu definierenden Gestalt mit zotteligen Haaren und übergroßer Nase voran. Er ist der Anführer der Truppe, der Erfinder und Architekt allerlei Hilfsmittel, die den großen Sprung an die Erdoberfläche unterstützen sollen. Aus seinen Plänen entstehen Modelle und daraus bis zu übermannsgroße Reifen, Reckstangen, Seile, Tücher, die die Akrobatinnen wie Kokons umhüllen und dann, zu Bändern zusammengefaltet, zum Turngerät für waghalsige Übungen einige Meter über dem Bühnenboden werden, bis hin zu ausgeklügelten Konstruktionen aus Ringen und Seilen, die mehreren Akteuren und atemberaubenden Choreografien Raum bieten.

Im Takt der Musik, um die richtige Schwingung für den Duum zu finden, erheben sich die Akrobaten in die Luft, beweisen immense Körperbeherrschung, wenn sie nur an einem Fuß oder einer Hand teilweise gar nur mit dem Nacken im haltenden Seil hängen, wenn Claudio Bertolino den einhändigen Handstand auf dem Podest mit einem Spagat kombiniert oder Vitor de Paiva im Reifen über die Bühne wirbelt. Biegsam wie Schlangenmenschen sind Elisa Mutto und Maria Carolina Seckler. Die Frauen sind meist für die ruhigeren, poetischeren Nummern zuständig, neben den beiden bereits Erwähnten ist das noch Nancy Di Marcoberardino, das Männertrio wird komplettiert von Giorgio Richetta. Mal zaubern grün reflektierende, doppelsichelförmige Hanteln im Schwarzlicht mystische Figuren in die Dunkelheit, mal schweben die Frauen mit von unzähligen glitzernden Glühlämpchen besetzten Flügeln wie Libellen über die Bühne.

Wie in den meisten Märchen steht am Ende das glückliche Ende. Dank der letzten Konstruktion des Architekten, die alle sechs Akrobaten - wie immer ohne Sicherungsseile oder Netz - in eine helle, bunte Welt an der Erdoberfläche katapultiert. Das Glück ist gefunden, jedenfalls fürs erste. Das Publikum, das schon reichlich Zwischenapplaus für waghalsige und spektakuläre Nummern gespendet hat, ist hin und weg, entsprechend kräftig fällt der verdiente Schlussapplaus aus.

Andrea Hammerl