Neuburg
Von Afrikabiotop bis Schießkino

"Internationale Jagd- und Fischereitage" ab morgen in Neuburg - 350 Aussteller rund um Grünauer Schloss

10.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:37 Uhr
Katrin Kretzmann
Ganz im Zeichen der Jagd steht das Grünauer Schloss an diesem Wochenende. Tausende Besucher werden zur Messe erwartet. −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Die Vorbereitungen nähern sich dem Ende und morgen fällt der Startschuss: Zum ersten Mal finden dann die "Internationalen Jagd- und Fischereitage" in Neuburg statt. Drei Tage lang präsentieren rund 350 Aussteller im Schloss Grünau Kunst, Kultur, Brauchtum und Tradition rund um die Themen Jagd und Fischerei - ein Ereignis, mit dem Veranstalter und Mitwirkende auch eine wichtige Botschaft vermitteln wollen.

Pünktlich um 9.30 Uhr ertönen morgen vor und hinter den Toren des Grünauer Schlosses die Klänge der Jagdhornbläser aus Neuburg und Schrobenhausen, der Marxheimer Alphornbläser sowie der Böllerschützen des Schützenvereins Auerhahn Ried-Hesselohe. Doch es ist nicht etwa der Aufruf zur Treibjagd oder zur Versammlung der Jäger. Vielmehr ertönen die stimmungsvollen Klänge für eine ganz besondere Eröffnung: der fünften Auflage der "Internationalen Jagd- und Fischereitage", die zum ersten Mal in der Ottheinrichstadt stattfinden. Nach der Hubertusmesse im Schlosshof eröffnen dann unter anderem Prinz Leopold von Bayern und Bayerns Landwirtschaftsministern Michaela Kaniber die dreitätige Veranstaltung.

Vor der Premiere in Neuburg war stets die Stadt Ellingen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Schauplatz. Der Umzug in die Ottheinrichstadt hat laut Messebetreiber Hans-Joachim Reich einen ganz bestimmten Grund: "In Ellingen wurde es einfach zu eng." Dort sei man mit rund 250 Ausstellern schon aus allen Nähten geplatzt. Durch Zufall sei sein Sohn Hubertus Reich bei der Suche nach einer neuen Location im Internet auf das Grünauer Schloss gestoßen "und wir waren sofort begeistert". Dann ging alles schnell und man habe mit dem damaligen Chef der Wittelsbacher Forstverwaltung, Harald Textor, und auch der Stadt Neuburg Nägel mit Köpfen gemacht. "Und jetzt sind wir in dieser wahnsinnig schönen Stadt und vor dieser traumhaft schönen Kulisse des Jagdschlosses, besser hätten wir es nicht treffen können", sagt Reich.

In acht großen Zelten präsentieren sich von morgen bis Sonntag rund 350 Aussteller aus dem In- und Ausland auf etwa 8000 Quadtratmetern Fläche - und dabei gibt es viel zu entdecken. Neben Bekleidung, die laut Reich "nicht nur für Jäger interessant ist", Jagdwaffen und Ferngläsern, gibt es vor allem auch zahlreiche Fachstände, an denen die über 15000 erwarteten Besucher - darunter besonders die Nicht-Jäger - selbst aktiv werden können. Wer beispielsweise einmal ein Gewehr in die Hand nehmen, anvisieren und seine Treffsicherheit testen möchte, kann das am Stand der Kreisgruppe Schrobenhausen, denn dort gibt es ein eigens für die Messe aufgebautes Schießkino mit "Jagdpraxis zum Anfassen". Mit den zahlreich vertretenen Jagdreiseveranstaltern, etwa aus Namibia, Australien, Uganda oder Ungarn, können die Besucher laut Reich inmitten eines Afrikabiotops, an dem präparierte Löwen, Geparden und Antilopen zu sehen sind, auf Safari gehen. An einer Safaribar im Messezelt erzählen dann Outfitter aus aller Herren Länder spannende Geschichten.

Neben Fachständen, Workshops und Vorträgen ist Messebetreiber Reich besonders stolz auf das Rahmenprogramm. "Der Höhepunkt wird dabei der Sternmarsch der Blaskapellen aus Neuburg, Bergheim, Rennertshofen, Bergen und Burgheim sein", sagt er. Daneben gibt es Auftritte einer schottischen Pipergruppe, verschiedener Trachtler, Goaßlschnalzer, Jagdhorn- und Alphornbläser sowie einer Gebirgsschützenkompanie aus Bayern. "Auch zahlreiche Handwerker, wie Goldschmiede, Schnitzer und Messermacher zeigen ihr Können." Viele Züchter präsentieren zudem Dutzende Hunderassen oder führen ihre prächtigen Greifvögel vor. "Wir haben wirklich alles dabei, was Rang und Namen hat und darauf sind wir sehr, sehr stolz", sagt Reich und betont: "Wir setzen dennoch auf Qualität statt Quantität, das ist uns sehr wichtig." Unter dem Motto "Klein aber fein" widmet sich rund ein Zehntel der Messe auch der Fischerei. Dabei gibt es viele Fachstände, Vorträge, präparierte Fische und auch wieder einiges zum Mitmachen. "In einer Simulation bekommen die Besucher ein Gefühl dafür, wie es ist, einen dicken Fisch an der Angel zu haben", sagt der Messebetreiber. Auch das Basteln von Ködern ist möglich, "die die Besucher dann natürlich auch mit nach Hause nehmen dürfen". Die Kulinarik kommt während der dreitätigen Messe auch nicht zu kurz: "Es gibt viele Schmankerl, die die Besucher in einem aufgebauten Biergarten genießen können und dazu auch einen Foodtruck mit außergwöhnlichen Spezialitäten."

Hans-Joachim Reich und seine beiden Söhne Hubertus und Leopold, die alle selbst Jäger sind, wollen mit der Messe aber auch eine wichtige Botschaft vermitteln: "Wir wollen zeigen, wie schön die Jagd ist, dass es einen Passion ist und es nicht nur darum geht, Tiere zu erlegen", betont der Veranstalter. "Jäger sind wichtig für das Miteinander von Wald, Flur und Wildtieren."

Eine Botschaft, die auch Christine Liepelt, Vorsitzende des Neuburger Jagdschutzvereins, am Herzen liegt: "Jagen ist nicht nur in den Wald gehen und einfach drauflosschießen." Das Schießen sei zwar ein Teil des Ganzen, doch viel wichtiger seien die Hege und die Pflege, die Unterstützung der Landwirte, das Aufräumen von Wildunfällen, die Seuchenprävention und vieles mehr. Die Freude der Neuburger Jäger, dass die Messe in der Heimat stattfindet, ist natürlich groß, besonders "vor dieser tollen Kulisse unseres Jagdschlosses", sagt Liepelt. Für die Neuburger Jäger ist es die erste Messe und neben dieser Premiere in der Heimat gibt es noch einen weiteren Grund zu feiern: "Wir haben heuer das 140-jährige Bestehen unseres Vereins und dafür ist die Messe doch ein wunderbarer Anlass", so Liepelt. Am Stand der Neuburger Jäger, den sie zusammen mit dem Bayerischen Jagdverband betreiben, stellen sie unter anderem ihre Vereinsgeschichte - von den Anfängen bis heute - vor und es wird eine Strecke mit Schwarz-, Reh- und Flugwild sowie Hasen zu sehen sein.

Für Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sind die Jagd- und Fischereitage "lebendiges Brauchtum und die Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und auch mit der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen", wie sie unserer Zeitung auf Anfrage sagte. Die Ausstellung sei zudem auch ein wichtiger Impuls für die positive Wahrnehmung von Jagd und Fischerei in der Öffentlichkeit. "Die bayerischen Jäger nutzen unsere Kulturlandschaft nachhaltig und erhalten sie so für die Zukunft. Außerdem schützen sie das Wild und seine Lebensräume und tragen damit entscheidend zu einer lebens- und liebenswerten bayerischen Heimat bei", so die Ministerin.
 

Katrin Kretzmann