Neuburg
"Ich rede nicht über Stillprobleme"

Die Neuburgerin Sandra Wiedemann verdient ihr Geld mit dem Mama-Blog "Kleine Familienwelt"

17.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:56 Uhr
Sandra Wiedemanns Arbeitsplatz im heimischen Wohnzimmer: Sie betreibt den Blog "Kleine Familienwelt". "Viele denken, dass ich nur Geschenke bekomme und so Geld verdiene", sagt die Neuburgerin. Doch jede Zeile sei mit viel Arbeit verbunden. −Foto: Schmidt

Neuburg (DK) Einen leichten Job hat sie nicht - das stellt Sandra Wiedemann klar. Denn mit dem Vorurteil, dass ihr Beruf ein Spaziergang sei, ist die 46-Jährige oft genug konfrontiert. Dabei ist jeder Zeile mit viel Arbeit verbunden: Wiedemann verdient ihr Geld mit Bloggen.

An einen Blog, also eine Mischung aus Online-Magazin und virtuellem Tagebuch, dachte die vierfache Mutter gar nicht, als sie vor etwa fünf Jahren begann, sich mit Anwendungen für das Erstellen von Websites zu beschäftigen "Ich wollte einfach wissen, was hinter den schönen bunten Seiten steckt", sagt sie. "Dann war die Seite fertig und ich dachte mir - was mache ich jetzt damit?" Da kam ihr die Idee, einen Blog zu starten - noch als ein Hobby.

Knapp zwei Jahre später begegnete Wiedemann dann den sogenannten Mama-Blogs, also Plattformen, auf denen Mütter ihre Erfahrungen zu Produkten, aber auch Persönliches zum Thema Erziehung preisgeben. "Da dachte ich mir: ,Auf so einer Seite halte ich mich viel lieber auf'." Und so war ihre neue Seite, die "Kleine Familienwelt", geboren. Ein Familienmagazin sollte es sein, aber nicht zu persönlich. "Ich rede nicht über Wochenbettdepression oder Stillprobleme."

Wiedemann kündigte ihren Job und wurde selbstständig. Seither arbeitet sie als Bloggerin. Doch deshalb unterscheidet sich ihre Arbeit nicht sehr von der anderer Menschen, die von Zuhause aus arbeiten. Mit Laptop und Smartphone setzt sie sich an den Küchentisch. Dann schreibt sie Texte, macht Fotos - und korrespondiert mit Firmen. Denn so verdient Wiedemann Geld mit der "Kleinen Familienwelt". Firmen schicken ihr Produkte, die sie auf ihrem Blog rezensiert. Entweder sie darf dafür das Produkt danach behalten oder die Firmen zahlen für diese Art von Werbung. Eine namhafte Firma für Babynahrung hat schon mit ihr zusammengearbeitet, genauso wie ein Autobauer. "Viele denken, dass ich nur Geschenke bekomme und so Geld verdiene, aber ich muss viele Kanäle bedienen und gucken, dass ich am Ende des Monats genug für mein Halbtagsgehalt zusammenbekommen habe." Kein Monat sei kalkulierbar, und wenn Wiedemann krank ist, verdient sie kein Geld. Klassisch selbstständig also.

Auch auf Reisen haben Hotelbetreiber die Familie schon eingeladen. "Natürlich ist das schön, nichts bezahlen zu müssen", sagt die 46-Jährige, "aber ich muss dafür auch arbeiten. Die Auftraggeber erwarten, dass ich, während ich im Hotel bin, die sozialen Netzwerke bediene und spätestens, wenn ich wieder zu Hause bin, einen Beitrag auf den Blog stelle. Das ist ein anderer Urlaub als sonst, wenn wir wegfahren und mir alles egal sein kann."

Doch Wiedemann stellt auf den Blog nicht nur Inhalte, die aus einer Kooperation entstehen. "Gut 20 Prozent der Beiträge mache ich übers Basteln, über Bücherrezensionen oder andere Projekte, die mir am Herzen liegen." Drei bis vier Beiträge stellt sie insgesamt pro Woche online. Bei der Formulierung der Posts achtet Wiedemann auf die sogenannte SEO-Optimierung. Das bedeutet, dass zum Beispiel Schlagwörter und Überschriften so gewählt sind, dass sie über Suchmaschinen gut gefunden werden. Gut 30000 Internetnutzer sehen sich den Blog im Monat an.

Zusätzlich bedient die Neuburgerin andere Plattformen, um neue Beiträge auf ihrem Blog zu bewerben: Facebook, Instagram und Pinterest. Dort kommen auch oft Leser auf sie zu, fragen sie zum Beispiel nach ihrer Meinung. Doch die meisten Rückmeldungen kriegt Wiedemann, wenn sie etwas verlost: "Dann sind alle dabei", sagt sie und lacht.

Schiefe Blicke von anderen, weil sie ihr Geld mit Bloggen verdient und auch von Zeit zu Zeit Fotos ihrer Kinder ins Netz stellt, kriegt Wiedemann selten ab. "Viele wissen nichts von dem Blog. Und wenn sie es wissen, fragen sie nur, wie man damit Geld verdient." Die Familie indes kennt es gar nicht anders, Wiedemanns jüngste Tochter, sieben Jahre alt, hat sich von Mama schon eine Internetadresse reservieren lassen.

Als Ziel hat sich die 46-Jährige gesetzt, bis Jahresende ein neues Design für den Blog zu erstellen. "Außerdem will ich den Magazincharackter vertiefen", erklärt sie. Schließlich seien ihre Kinder nicht für immer klein, die Themen werden sich verändern. Und auch die Branche sei stetig im Wandel, viele junge Frauen würden das Berufsbild für sich entdecken. "Langweilig wird es nie."

Sophie Schmidt