Neuburg
Jugendkreistag: Der Nachwuchs weiß, was er will

Erster Jugendkreistag konstituiert sich - Gianni Rubin und Alma Hamzic sind Sprecher

18.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:17 Uhr
Ein historischer Tag für den Landkreis: Am Freitag konstituierte sich der erste Jugendkreistag von Neuburg-Schrobenhausen bei seiner Premierensitzung in der Turnhalle der Paul-Winter-Realschule. −Foto: S. Hofmann

Neuburg - Der Auftakt ist geglückt und war mehr als nur ein Kennenlernen: Am Freitag hat sich der erste Jugendkreistag von Neuburg-Schrobenhausen bei seiner Premierensitzung in der Turnhalle der Paul-Winter-Realschule konstituiert. Ein historischer Tag für den Landkreis im Jahr seines 50. Bestehens. Die Nachwuchspolitiker stiegen gleich voll in die Arbeit ein und machten deutlich, dass sie am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben wollen - und dass ihnen einige Themen unter den Nägeln brennen.

"Mich freut sehr, dass ihr alle gekommen seid, dass euch eure Schulen freigegeben haben und dass ihr euch freiwillig gemeldet habt", sagte Landrat Peter von der Grün (FW). Dass dies auch für den Kreischef selbst ein besonderer Tag war, war leicht zu sehen - in den Jugendkreistag hatte der Bertoldsheimer als eines seiner großen Projekte bislang viel Arbeit investiert. "Ich fand's schade, dass wir so eine Institution noch nicht hatten", so von der Grün. Derweil wolle die Jugend doch mitreden und das solle sie auch. Wie Kommunalpolitik funktioniert, erklärte der Kreischef anhand mehrere Beispiele und gab dem Nachwuchs so Einblicke in die Aufgaben, die auf ihn warten.

"Ihr seid ein bisschen stilprägend für alle, die nach euch kommen werden", sagte Kreistags-Jugendreferent Matthias Enghuber (CSU) und erinnerte sich daran zurück, dass er selbst Gründungsmitglied des Neuburger Jugendparlaments im Jahr 2000 gewesen ist. "Überall ist der Wunsch da, dass man die Jugend noch stärker in die politische Arbeit einbindet", sagte Enghuber weiter.

Das neue Gremium geht seiner Ansicht nach weit über solche Fragen wie "Was ist ein Jugendzentrum?" und "Wo bauen wir den nächsten Bolzplatz?" hinaus. Dabei sei die politische Arbeit aber nur eine Seite der Medaille. Enghuber forderte die Jugendlichen auf, sich zu vernetzen, damit vielleicht sogar Freundschaften entstehen. "Ihr könnt stolz auf euch sein. Alle weiteren Jugendkreistage werden auf euch zurückschauen."

Dass die 25 der aktuell 32 Delegierten des Gremiums diese Aufgabe durchaus ernst nahmen, bewiesen sie sogleich in der ersten Sitzung. Bei der Wahl des Sprechers oder der Sprecherin und der Stellvertretung für diesen Posten schnellten zahlreiche Hände in die Höhe. Das Rennen machte schließlich Gianni Rubin, der vom Kreisjugendring Neuburg-Schrobenhausen für den Jugendkreistag berufen wurde. Im zweiten Wahlgang, bei dem alle Kandidaten mit Ausnahme Rubins wieder antraten, wurde Alma Hamzic vom Neuburger Descartes-Gymnasium zu dessen Stellvertreterin bestimmt.

Kreisjugendpflegerin Anne Heiß hatte zuvor dargestellt, dass Sprecher und Stellvertreter das Gesicht des Jugendkreistags nach außen hin sein sollen, Teil des Vorberatungsausschusses werden und somit entscheidenden Einfluss auf die Tagesordnung der Sitzungen bekommen und auch das Verbindungsglied zum Kreistag darstellen. "Vielleicht könnt ihr auch mal ein Interview geben", so Heiß.

Das Gremium stieg mit einem Antrag des Jugendstadtrats Schrobenhausen in die tatsächliche Arbeit ein. Das Parlament aus dem Süden forderte darin, dass die Busverbindungen verbessert, der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ausgebaut und das 365-Euro-Ticket einem größeren Personenkreis zugänglich gemacht wird. So solle der ÖPNV attraktiver in breiteren Teilen der Bevölkerung gemacht werden. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in deren Verlauf die Jugendlichen darstellten, wie sehr sie sich bessere Mobilität im Landkreis wünschten.

Landrat von der Grün klärte dazu über die Hintergründe und Strukturen des Zweckverbandes der Region 10 auf und informierte darüber, dass etwa 27 Millionen Euro vom Bund für die ÖPNV-Modellregion kommen sollen. "Aber da ist noch Luft nach oben und Verbesserungsbedarf", so von der Grün.

Zum ersten Beschluss stand für den Jugendkreistag deshalb die Gründung einer Arbeitsgruppe "Mobilität" an, der einstimmig angenommen wurde. Bei der anschließenden Abstimmung zur Besetzung ließ die Jugend dann aufhorchen, denn sie lehnte den Vorschlag geschlossen ab. Ihrer Meinung nach hätten zu wenige Mitglieder die Chance gehabt, sich an der Arbeitsgruppe zu beteiligen, da eine personelle Begrenzung vorgeschlagen war. Nach kurzer Diskussion fiel diese heraus und das Gremium stimmte zu.

Weiter beschäftigte sich der Jugendkreistag noch mit einer App des Vereins "Politik zum Anfassen" und erhielt Informationen zu einer Zukunftswerkstatt. Kreisjugendpflegerin Anne Heiß zeigte sich am Ende des Sitzungstages "sehr zufrieden" mit dem neuen politischen Organ und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass bald noch Vertreter des Neuburger Jugendparlaments in den Jugendkreistag nachrücken.

DK

Sebastian Hofmann