Kienberg
Solarpark mit Licht und Schatten

Gegner und Befürworter der geplanten Vier-Megawatt-Anlage bringen Argumente in Stellung

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Am Ochensengründlweg in Neuburg steht bereits eine fast ein Megawatt starke Anlage der Firma Anumar. Die Kienberger soll viermal so groß werden. - Foto: Anumar

Kienberg (DK) Der landkreisweit größte Solarpark bei Kienberg beschäftigt Befürworter und Gegner. Über 230 Bürger aus den Nachbarorten haben gegen die Pläne unterschrieben. Auf der anderen Seite stehen die Kämpfer gegen Stromtrassen und für die Energiewende. Wer hat die besseren Argumente?

Im hell beleuchteten, modernen Wohnzimmer eines neugebauten Einfamilienhauses bringen die Gegner des Solarparks ihre Anliegen vor. Alle vier sind um die 30 und haben in den vergangenen Jahren mit ihren jungen Familien in Kienberg gebaut - und sie wollen nicht, dass ihre Heimat das Energiezentrum der Region wird. "Ein Dorf mit 80 Einwohnern versorgt eine ganze Gemeinde, das kann nicht sein", sagt Andreas Rödl. "Wir haben Angst, dass das nur der Anfang wäre und hier oben alles zugepflastert wird mit Solarmodulen", erklärt Martina Ritzer. Solarparks aus Freiflächen sind nur auf landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten zulässig, und auf den Jura-Ausläufern ist er überall ähnlich steinig - so die Überlegung. Die Angst, am Kienberg etwas loszutreten, was dann über ihre Köpfe wächst, ist das eine. Das Landschaftsbild das andere. "Allein die Ansicht passt nicht, wir sind schon gestraft genug mit den Windrädern", sagt Rödl. Der Verlust landwirtschaftlicher Flächen, eine mögliche Wertminderung ihrer Neubauhäuser, auch den Brandschutz nennen sie als Argument: "Was, wenn ein Blitz in die Module fährt und der Rauch ins Dorf zieht" Was ist mit möglichem Elektrosmog? Was passiert nach Vertragsende? Bleiben dann die Module einfach stehen? Das sind die Fragen der besorgten Bürger. "Grundsätzlich befürworten wir die geplante Energiewende, aber nicht unter diesen Voraussetzungen", heißt es in ihrer Stellungnahme. "Solche Vorhaben gehören auf Dachflächen, in Industriegebiete oder an Autobahnen, aber nicht direkt an unsere Ortschaft und unser Landschaftsschutzgebiet Usseltal."

Also sammelten sie Unterschriften. 33 von rund 80 Kienbergern unterschrieben, in Burgmannshofen 58, in Gansheim 147. "Das ist für zwei Tage und für diese kleinen Orte sehr viel", sagt Rödl. Die Listen machten bei den Volksvertreten in der Nachbargemeinde Marxheim Eindruck. "Wir haben uns vor unsere Bürger gestellt und mehrheitlich unsere Zustimmung nicht erteilt", berichtet Bürgermeister Alois Schiegg. Blendungen und Spiegelungen werden befürchtet. Wenn man in Gansheim oder Burgmannshofen stehe und auf den Hang schaue, könne man mit einer Eingrünung die Anlagen nicht verbergen, sagt der Bürgermeister. Das seien die Hauptargumente gegen den Park. "Mit Landschaftsbild und so weiter kann man nicht viel gewinnen", meint der erfahrene Lokalpolitiker. Er erwartet ein kompliziertes Genehmigungsverfahren: "Zwei Landkreise, zwei Regierungsbezirke, zwei Gemeinden", zählt er auf. "Es ist leider immer so, dass jeder an die Grenzen baut." Vor zwei Jahren kämpfte Schiegg zusammen mit vielen anderen gegen die Stromtrassen. Damals war er mit Michaela Hermann von der Rennertshofener Bürgerinitiative gegen die Monstermasten einer Meinung. Heute - beim Thema Solarpark - nicht mehr.

"Es wäre aus Sicht der Bürgerinitiative eine super Chance, hin zu regenerativer Energie zu gehen", sagt die BI-Sprecherin. Gerade in Zeiten, in der die Energiewende von staatlicher Seite oft blockiert werde, sei ein solches Projekt umso wichtiger. Kommunen und Bürger seien gefordert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv zu werden. "Wir könnten einen Großteil unserer Energie selbst erzeugen und nutzen. Mit Speichern noch mehr als ohne", argumentiert Hermann. Hecken statt Dünger: Die Natur habe auf diesem Grundstück die Chance, sich zu erholen. Ein Imker wolle hier Bienenkörbe aufstellen. "Sicher sollte den Bauern nicht ihre Wirtschaftsgrundlage - sprich das Land - weggenommen werden, aber es ist kein sehr ertragreicher Boden, und im Gesamtmix denke ich, könnte man diesen Weg gehen", so die BI-Sprecherin.

Die Debatte um den richtigen Dreh bei der Energiewende geht weiter - an klaren Tagen, heißt es, könne man vom Kienberg aus das Atomkraftwerk Gundremmingen sehen.